Neue Kosten-Nutzen Analyse soll Klarheit bringen Grüne wehren sich gegen Ortsumgehung Esch

Grafschaft · Während Horst Gies die Umgehungsstraße als dringlicher denn je bezeichnet, spricht die Ökopartei vom Ausnutzen der Flut-Notsituation.

 Eine der Engstellen in der Ortschaft Esch, die an Wochenenden und seit der Flut mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu kämpfen habe.

Eine der Engstellen in der Ortschaft Esch, die an Wochenenden und seit der Flut mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu kämpfen habe.

Foto: Martin Gausmann

Seit Jahrzehnten fordern zahlreiche Bürger von Grafschaft-Esch eine Ortsumgehung. Denn an den Wochenenden wurde der Ort regelmäßig von Fahrzeugkolonnen auf dem Weg ins Ahrtal und zurück geflutet. Aktuell wartet man in der Grafschaft auf eine aktualisierte Nutzen-Kosten- Analyse für eine südlich um den Ort führende Trasse. Die Strecke wird seit langem vorbereitet und soll ins Gewerbegebiet Gelsdorf und von dort weiter auf die Autobahnen A61 oder A565 führen. Zuletzt stellte der Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM), Bernd Cornely, vor Ort jedoch einen negativen Nutzen-Kosten-Analysewert (NKA-Wert) vor und lehnte die geplante Trasse mit Nachdruck ab. Cornely schlug eine Westumgehung vor, die aber im Ort auf Widerstand stößt. Das alles war vor gut drei Jahren, seither wird die Analyse überarbeitet, da einige Faktoren nicht berücksichtigt wurden.

In den Tagen und Wochen nach der Flut im Ahrtal zeigte sich die K35 dann als wichtige Anbindung für Retter, Helfer und im Tal arbeitende Unternehmer, zumal die B267, die durch das Ahrtal führt, noch immer große Schäden aufweist. Wieder gab es große Staus und viel Verkehr durch Esch, was sich aber mit der Installation des Helfer-Shuttle legte.

In dieser Zeit kam das Thema der Umgehung wieder auf, denn der Erste Kreisbeigeordnete Horst Gies (CDU) setzte sich angesichts hohen Verkehrsaufkommens für eine provisorische Herstellung auf der geplanten Südtrasse ein. Gies erneuerte seine Forderung nun noch einmal und sprach davon, die Umgehung sei dringlicher denn je. „Die Entlastung der Ortslage Esch, die zeitgemäße Anbindung der Mittelahr an das Meckenheimer Kreuz ohne Tangierung von Ortslagen sowie die Sicherung einer leistungsfähigen Ausweichstrecke im Hochwasserfall im Ahrtal sind die Argumente, die auf der Hand liegen“, so der Kreisbeigeordnete. Gerade in den kommenden Jahren müsse die touristische Erschließung des Ahrtals weniger über den Individualverkehr, als vielmehr über Shuttle-Busse von der Grafschafter Höhe aus stattfinden. Daher warte man nun gespannt auf die neue Kosten-Nutzen-Berechnung für die K 35.

Vorwurf der Grünen: Wiederaufbaugelder werden zweckentfremdet

Auf wenig Gegenliebe stoßen die neuerlichen Aktionen bei den Grünen. So sprachen Bündnis 90/Die Grünen beim Beschluss eines Grundsatzpapiers zum Neuaufbau des Ahrtals bereits von der Zweckentfremdung der Wiederaufbaugelder von Bund und Ländern. „Aktuell erleben wir, dass teilweise versucht wird, Spendengelder auch für Projekte wie die Umgehungstrasse K35 zu nutzen, die bereits vor der Flutkatastrophe geplant war. Dies ist nicht akzeptabel“, so Stefan Reimann, Sprecher des Grünen-Kreisverbandes Ahrweiler.

Auch die Stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende im Grafschafter Gemeinderat, Sabrina von Boguszewski, sieht eine mögliche Finanzierung eines provisorischen Ausbaus der K35 über den Wiederaufbaufond kritisch und fragt: „Herr Gies, wo ist die Grenze politischer Instrumentalisierung der Flutkatastrophe?“ Boguszewski warf Gies vor, er versuche, die aktuelle Notsituation an der Ahr für den Bau dieser Umgehungsstraße auszunutzen. Sie sieht die Flut unter anderem durch zu intensive Flächenversiegelung begünstigt und befürchtet nun die Versiegelung weiterer Flächen. Zudem verlaufe die geplante Trasse zu großen Teilen durch Landschaftsschutzgebiet und quere das geschützte Biotop Swistbachaue. Die Kommunalpolitikerin erwähnt auch, dass der LKW-Verkehr durch Holzweiler und Esch stetig abgenommen habe. Dass die Brummis aktuell Wirtschaftswege zwischen beiden Orten nutzen, sagt sie nicht, wenn sie zu dem Schluss kommt: „Es ist Aufgabe der Politik, Lebensraum für zukünftige Generationen zu erhalten, anstatt Steuergelder zweckentfremdet für fragwürdige oder umweltschädigende Projekte zu verwenden.“

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