Landgericht Koblenz Hat ein Sinziger das Bettzeug der Ex-Freundin angezündet?

Sinzig/Koblenz · Ein 36-Jähriger aus Sinzig muss sich wegen schwerer Fälle von Brandstiftung und Körperverletzung vor Gericht verantworten. Seine Schuldfähigkeit soll allerdings vermindert sein. Der Grund: Alkohol.

Auf dem Rewe-Parkplatz in Sinzig hat P. sich regelmäßig mit anderen zum Trinken getroffen. Dabei kam es auch zu Gewalt.

Auf dem Rewe-Parkplatz in Sinzig hat P. sich regelmäßig mit anderen zum Trinken getroffen. Dabei kam es auch zu Gewalt.

Foto: Martin Gausmann

Die Anschuldigungen sind schwerwiegend: Die Staatsanwaltschaft wirft einem 36-jährigen Mann aus Sinzig nicht nur schwere Körperverletzung, sondern auch schwere Brandstiftung vor. Alle Taten sollen allerdings im Zustand verminderter Schuldfähigkeit begangen worden sein: P. war stets stark alkoholisiert als er auffällig wurde, zudem waren in aller Regel Drogen im Spiel. Vor dem Landgericht Koblenz musste der Angeklagte nun vor die Richter treten.

Zu den Hauptvorwürfen gehört eine Brandstiftung, die im vergangenen Sommer zu einem heftigen Wohnungsbrand in Sinzig geführt hatte. Den Vorwürfen zufolge stieg P. mithilfe einer Leiter in ein Mehrfamilienhaus ein, verschaffte sich über ein Fenster Zutritt in die Wohnung seiner Ex-Lebensgefährtin, die er dort nicht angetroffen haben will. Aus Neid und Eifersucht, so die Koblenzer Staatsanwaltschaft, habe P. im Schlafzimmer das Bettzeug und die Matratze angezündet. Im Blitztempo hatte sich das Feuer ausgebreitet. Der Angeklagte soll über den Weg, der ihm Einlass in die Wohnung verschafft hatte, auch wieder das Weite gesucht und die Leiter über eine benachbarte Mauer geworfen haben.

P. räumte ein, in die Wohnung geklettert zu sein. Dies aber aus Sorge um seine ehemalige Lebensgefährtin, die hin und wieder epileptische Anfälle bekomme und die Tür nicht geöffnet habe. In der Wohnung habe er sich dann auf das Bett gesetzt und geraucht. „Offensichtlich bin ich kurz eingenickt“, erklärte der Angeklagte den drei Richtern und den Schöffen.

Eine junge Polizistin, die wie drei ihrer Kollegen als Zeugin geladen war, berichtete: „Als wir alarmiert wurden, stand das Zimmer in Vollbrand, das Treppenhaus war verqualmt. Es fiel mir schwer, noch etwas zu sehen.“ Während des Brandes waren mehrere Hausbewohner in ihren Wohnungen, sie mussten mithilfe von Feuerwehr und Polizei evakuiert werden. Eine Mieterin musste jedoch zunächst regelrecht aus ihrer Wohnung befreit werden: Die herbeigerufenen Polizisten traten die Tür ein und brachten die Dame ins Freie.

Zeugenaussagen führten die Beamten schließlich sehr schnell auf die Spur von P., der wenig später festgenommen wurde. „Er leistete keinerlei Widerstand“, berichtete eine weitere Polizeibeamtin. P. habe einen „normalen Eindruck gemacht“ und habe sich trotz einer starken Alkoholisierung klar artikulieren können.

Bereits mehrfach ist P. in Sinzig auffällig geworden. Im der dortigen Obdachlosenunterkunft komme es immer wieder zu Einsätzen der Polizei, oftmals wegen Schlägereien alkoholisierter Männer. Häufig dabei: P., der den Beamten der Polizeiinspektion Remagen, die für Sinzig zuständig ist, aus solchen Zusammenhängen bekannt ist. „Es gab zahlreiche Vorfälle in der Vergangenheit“, so wiederum eine andere Beamtin.

Handgreiflichkeiten auf Parkplatz

Dazu gehört auch, dass er das Fernsehgerät seiner früheren Lebensgefährtin, mit der er seit Neuestem jedoch angeblich wieder zusammen sein will, mutwillig zerstört haben soll. „Das stimmt nicht. Ich bin nach einem Streit mit meiner Freundin über das Kabel gestolpert“, so die Erklärung des 36-Jährigen.

Schwerwiegender dürften die massiven Vorwürfe wegen schwerer Körperverletzung sein. Regelmäßig traf sich P. mit Gleichgesinnten am Rewe-Parkplatz in Sinzig. Dort trank man viel Wodka, Bier, Wein und Whisky, wie P. dem Gericht vortrug. Und ja, auch zu Meinungsverschiedenheiten sei es gekommen. Die wurden zumindest einmal sehr handgreiflich ausgetragen.

P. wird vorgeworfen, einen 25-Jährigen geschubst, geschlagen, getreten und beleidigt zu haben. Schließlich habe sich der Geschädigte auf der Fahrbahn wiedergefunden, zwei Autos hätten gerade noch ausweichen können. Prellungen und Schürfwunden seien die Folge der Attacke gewesen. Die Schlägerei räumte der 36-Jährige ein, allerdings habe er nicht getreten und auch nicht wirklich zugeschlagen. Er sei halt betrunken gewesen. Die von einer Zeugin alarmierte Polizei stellte bei P. schließlich einen Alkoholwert von 2,8 Promille im Blut fest. Einen ähnlich hohen Wert hatte es auch bei der mutmaßlichen Brandstiftung gegeben.

Der 25-jährige Sinziger war ebenfalls zur Hauptverhandlung geladen und bestätigte eine Aussage einer Anwohnerin, nach der er heftigen Schlägen und Tritten ausgesetzt gewesen war. Der junge Mann ist der Polizei jedoch auch nicht unbekannt. Vielmehr sei er ebenso häufig auffällig geworden wie der nun angeklagte P., dessen Aggressionspotenzial als geringer eingestuft wurde als das des bei der Schlägerei geschädigten 25-Jährigen. Mit dem es schon bald eine weitere unangenehme Begegnung geben sollte.

Diesmal geriet man bei einem Grillfest aneinander. Wieder hatte es Beschimpfungen und Beleidigungen gehagelt. P. gab zu, den 25-Jährigen „geschubst und auf den Boden gelegt zu haben“, gewürgt, wie von der Staatsanwaltschaft behauptet, habe er ihn jedoch nicht: „Er hat Luft und alles bekommen.“ Auch da war der Angeklagte wieder stark alkoholisiert. „Er ist ein Besserwisser. Er glaubt, er hat die Macht“, erläuterte der 25-Jährige dem Gericht auf die Frage, wie P. denn einzuschätzen sei. Schon mehrfach sei er von ihm bedroht worden.

An eigene, von ihm verursachte Vorfälle, die Polizeieinsätze auslösten, vermochte sich der Zeuge und Dauer-Kontrahent von P. nicht zu erinnern. Das stehe hier ja auch vor Gericht nicht zur Debatte, ließ er P.`s Rechtsanwalt Joachim Titz aus Oberwinter auf dessen Nachfrage wissen.

Die Verhandlung wird voraussichtlich am Mittwoch, 5. Mai, fortgesetzt.

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