Bedrohliche Situation Hotelgewerbe an der Ahr befürchtet schlimme Auswirkungen

Kreis Ahrweiler · Keine Lockerungen für das Gastgewerbe. Touristiker und Hoteliers im Ahrtal sind alarmiert und bangen um ihre Existenz. Die Gäste, die wegen der Krise storniert haben, kommen nicht automatisch zurück und holen ihren Aufenthalt nach.

 Aurora-Chef Christian Lindner: Jeder Tag, an dem keine Gäste kommen, geht mit enormen Verlusten einher.

Aurora-Chef Christian Lindner: Jeder Tag, an dem keine Gäste kommen, geht mit enormen Verlusten einher.

Foto: Martin Gausmann

Engelbert Felk ist Hotelier mit Leib und Seele. Sein Hotel Weyer im Herzen von Bad Neuenahr gehört zu den beliebtesten Adressen für Geschäftsreisende und Touristen in der Kurstadt an der Ahr. Seit dem 18. März hat Felk seine Herberge geschlossen. Das Haus mit seinen 37 Zimmern und Betten sowie angeschlossenem Wellnessbereich und Restaurant steht da wie verwaist. Seit vier Wochen beträgt sein Umsatz null Euro. Die zehn Mitarbeiter wurden in die Kurzarbeit geschickt. „Die Situation ist bedrohlich“, so der 64-jährige Hotelfachmann. „Wir leben von der Substanz, sofern überhaupt welche da ist“, skizziert er die Lage der Branche, die von der Lockerungen nicht betroffen ist.

Bund und und Länder haben bekanntlich Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus beschlossen. Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern dürfen unter anderem wieder öffnen. Auf private Reisen und Besuche soll jedoch weiterhin verzichtet werden. Dies gilt auch im Inland und für überregionale tagestouristische Ausflüge, was vom Land Rheinland-Pfalz mit Nachdruck unterstrichen wurde. Übernachtungen zu touristischen Zwecken sollen weiterhin nicht möglich sein, Gastronomiebetriebe geschlossen bleiben. Großveranstaltungen sind bis zum 31. August untersagt – ein Schlag ins Kontor für die Hoteliers an Rhein und Ahr.

Die Situation wird immer schwieriger

Christian Lindner, Vorsitzender des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler, befürchtet nun schlimme Auswirkungen: „Für die Hotellerie und die Gastronomie im Ahrtal verschärft sich die Situation immer weiter. Jeder Tag, an dem die Betriebe keine Gäste empfangen können, bedeutet enorme Verluste und ist eine existenzielle Bedrohung.“

Neben Übernachtungsgästen machen vor allem auch Tagesgäste aus der Umgebung einen großen Anteil am Tourismus im Tal aus. „Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass die Menschen sich sehr umsichtig verhalten und sich an die herrschenden Verbote und Vorschriften halten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass unter Einhaltung von bestimmten Hygienemaßnahmen auch ein eingeschränkter Betrieb von Restaurants und Hotels wieder zu gegebener Zeit möglich wäre“, meint der Bad Neuenahrer Hotelier, der an der Georg-Kreuzberg-Straße, unmittelbar an der Ahr, sein Vier-Sterne-Hotel Aurora betreibt.

Ein eingeschränkter Betrieb würde zwar immer noch Verluste für die Betriebe bedeuten, könnte aber zu einer Sicherung der Existenzen und Arbeitsplätze beitragen – und auch zur Sicherung der Tourismuswirtschaft im Ahrtal.

Christian Senk, Geschäftsführer der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH und des Ahrtal Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler . ergänzte: „Es ist erfreulich, dass der Einzelhandel in Teilen wieder öffnen kann. Jedoch muss es auch hier eine klare Rechtsgrundlage geben, warum einzelne Geschäfte öffnen dürfen und andere nicht.“ Gleiches gelte auch für Großveranstaltungen. „Der Begriff ist bisher nicht definiert. Im Umkehrschluss stellt sich die Frage, ob kleinere Veranstaltungen also wieder erlaubt sind. Hier ist schnellstmöglich eine klare Aussage der Politik notwendig.“

Unklare Zukunft sorgt für offene Fragen

Ob Burgunderfest, Fest der Guten Laune, Ahrathon – an der Ahr bleiben die Gäste aus. Selbst wenn die Beherbergungsbetriebe wieder öffnen können, werde man nicht „von null auf hundert starten können“, erklärte Engelbert Felk. „Wir werden ja ganz klein wieder anfangen müssen. Die Gäste, die wegen der Krise storniert haben, kommen nicht automatisch zurück und holen ihren Aufenthalt nach. Der Umsatz ist weg. Das holen wir nie und nimmer wieder auf.“

Und noch eine Frage beschäftigt den Bad Neuenahrer Hotelier: Zu welchen Bedingungen, Anforderungen und unter welchen Auflagen wird er sein Hotel wieder eröffnen können? „Wir wissen alle noch nicht, wie viele Gäste dann in den Frühstücksraum dürfen oder ins Restaurant kommen können, ob es an der Rezeption einen Spuck- und Hustenschutz geben muss oder wie die Bestuhlung aufgestellt werden muss.“ So oder so: Felk ist froh, wenn er seine Hotelpforte wieder öffnen darf.

Zunächst aber ärgert er sich weiter. Die beantragte Soforthilfe des Bundes hat er noch immer nicht erhalten. Und wenn er sie dann bekommt, wird er sie versteuern müssen. „Der Bund holt sich nämlich einen Teil wieder zurück. Die Soforthilfe muss bei mir als Einnahme, als Umsatz, gebucht werden. Viele scheinen nicht zu wissen, dass sie Hilfe somit steuerpflichtig ist.“

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