Kita-Provisorium in der Grafschaft Stuttgarter Waldorfschüler bauen Kinderspielplatz in Ringen

Ringen · In Windeseile entstanden an einem Kita-Provisorium in der Grafschaft Kletterparadies und mehr.

 Wildes Treiben nach der Einsegnung des neuen Spielplatzes in Ringen.

Wildes Treiben nach der Einsegnung des neuen Spielplatzes in Ringen.

Foto: Martin Gausmann

Die Kinder des Blandine-Merten-Hauses haben nach der Flutkatastrophe eine lange Odyssee hinter sich. Ihre total zerstörte Kita wurde abgerissen, während die Kids aus den sieben Gruppen zunächst auf andere Einrichtungen verteilt und damit die Freundeskreise auseinandergerissen wurden. Danach stand die Unterbringung in einem Zelt auf dem Lantershofener Sportplatz an, wo sich schnell Nagetiere einnisteten und die Kinder vertrieben. Erst neun Monate nach der verheerenden Flut konnte man eine Containerlösung im Innovationspark Rheinland bei Ringen beziehen. Diese bietet 125 Kindern ab einem Jahr Platz. Was noch fehlte, war ein bespielbares Außengelände. Inzwischen ist auch dieses fertig, am Freitag war offizielle Einweihung.

Theresa und Tobias Pfanner waren zur Eröffnung noch sichtlich beeindruckt von dem, was in den vergangenen beiden Wochen buchstäblich über sie hereingebrochen war. Die beiden Mitglieder des Elternausschusses hatten sich wegen der fehlenden Spielmöglichkeiten an die Aktion „Deutschland hilft“ gewandt, die einen Spielcontainer im Ahrtal finanziert hatte. Hinter dem Projekt stand der Verein „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ mit seinem Team der Notfallpädagogik. Für die Waldorfpädagogik setzt sich der Verein weltweit ein. Die Notfallpädagogik war nach der Flut im Ahrtal auch hier tätig geworden, musste das Blandine-Merten-Haus aber mangels Container auf November vertrösten.

Rund um die Uhr geschuftet

Und dann ging alles ganz schnell: Am Fronleichnamstag erhielten die Pfanners einen Anruf, dass ein geplanter Spielplatz in Kreuzberg nicht errichtet werden und in der Grafschaft erstellt werden könne. Binnen weniger Stunden musste das „OK“ der Kindergartenleitung und der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler her. Das klappte. Ein Orga-Team wurde gebildet, mit im Boot saß auch der Verein „KuKuk Kultur“ aus Stuttgart. Zur Aufgabe hat der Verein es sich gemacht, kreative, künstlerisch wertvolle geschützte Räume für Kinder zu schaffen, wo sie sich im freien Spiel entfalten und die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen können.

Gesagt, getan. Am vergangenen Sonntag kamen rund 30 Zehnt- bis Zwölftklässler der Waldorfschule Silberwald aus Stuttgart in der Grafschaft an. Sie schufteten von Montag bis Donnerstag beinahe rund um die Uhr, bauten unter der Leitung von „KuKuk“ ein riesiges Klettergerüst samt Rutsche, zwei Sandkästen, Netzschaukeln oder mit Toren einen kleinen Fußballplatz. Sonnensegel wurden gespannt, Hecken und Bäume gepflanzt. Dabei war die Kreativität der hoch motivierten Jugendlichen gefragt, alle konnte ihre Ideen einbringen, und am Freitagmorgen stand fast alles. Sogar der TÜV hatte den neuen Spielplatz schon abgenommen, als Pastor Stenz Macher und Kinder segnete und Vertreter von „KuKuk“, der Waldorfschule, der Gemeinde Grafschaft und der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie des Trägers nur lobende und dankende Worte fanden. Für Kindergartenleiter Stefan Ibs, der sich wie kein anderer über die Aktion freute, blieb das Kommando, dutzende Luftballons steigen zu lassen und den Kindern ihr neues Spielgelände freizugeben.

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