Übung der Bundespolizei Hubschrauber entfernt Flut-Müll aus dem Mündungsgebiet der Ahr
Remagen-Kripp · Ein Hubschrauber der Bundespolizei hat in Remagen-Kripp Müll aus dem Mündungsbereich der Ahr entfernt, der dort nach der Flut im Juli angeschwemmt wurde. Für die Beamten war der Einsatz gleichzeitig eine Übung.
Minusgrade, Schneefall, Bodenfrost: Der Winter hat das Mündungsgebiet der Ahr in Kripp voll im Griff. Doch die Kälte ist nicht das Problem, eher gilt das schon für den stellenweise zugezogenen Himmel. „Es darf nicht schlimmer werden“, sagt Johannes Müller. Der Transportleiter der Bundespolizei hat mit seinem Team der Fliegergruppe aus Sankt Augustin am Mittwochmorgen den Auftrag, das Naturschutzgebiet von Müll zu befreien, der durch die Sturzflut im Juli angeschwemmt wurde. Dazu greift die Polizei auf einen Helikopter vom Typ EC155 zurück.
Aus dem Sankt Augustiner Bezirk Hangelar kommt der Hubschrauber samt dreiköpfiger Besatzung eigens angeflogen. Während der Hubschrauber schwebt, nimmt er an einem langen Seil insgesamt zehn große mit Müll gefüllte Taschen auf, sogenannte Bigbags, und fliegt sie sowie zwei Lastennetze jeweils zu einer Stelle auf einer nur Hunderte Meter entfernten Wiese. Von dort sollen Lastwagen den Unrat später zum Abfallwirtschaftszentrum nach Niederzissen bringen. Vielleicht klappt das noch in diesem Jahr, sagt einer vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises.
Zweieinhalb bis drei Tonnen Müll transportiert der Helikopter am Mittwochmorgen, schätzt Müller. Laut Mitteilung der Kreisverwaltung handelt es sich um Abfälle zwischen den Altarmen, die wegen steiler Böschungskanten mit Fahrzeugen nur schwer erreichbar sind. Durch schweres Gerät würden viele natürliche Strukturen wie Kiesbänke oder Totholzablagerungen zerstört und der Boden verdichtet, so die Kreisverwaltung.
Das Müllaufsammeln, eigentlich keine Kernaufgabe der Bundespolizei, ist in diesem Fall für die Beamten ein „Abfallprodukt“, wie Müller formuliert. Denn der Einsatz an der Ahrmündung zählt für sie als Übung im Umgang mit der Longline, dem langen Seil. „Wir müssen sowieso diese Trainings nachweisen. Und wenn man dann noch einen Beitrag zum Naturschutz liefern kann, ist das ja umso schöner“, sagt der Transportleiter. Und: Nicht alles, was der Hubschrauber durch die Luft zieht, ist Müll. So soll eine bemalte Bank Teil einer Kunstausstellung werden.
Höhenabschätzung als besondere Herausforderung
Eine besondere Herausforderung bei der Übung ist Müller zufolge die Höhenabschätzung. Der Pilot müsse sich einen Punkt suchen, etwa einen Kirchturm, um die Höhenreferenz zu fixieren. „Dann versucht er das über einen elektronischen Höhenmesser zu speichern, dass er weiß, jetzt ist die Höhe, wo man am Boden gut an die Lastaufnahmeeinrichtung kommt“, erläutert Müller. Wenn Nebelschwaden reinziehen, wäre die Referenz „ganz schlecht“, was für den Abbruch des Einsatzes hätte sorgen können.
Für den Ersten Kreisbeigeordneten Horst Gies ist es eine Win-win-Situation, dass die Bundespolizei ihre ohnehin notwendige Übung mit dem Abtransport des Flut-Mülls verbinden kann. Ihm zufolge kam der Kontakt zur Polizei über die obere Naturschutzbehörde zustande, die Teil der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord ist.
SGD-Präsident Wolfgang Treis, wie Gies beim Termin an der Ahrmündung vor Ort, bekräftigt: „Geübt werden muss sowieso, wenn damit auch noch eine gute Tat verbunden werden kann, ist das, glaube ich, im Sinne aller.“