Sankt Lambert in Lantershofen Studienhaus hat schon 469 Priester hervorgebracht

LANTERSHOFEN · Wenn Speditionskaufmann Johann-Peter Cremer heute im Sauerland Menschen tröstet und ihnen mit Rat zur Seite steht, dann denkt er an Lantershofen, an Kenia, an Tansania. Urlaubserinnerungen? Weit gefehlt.

 Das Studienhaus Sankt Lambert hat seit 1978 in der Burg Lantershofen eine feste Bleibe.

Das Studienhaus Sankt Lambert hat seit 1978 in der Burg Lantershofen eine feste Bleibe.

Foto: GÜNTHER SCHMITT

Und Johann-Peter heißt er schon lange nicht mehr. Der heute 62-Jährige gehört seit 1978 der Abtei der Missionsbenediktiner Königsmünster in Meschede an. Zunächst als Laienbruder, seit 1984 als Pater, also Ordensbruder und Priester.

Auf dem Weg dahin, war die Grafschaft seine erste Station. Denn Pater Petrus, wie er heute genannt wird, gehörte 1983 zu den frühen Absolventen des Studienhauses Sankt Lambert in Lantershofen. Das Studienhaus ist eine Fakultät der besonderen Art. Es ermöglicht seinen Studenten die Priesterausbildung auf dem dritten Bildungsweg, ist quasi ein Priesterseminar für Spätberufene. Es wurde 1972 vom damaligen Trierer Bischof gegründet und hat seitdem 469 Absolventen hervorgebracht, die zum Priester geweiht wurden.

Unter ihnen Pater Petrus, der 20 Jahre lang, von 1985 bis 2005, ein Priesterdasein der besonderen Art lebte. Etliche Monate pro Jahr verbrachte er als Missionar in Kenia und in Tansania. Jeans und T-Shirt - im "Kampfanzug Gottes" gab es für Pater Petrus in seinen Missionsstationen keinen Motor, den er nicht wieder ans Laufen bekam, und kein Boden war zu hart, um nicht einen Brunnen zu bohren. Für den Nachschub an Messwein sorgten Freunde aus Ahrweiler, die er als Student in der "Kaplansfabrik" kennengelernt hatte. Bei ihnen verbrachte er auch seinen Heimaturlaub, denn mit 120 Mark Taschengeld im Monat kam man als Missionar in Deutschland nicht weit. Die Gegenleistung: Hochzeitsmessen und Kindstaufen.

Tausende Erwachsene hat Pater Petrus in Afrika ebenfalls getauft und hatte ob seines roten Bartes und seiner sonoren, tiefen Stimme dort den Spitznamen "ngurumo ya simba", was so viel heißt wie "Gebrüll des Löwen". Ora et labora, bete und arbeite, damit hat der gebürtige Kölner, dessen Bart heute grau ist, in der Mission überzeugt.

Überzeugt ist er heute noch vom "Lantershofener System". Wie auch Monsignore Michael Bollig. Für den 45-jährigen Regens, sprich Leiter des Studienhauses, bedeutet Priestersein "im täglichen Blick auf Jesus Christus Mut und Kraft zu schöpfen für meinen Dienst als Regens und für mein Leben in der Nachfolge. Es bedeutet aber auch, die Sorgen und Nöte, der Menschen und der Welt an mich heranzulassen."

Das wollen er und seine Dozenten neben viel Theologie den derzeit 42 Studenten aus 18 Bistümern und sechs Ordensgemeinschaften vermitteln. Seit 2006 leitet der frühere Hochschulpfarrer von Trier das Priesterseminar, war vorher dort Dozent. Seit September vergangenen Jahres hat der frühere Kaplan von Ahrweiler 17 Neuzugänge zwischen 25 und Anfang 50, die auf Burg Lantershofen im modernen Appartementhäusern leben. "Auf alle warten vier Jahre, die bei uns nach dem amerikanischen System in Trimester unterteilt sind", sagt Bollig. "So sparen die Studenten in Lantershofen gegenüber der Uni ein ganzes Jahr. Denn die Ferien sind knapp bemessen."

"Das ist Büffeln pur", erinnert sich Pater Petrus. "Doch ganz ohne Labsal geht es auch nicht", sagt er und denkt schmunzelnd an gemütliche Abende mit seinen Kommilitonen in der Ahrweiler Altstadt. Dort hat er auch seine "Freunde fürs Leben" kennengelernt, die sich auch heute noch über jeden Besuch freuen. Und dazu gehört dann immer eine Stippvisite in der Lantershofener Kirche Sankt Lambertus.

Und was sagt ein heutiger Student? "Ich möchte Menschen in all ihren Lebenssituationen begleiten. Das kann ich als Priester ", sagt der ehemalige Altenpfleger Henric Kahl. Der 25-Jährige ist unter den Studenten eine Art Exot. Denn er war evangelisch und ist vor sieben Jahren zum katholischen Glauben übergewechselt. Und war sofort Messdiener: "Davon haben wir bei uns in der Mecklenburger Diaspora nicht so viele." Für ihn gilt das Jesus-Wort aus dem Johannes-Evangelium "Nicht Ihr habt mich, ich habe Euch erwählt." Die Geschichte von Pater Petrus lässt grüßen.

Und: Nur ganz wenige Seminaristen haben in den vergangenen mehr als 40 Jahren einen Rückzug gemacht. Das bestätigt Regens Bollig. Dessen Vorgänger, Stephan Ackermann (Trier) und Felix Genn (Münster), sind heute deutschlandweit bekannte Bischöfe. Letzter stammt übrigens aus dem Kreis Ahrweiler. Genn wurde in Burgbrohl geboren und ist am Laacher See aufgewachsen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort