Kirche auf der Grafschaft "Vater-Unser" in der Analyse: „Was beten wir da eigentlich?“

LANTERSHOFEN · Das Burgforum im Studienhaus Sankt Lambert in Lantershofen beschäftigte sich mit dem „Vater unser“. Das Grundgebet des Christentums wurde Gegenstand einer lebhaften Diskussion.

 Jürgen Werbick sprach beim Burgforum.

Jürgen Werbick sprach beim Burgforum.

Foto: Martin Gausmann

Das „Vater unser“ ist das Grundgebet des Christentums. Es ist seit 2000 Jahren omnipräsent. „Aber was beten wir da eigentlich“, fragte der Fundamental-Dogmatiker Professor Jürgen Werbick rund 40 Besucher im Studienhaus Sankt Lambert in Lantershofen. Dort fand wieder einmal ein Burgforum statt, zu den Seminaristen gesellten sich etliche interessierte Bürger, nicht nur aus Lantershofen.

Werbick, der 1994 dem Ruf an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster folgte, wo er an der Katholisch-Theologischen Fakultät als Nachfolger von Johann Baptist Metz den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie übernahm, beschäftigte sich in seinem einstündigen Vortrag mit längst nicht allen Facetten und Bitten, die das Gebet beinhaltet, referierte aber über einige wesentliche Inhalte und warf dabei eine Fülle von Fragen auf, die auch er nicht zu beantworten wusste.

Dabei machte er deutlich, wie alt der Text des Gebets ist und dass dieses förmlich aus einer anderen Welt stamme. Ausführlich beschäftigte er sich mit der Sinnhaftigkeit eines Bittgebets. „Ist es adäquat, ums tägliche Brot zu bitten“, fragte der Theologe und sah in den Bitten in erster Linie die Bitten um Gott, dass den Inhalt des Gebets ausmache. Werbick sparte dabei nicht mit kritischen Bemerkungen. So widersprach er dem spätmittelalterlichen Theologen und Philosophen Meister Eckhart, der in seinen Predigten unter anderem ausführte, man wolle mit den Bitten nicht Gott, sondern bloß einen Nutzen haben.

Was bedeuten die Bitten im Gebet?

Werbick wurde konkreter und teilte das Vater unser auf, betitelte die Bitte „Dein Reich komme“ als Zentrum eines ersten Teils des Gebets. Damit verbunden sei die Bitte um die Heilung seines Namens. „Aber was heißt das? Das verstehen wir nicht“, so Werbick. „Dein Wille geschehe“, eine weitere Bitte. All diese Aussagen seien in der Zusammenfassung als Bitten um Gott zu sehen, betonte der Professor.

Doch was ist mit dem Bitten ums tägliche Brot? War dies nicht vielleicht eine ganz natürliche Bitte, weil das Gebet doch aus einer anderen Zeit komme. Steht dahinter möglicherweise die einfasche Bitte von Bettelmönchen, die damals die Lehren Christi verbreiteten? Oder drohte das Volk, dass aus Ägypten auszog, nicht nur körperlich, sondern auch geistig zu verhungern? Werbick zitierte den Evangelisten Lukas, der in seiner Schrift deutlich machte: „Bittet und es wird euch gegeben. Denn wer bittet, der ist schon dabei, zu empfangen.“ Der Autor und Theologe fragte weiter: „Und wofür steht dieses Brot? Was ist die Nahrung, um die wir Gott bitten?“

Mit seiner Auslegung der Vaterunser-Bitten rückte Jürgen Werbick das christliche Beten in ein anderes Licht und nahm die Herausforderungen auf, in die man hinein gerät, wenn man den Wortlaut der Bitten Ernst nimmt und ins Gebet zu nehmen versucht. Mit seinen Fragen in Lantershofen regte er auf alle Fälle eine lebhafte Diskussion unter den Besuchern des Forums an.

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