Dorfgemeinschaft in Lantershofen „Wir haben eine positive Vereinsmeierei“

LANTERSHOFEN · Eines hat Leo Mattuscheck in 13 Jahren als Ortsvorsteher von Lantershofen erfahren: „Man kann viel bewegen und ist unter den Leuten.“ Mit Planung und Bau eines Radwegs von Lantershofen hinunter in die Kreisstadt fing seine Zeit im Ehrenamt an.

Jüngstes Opus ist der Kauf des Gebäudes des ehemaligen Winzervereins durch die Gemeinde Grafschaft und der Um- und Ausbau zum Dorfhaus als Heimat für die vielen Lantershofener Vereine. In den 13 Jahren ist dem Wahl-Lantershofener klar geworden: „Man kann nur etwas erreichen, wenn man Menschen hat, die mitmachen. Man steht und fällt mit denen, die einen unterstützen.“ Menschen, die mitziehen, hat er gefunden. Er ist ihnen dankbar.

Leo Mattuscheck ist im rheinland-pfälzischen Kastel-Staadt aufgewachsen, kam als Soldat an die Ahr und lebt seit 1979 in Lantershofen mit derzeit etwa 1500 Einwohnern. Rückblickend nennt er den Radweg entlang der Landesstraße hinunter ins Ahrtal ein „irres Projekt“. Was folgte, war das neue Buswartehäuschen, dann der Birnensortengarten mit 55 Bäumen von 29 verschiedenen Sorten. Als besonderes „Bonbon“ betrachtet er einen vom Trierer Bischof gespendeten Baum. Die erste Ernte zeigte: ein Apfelbaum. Übrigens wurden 22 Bäume als Öko-Ausgleichsmaßnahme vom Land gepflanzt, die anderen stellten Sponsoren zur Verfügung.

Birnbäume gehörten früher zu Lantershofen, ursprünglich hätten da 500 Stück gestanden, berichtet Mattuscheck. Sie seien teils ihrem Alter, teils der Flurbereinigung zum Opfer gefallen. Darum also der Birnengarten, der trotz des einen Apfelbaums bereits Einzug in die Literatur gehalten hat: im Reiseführer „111 Orte in der Eifel, die man gesehen haben muss“.

Mit dem gut acht Kilometer langen Birnen-Rundwanderweg durch Lantershofen und um den Ort herum widmeten sich Mattuscheck und seine Mitstreiter weiter dem traditionellen Obst. Der Weg imponiert vor allem durch künstlerisch gestaltete Holzobjekte entlang der Route – ein 100 000-Euro-Projekt, realisiert mit Unterstützung der EU, berichtet Mattuscheck. Besonderer Hingucker ist das „fliegende Dach“.

Dank des Birnengartens und der Holzobjekte sowie der aktiven Mitglieder in den Vereinen konnte sich Lantershofen über eine Reihe von Auszeichnungen freuen, so im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ und im Holz-Wettbewerb „pro Klima“. Entwickelt worden sind die Projekte in dem 2007 gegründeten Förderverein „Zukunft Lantershofen“. Vorsitzender ist Leo Mattuscheck, der auch als Mitbegründer und Geschäftsführer dem Vorstand der 1979 neu organisierten Bürgervereinigung angehört. Die Bürgervereinigung mit 260 Mitgliedern hat sich vor allem Brauchtumspflege auf die Fahne geschrieben.

Brandaktuell ist das Bürgerhaus im alten Winzerverein, den die Gemeinde Grafschaft gekauft hat, um ihn für das Dorf zu erhalten. In neun Monaten wurde das Traditionsobjekt umgebaut und erweitert, 1,5 Millionen hat die Gemeinde auf den Tisch gelegt, und die Bürger haben sich mit viel Eigenleistung beteiligt. Da gibt es neuerdings ein Foyer und den großen Saal als Kleinkunstbühne für verschiedene Zwecke. Ob Musik, Kabarett, Comedy: Unter dem Stichwort „Kulturlant“ ist da ständig was los. Außerdem haben die zahlreichen anderen Dorfvereine Platz für ihre Aktivitäten, das Haus ist immer ausgebucht. Und: Die Vereine dürfen das Haus kostenlos nutzen.

Roland Schaaf ist Vorsitzender des Trägervereins, der sich um die Belange des Dorfhauses kümmert. Während der Keller noch warten muss, sind die Außenanlagen schon ansprechend mit Schiefer und Rebstöcken gestaltet. Künftig sollen dort auch die Negativformen der Metallfiguren vom Dorfeingangsplatz aufgestellt werden, sagt Mattuscheck. „Wir haben eine positive Vereinsmeierei“, beschreibt der Ortsvorsteher das Miteinander in Lantershofen.

Das Dorf inmitten der Weinberge über dem Ahrtal war schon immer etwas anders: Bei Gründung der Gemeinde Grafschaft 1974 wollten die Lantershofener ausscheren, obgleich sie zuvor zur Bürgermeisterei Gelsdorf und später zum Amt Ringen gehört hatten. Für 2019 planen sie eine 1000-Jahr-Feier, die sich auf die erste urkundliche Erwähnung von Lantershofen im Jahre 1019 bezieht. Dabei geht es um eine Schenkung des Kaisers Heinrich II. Wenn Mattuscheck auch davon ausgeht, dass das Dorf eigentlich schon viel älter ist, haben die Vorbereitungen für die 1000-Jahr-Feier begonnen.

Eine große Rolle spielt das kirchliche Leben, da die ehemalige „Burg“, das Studienhaus Sankt Lambert, mittlerweile Deutschlands größtes Priesterseminar beherbergt. Die Einrichtung und die dortigen Studenten sind voll in das Dorfleben integriert, freut sich Mattuscheck. Schon 600 Priester aus vielen Diözesen und Ordensgemeinschaften wurden dort ausgebildet, und das Studienhaus habe einen Ruf bis nach Rom. Mit dem Lehrkörper hat es auch einiges auf sich. Die Regenten Felix Genn und Stephan Ackermann wurden zu Bischöfen ernannt und leiten die Diözesen Münster beziehungsweise Trier. Helmut Dieser ist Bischof von Aachen, und Robert Brahm, der auch Pfarrer auf der Grafschaft war, ist jetzt Weihbischof in Trier. Ortsvorsteher Mattuscheck schätzt das gute Miteinander zwischen Dorf, Priesterseminar und Kirche.

Es gibt einen Kindergarten und einen Jugendraum, der als „offener Treff“ geführt wird, das Sportlerheim am Sportplatz ist modern, es gibt die Lambertushütte und die Mehrzweckhalle. Zusammen mit dem Winzerverein haben die Lantershofener viele Möglichkeiten, ihre Aktivitäten zu entfalten. „Ich kann gar nicht erzählen, was Lantershofen alles zu bieten hat“, fasst Mattuscheck zusammen. Eine neue Idee: Der Ort soll „ein Museum für alte Schätzchen“ wie die ehemalige Turmuhr erhalten.

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