Spender für erkrankten Mitbürger gesucht Riesiger Andrang bei Typisierungsaktion - 500 Grafschafter wollen helfen

GRAFSCHAFT · Mit so einem Ansturm hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet: Die Organisatoren der Typisierungsaktion für künftige Stammzellenspender wurden schon zu Beginn der Veranstaltung förmlich überrannt, die Schlange der Menschen, die sich als Stammzellenspender in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen wollten, reichte vom Bürgerhaus bis auf den Parkplatz.

 Ein kleiner Pieks, Pflaster drauf - fertig. 500 Grafschafter sind bereit, Stammzellen zu spenden.

Ein kleiner Pieks, Pflaster drauf - fertig. 500 Grafschafter sind bereit, Stammzellen zu spenden.

Foto: Jost

Insgesamt nutzten mehr als 500 Menschen die Gelegenheit, unter dem Motto "helft zu helfen" zu einem potenziellen Lebensretter zu werden. Wie berichtet, wird für einen Grafschafter ein Spender gesucht.

"In den ersten 50 Minuten hatten wir schon genau 100 Spender zur Ader gelassen", freute sich Schirmherr Bürgermeister Achim Juchem über den unerwarteten Erfolg der Hilfsaktion, die von der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Grafschaft in Zusammenarbeit mit der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel und der DKMS vorbereitet worden war. Die ursprünglich eingerichteten sieben Blutabnahmestellen hätten bei weitem nicht ausgereicht, so habe man blitzschnell improvisiert und vier weitere Plätze eingerichtet. Ein vielköpfiges Ärzte- und Krankenschwestern-Team nahm stundenlang ununterbrochen in elf abgetrennten Kabinen den Spendern jeweils ein Schnapsglas Blut für die Typisierung ab.

Wie viele andere auch durchlief Kai Orth aus Lantershofen die Prozedur, die mit der Datenerfassung begann, wo mehr als ein Dutzend Helfer die persönlichen Daten der Spendenwilligen aufnahmen und in ein spezielles Formular übertrugen, das die Spendenwilligen anschließend zusammen mit ihren jeweiligen Probenröhrchen mit sich führten. Schließlich müsse man ja die Blutröhrchen ganz sicher dem jeweiligen Spender zuordnen können, so Nicola Wenderoth von der DKMS. Bei der Zwischenkontrolle wurde dies noch einmal überprüft, bevor es "zur Sache" ging. Das war allerdings nur eine Angelegenheit von einer Minute: ein kleiner Pieks ließ ein paar Milliliter Blut ins Röhrchen fließen, Pflaster drauf - fertig. Damit ging es dann zur Endkontrolle, wo noch einmal alles auf seine Richtigkeit überprüft wurde.

"Genau wie bei einer ganz normalen Blutabnahme beim Hausarzt", wusste Ärztin Inge Manheller, die sich ebenso wie ihre beiden Kollegen Thomas Kemkes und Ulrich Michels aus der Ringener Gemeinschaftspraxis für den guten Zweck zur Verfügung stellten und dazu noch das gesamte Praxisteam mitbrachten.

Insgesamt waren mehr als 100 Unterstützer im Einsatz, freute sich Achim Juchem auch darüber, dass viele der Spender sich spontan angeboten hätten, als Helfer mitzuwirken. Onkologe Alex Nacke mit seinem Praxisteam und auch das Rote Kreuz kümmerten sich ebenfalls um den medizinischen Teil, doch das Gros des Organisationsteams wurde von der Feuerwehr Grafschaft und der Volksbank gestellt, die so ihrem Kollegen Stefan helfen wollten. "So einen kleinen Pieks kann man ruhig in Kauf nehmen, um seinem Kollegen möglicherweise das Leben zu retten", sah etwa Volksbank-Mitarbeiterin Andrea Kurthmüller aus Löhndorf es als selbstverständlich an, dabei mitzumachen.

Krankenschwester Andrea Martino (Bonn) hatte über den General-Anzeiger von der Aktion erfahren und nutzte die Gelegenheit, über ihren Beruf hinaus auch in ihrer Freizeit anderen Menschen zu helfen. Sie brachte auch einige Freunde mit, damit möglichst viele Spender getestet werden können. "Schließlich kann es jeden treffen", meinte auch Thomas Gerharz (Gelsdorf) und sah es fast schon als Pflicht an, sich registrieren zu lassen, wenn man sich für seine Mitmenschen und für das Zusammenleben in einer Gemeinde interessiere.

Allerdings kostet jede einzelne Typisierung 50 Euro, die von der DKMS getragen werden müssen. Geldspenden waren daher ebenfalls willkommen. Mittlerweile seien bereits mehr als 15 000 Euro an Spenden für die Typisierungsaktion in Ringen eingegangen, hieß es gestern.

Weitere Informationen gibt es hier.

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