Zwischen Hoffen und Wünschen

Rhein-Sieg-Kreis/Ahrweiler · Die Kassen der Kommunen sind leer, doch die Pläne groß: Hallenbad, Factory Outlet Center und Abtei.

Das Jahr 1912 bescherte der Menschheit eine archäologische Sensation. Ludwig Borchardt buddelte am 6. Dezember die Büste der Königin Nofretete aus dem ägyptischen Sand. Das Werk des Bildhauers Thutmosis war zu diesem Zeitpunkt etwa 3200 Jahre alt. Nofretetes Wert schätzen Experten auf 300 Millionen Euro, weshalb die Wächter im Ägyptischen Museum in Berlin besonders gut auf sie aufpassen. Eine weitere Sensation vor 100 Jahren war die "Titanic", die dadurch berühmt wurde, dass sie Jahrzehnte später einem Satire-Magazin den Namen gab.

Was mag uns das Jahr 2012 so alles an Sensationen servieren? Exakte Vorhersagen sind äußerst schwierig, wie die Geschichte der Zukunftsforschung bisher gezeigt hat. In den 1960er Jahren glaubte die Avantgarde unter den Stadtplanern doch ernsthaft, man könne eine "autogerechte Stadt" bauen. Völlig daneben, diese Prognose. Städte sollten eher für deren Bewohner, die Menschen, konzipiert sein, erkannte man schnell.

Factory Outlet Center - von den einen gewünscht, von den anderen verwünscht

Dagegen erkannte in den 80ern kaum jemand, dass schon bald nahezu jedes Kind mit einem Handy ausgestattet sein würde. Was man ohne Risiko voraussagen kann: Auch die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis und an der Ahr werden 2012 über fehlendes Geld jammern. Doch war das jemals anders? Auch vor der Finanzkrise stöhnten die Kämmerer beim Blick in ihre Kassen. 2012 stehen keine Wahlen an, so dass die Lokalpolitiker sich intensiv um wichtige Projekte kümmern können: Kommt das von der Grafschaft ge- und vom Rhein-Sieg-Kreis verwünschte Factory Outlet Center?

Werden in Rheinbach und Alfter Gesamtschulen eingerichtet? Was wird aus der von den Benediktiner-Mönchen verlassenen Siegburger Abtei? Finden die Königswinterer eine Lösung für die Frage, wo künftig ein Hallenbad angesiedelt sein soll? Wie auch immer diese Fragen beantwortet werden: Sensationen sehen anders aus. Wir wären ja schon mit einem schönen Sommer zufrieden. Und dass unsere Fußballer Europameister werden.

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