Haltung von Haustieren Höhere Nachfrage nach Hunden im Kreis Ahrweiler

Kreis Ahrweiler. · Das Remagener Tierheim und der Eifelhof Frankenau gucken sich mögliche Halter ihrer Vierbeiner genau an. Vor Weihnachten gibt es einen Vermittlungsstopp.

 Dinah Töpfer vom Eifelhof Frankenau mit ihren vierbeinigen Schützlingen.

Dinah Töpfer vom Eifelhof Frankenau mit ihren vierbeinigen Schützlingen.

Foto: Martin Gausmann

Sie spüren es deutlich. „Um 50 Prozent gesteigert“ hat sich die Nachfrage nach Hunden im Gnadenhof Eifelhof Frankenau seit Beginn der Corona-Pandemie, stellt dessen Leiterin Dinah Töpfer fest. Und nicht nur das: Sogar mehr Ehrenamtliche melden sich, die mit einem Hund Gassi gehen, ein Pferd putzen oder sich um eine Katze kümmern wollen.

Auch im Remagener Tierheim klingelt mehrfach täglich das Telefon, wie Natascha Possmann vom Tierheim und Tierschutzverein Kreis Ahrweiler berichtet: „Wegen der Pandemie hat mancher nichts oder nicht mehr so viel zu tun oder ist im Homeoffice und sucht etwa in einem Hund Gesellschaft“, sagt sie. Aber genau da müsse ein Tierheim doppelt vorsichtig sein, weil ein Tier eben nicht nur ein zeitweises Bedürfnis stille und auch keinen Partner oder Kinder ersetze. Gleichzeitig sei etwa ein Hund nicht nur vorübergehender Gesellschafter, Unterhalter oder Streichelobjekt, sondern Begleiter fürs Leben. In der Mensch-Tier-Beziehung sei wichtig, dass die Chemie stimme und Herrchen oder Frauchen verantwortungsvoll mit ihrem Vierbeiner umgingen.

Wer glaubt, es reicht, im Tierheim anrufen und sich dann dort einen Hund abzuholen, der einem die Einsamkeit nimmt, mit einem kuschelt und einen schwanzwedelnd begrüßt, irrt. Auch wenn Tierheime eigentlich froh sein können, wenn Branko, Justus, Coffee, Leslie - oder wie ihre Schützlinge sonst heißen mögen - endlich ein Zuhause finden: „Tiere einfach so als Lückenfüller gegen ein vorübergehendes Gefühl des Alleinseins oder auch als Weihnachtsgeschenk oder als Überraschung für ein Kind gibt es bei uns nicht“, sagt Possmann: „Was ist denn, wenn die Pandemie oder die Homeoffice-Phase vorbei ist, alles wieder geregelt läuft und auf einmal die Zeit nicht mehr da ist, sich um ein Tier zu kümmern? Oder was, wenn der von vielen gewünschte kleine und plüschige Hund wächst?“ Deshalb nehme das Tierheim seine Vermittlungsrolle sehr ernst. „Bis jemand ein Tier endgültig mit nach Hause nehmen kann, dauert es.“ Wer ins Remagener Tierheim komme, schaue sich die Tiere an, aber die Mitarbeiter dort auch die potenziellen Tierbesitzer und deren Umfeld. „Im Idealfall ist jedes künftige Familienmitglied auch mal bei uns gewesen“, äußert sich Possmann.

Beim Erstgespräch am Telefon eruieren die Mitarbeiter des Tierheims zunächst, was die Anrufer überhaupt suchen und was sie etwa einem Hund bieten können: Haben sie schon Hundeerfahrung oder sind sie Haustier-Anfänger, haben sie Kinder, wohnen sie städtisch oder ländlich, sind sie sportlich, wollen sie gar auch Hundesport mit ihrem Haustier machen? „Da sollte alles passen“, so Possmann. Deshalb führten die Tierheim-Mitarbeiter mit den Interessenten auch eingehende Gespräche. Nach dem Erstanruf wählt das Tierheim die Hunde aus, die ins Schema passen. Diese dürfen sich die Interessierten dann im Tierheim anschauen, und beide Seiten lernen sich bei mehreren Gassigeh-Terminen kennen. Wenn Mensch und Tier sich mögen, kommen die Tier-Spezialisten ins Zuhause der künftigen Herrchen und Frauchen. „Da geht es auch um Gefahrenquellen für das Tier im und um das Haus“, erklärt Possmann.

Für Alleinstehende oder auch frischgebackene Rentner kann ein Hund an der Seite oder ein anderes Haustier durchaus ein passender Gefährte sein, „aber es braucht Zeit und Ruhe und kann manchmal auch ein Jahr dauern, bis Mensch und Tier ein perfektes Team bilden“, so  Dinah Töpfer vom Eifelhof Frankenau.

Hundeschule empfohlen

Es gebe Haustiere, die sähen zwar süß aus, seien aber gar nicht so einfach zu halten oder brauchten viel Bewegung oder viel Beschäftigung. Andere hätten unter Umständen schlechte Vorerfahrungen, seien ängstlich und / oder könnten nicht über längere Zeit alleine bleiben. Auch darum empfiehlt das Team vom Eifelhof Frankenau oft den Besuch einer Hundeschule oder eines Hundetrainings – zum Wohl von Mensch und Tier. Bei allzu hohen Ansprüchen von Interessierten an ihre künftigen Mitbewohner werden die Mitarbeiter zudem hellhörig. „Manche wollen nur einen Hund, der schon stubenrein ist, genauso mit Kindern wie mit Katzen kann und sonst noch was“, so Töpfer. Aber man wisse nie, wie sich ein Tier genau entwickele und habe weder Wunschpakete noch Wanderpokale abzugeben, die bei Nichtgefallen einfach weiterzureichen seien. Wichtig ist den Mitarbeitern auch, dass Empfänger, gerade wenn sie allein leben, keine Verwandten haben oder nicht mobil sind, angeben, was ist, wenn sie oder der Hund plötzlich krank wird, der Vierbeiner zum Tierarzt muss. Von vor Weihnachten bis ins neue Jahr hat der Eifelhof Frankenau alljährlich einen Vermittlungsstopp, so Töpfer. Ein Grund: „Die Tiere sind oft überfordert, wenn kaum, dass sie da sind, im neuen Zuhause zu den Festtagen gleich die ganze Verwandtschaft aufläuft“. Außerdem ist sie froh, dass es in diesem Jahr Silvester ruhiger zugeht: „Für die Tiere ist es auf jeden Fall ein Segen.“

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