Wachtberg und Grafschaft Volksbank: Keine Fusion mit Grafschaft

WACHTBERG · Wichtige Versammlungen können ihre Eigendynamik entfalten. Diese Erfahrung bestätigte sich bei der Generalversammlung der Volksbank Wachtberg, die am Donnerstagabend mit einem Paukenschlag endete. Um 22.25 Uhr stand fest: Die vom Vorstand angestrebte Verschmelzung mit der Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg wird es vorerst nicht geben.

 Da stand sie noch, die breite Mehrheit: Abstimmung über den Jahresabschluss.

Da stand sie noch, die breite Mehrheit: Abstimmung über den Jahresabschluss.

Foto: Schmelzeisen

Mit 161 von 251 Stimmen wurde die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit um 28 Stimmen verpasst. 90 Mitglieder stimmten gegen die Fusion.

Mit der Bekanntgabe des Ergebnisses, dem Dank an die eifrigen Helferinnen der KG Grün-Gelb sowie der Ehrung mehrerer Mitarbeiterinnen war abrupt das nüchterne Ende einer fast vierstündigen Sitzung gekommen, in deren Verlauf lange Zeit alle Zeichen auf einen erfolgreichen Fusionsbeschluss standen.

Ausführlich hatten Vorstand und Aufsichtsrat vor den rund 300 Anwesenden in der voll besetzten Fritzdorfer Mehrzweckhalle zunächst einen Lagebericht skizziert, der sich in knappen Worten wie folgt beschreiben lässt: Die Volksbank Wachtberg ist gesund, pflegt bewusst ihre konservative, von Transparenz und Bodenhaftung geprägte Geschäftspolitik, legt Wert auf Kundennähe, meidet Risiken und vermag ihren Erfolg auch anhand der Geschäftszahlen sowie den zuletzt gewährten Dividendenausschüttungen zu belegen.

Allerdings - und hier folgte das Wasser, welches von den Hauptrednern in den Wein gegossen wurde - wüchsen die Bedrohungen für die Volksbank: "Die staatliche und suprastaatliche Regulierungswut nimmt stetig zu und erfordern erhebliche Mehrleistungen", klagte Vorstandsmitglied Josef Honnef. Sage und schreibe 773 Rundschreiben, so Honnef, habe das Institut zuletzt in drei Monaten erhalten, welche von den jeweils zuständigen Mitarbeitern gelesen und bearbeitet werden müssten.

"Wir kommen zu nichts anderem mehr", so Honnef, der die Gelegenheit zu einem verbalen Rundumschlag gegen das Geschäftsgebaren der Großbanken und die undifferenzierte Regulierung durch die Politik nutzte. Co-Vorstand Franz Matern führte zudem die sinkende Zinsspanne ins Feld, angesichts derer man sich auf lange Sicht um die Existenz der Volksbank sorgen müsse.

Bis hierhin mochte auch die Versammlung der Argumentationskette des Vorstands folgen und honorierte dessen geleistete Arbeit bei mehreren Gelegenheiten mit anhaltendem Applaus.

In der Fragerunde kristallisierten sich jedoch mehrere Aspekte heraus, die von Teilen der Mitglieder kritisch gesehen werden: So ging es ihnen um die langfristige Sicherung der Belegschaft und deren Arbeitnehmervertretung durch einen - erst kürzlich gewählten - Grafschafter Betriebsrat, die Garantie auf Fortbestand der drei Filialen in Wachtberg und das künftige Mitspracherecht der Mitglieder im Wege der Vertreterversammlung angesichts der befürchteten Dominanz der doppelt so großen Raiffeisenbank.

"Wir werden", sagte der sichtlich mitgenommene, aber gefasst wirkende Josef Honnef am Ende, "das Ergebnis akzeptieren und daran arbeiten, das Schiff weiterhin auf Kurs zu halten".

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