Will ZF nach der Flut auf die Grafschaft ausweichen? Ausschuss fordert Klarheit von Autozulieferer

Grafschaft · Der Grafschafter Hauptausschuss hat die Verwaltung der Gemeinde beauftragt, vor weiteren Beratungen eine Unternehmensaussage von ZF einzuholen. Es soll geklärt werden, ob der Autozulieferer nach der Flut definitiv auf die Grafschaft ausweichen will.

 Perspektive aus der Luft: Links ist das bisherige Gelsdorfer Gewerbegebiet zu sehen, Rechts die potenzielle Fläche für den Autozulieferer ZF.

Perspektive aus der Luft: Links ist das bisherige Gelsdorfer Gewerbegebiet zu sehen, Rechts die potenzielle Fläche für den Autozulieferer ZF.

Foto: Martin Gausmann

Ausgiebig ist im jüngsten Grafschafter Hauptausschuss über eine mögliche Umsiedlung des Werks der ZF Friedrichshafen AG nach Gelsdorf diskutiert worden. Das Werk des Autozulieferers in Ahrweiler war während der Flutkatastrophe stark betroffen. Kurze Zeit später hatte die Werksleitung erklärt, den Standort verlagern zu wollen (der GA berichtete).

Nachdem der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem (CDU) eine Anfrage nach möglichem sofort verfügbarem Bauland negativ beschieden hatte, schaltete sich das Land ein. In der Folge fand sich eine 2,4 Hektar große Fläche in einem Erweiterungsbereich des Gewerbeparks Grafschaft bei Gelsdorf. Die war ursprünglich für Grafschafter Unternehmen gedacht, an die aber noch nicht vergeben wurde. Dennoch: Die Nachfrage ist größer als das Angebot.

Da ZF Rahmenbedingungen für seine Standortverlagerung vorgegeben hat, blieb in der Grafschaft das Gelsdorfer Gebiet die einzig mögliche Fläche. Dort wäre auch die Ausweisung eines interkommunalen Gewerbebereichs gemeinsam mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler möglich, was Ziel im Rat der Kreisstadt ist. Würde nun ZF die Möglichkeit eröffnet, in Gelsdorf zu bauen und das Unternehmen nimmt diese Möglichkeit war, wäre eine weitere Ausweisung von Gewerbeflächen für die Grafschafter Unternehmen ebenfalls nur interkommunal möglich, so dass aus den angedachten rund 2,5 Hektar Bedarf das Doppelte würde.Nach dem Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler ist nun der Grafschafter Gemeinderat gefragt, sich für eine von drei Lösungen zu entscheiden: ein Flächenangebot an ZF mit der Schaffung von Ersatzflächen, was dann nur interkommunal geht, ein Flächenangebot ohne Ersatzflächen oder aber gar kein Flächenangebot an ZF.

Grüne gegen Fläche für ZF

Letzteres befürworten die Grafschafter Grünen, die sich generell gegen die derzeit schon im Bauleitplanverfahren befindliche Erweiterung des Gewerbegebiets aussprechen, betonte Sabrina von Boguszewski. Bei der FWG sieht man die interkommunale Zusammenarbeit skeptisch. „Das bringt der Gemeinde Grafschaft keine Vorteile“, so Reinhold Hermann. Widerstand gibt es auch aus der Gelsdorfer Bevölkerung, die bei stärkeren Regenfällen mit Hochwasser zu kämpfen hat und die als einen der Gründe hierfür die Versiegelung im Gewerbegebiet sieht.

Im Hauptausschuss steckten die Fraktionsvorsitzenden nun in einer Sitzungspause noch einmal die Köpfe zusammen und gaben dem Rat im Anschluss einstimmig einen ganz anderen Beschlussvorschlag mit auf den Weg: Demnach soll die Verwaltung vor weiteren Beratungen in den Gremien eine Unternehmensaussage von ZF einholen. Es soll geklärt werden, ob ZF definitiv auf die Grafschaft kommen will. „Wir brauchen restverbindliche Aussage“, sagte Marcel Werner (CDU) an die Adresse von ZF. Richard Horn (CDU) und Hubert Münch (SPD) machten klar, dass es ohne eine Aussage der Werksleitung zu keiner weiteren Beratung kommen könne. „Das ist auch eine grundsätzliche Entscheidung, die Einfluss über die weitere Entwicklung der Grafschaft haben wird,“ so Münch. Daher sei es nun wichtig, nicht über „wenn und aber“ zu spekulieren, sondern Klarheit zu haben. „Wenn wir hier wild diskutieren, machen wir nur die Menschen auf der Grafschaft verrückt“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Bürgermeister Achim Juchem sieht die Grafschaft unterdessen aus Sicht des Unternehmens im Standortwettbewerb mit anderen Kommunen. „Das ist aber nicht unser Problem“, so Juchem. Dem Unternehmen ZF könne man aktuell noch nicht alle Rahmenbedingungen nennen, da Bauleitplanung und Erschließungsplanung noch laufen und das Thema einer Terrassierung ebenfalls noch offen sei. Dennoch werde man eine klare Unternehmensaussage dazu, ob der Standort Gelsdorf definitiv gewollt ist, als Grundlage für weitere Beratungen erbitten.

Die nächste Sitzung des Grafschafter Gemeinderats ist für den 24. März terminiert. Ob das Thema „ZF“ dann beraten wird, hängt davon, ob es bis dahin eine Stellungnahme von ZF gibt.

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