Warnstreik für höhere Honorare In Rheinland-Pfalz beteiligten sich rund 75 Prozent der Apotheken

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Wer am Mittwoch Hustensaft, Salben, Pillen oder Pasten brauchte, der musste sich in den Apotheken der Kreisstadt auf längere Wartezeiten einstellen. Die Apothekerverbände in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und im Saarland hatten zum Warnstreik aufgerufen.

 Eingeschränkter Service war die Folge des Warnstreiks.

Eingeschränkter Service war die Folge des Warnstreiks.

Foto: Martin Gausmann

Alleine in Rheinland-Pfalz sollen rund 75 Prozent der 1200 Apotheken mitgemacht haben. In der Kreisstadt waren es zwölf von dreizehn. Zu Versorgungsengpässen kam es allerdings nicht.

Die Apotheker streiken für höhere Honorare. Dabei dürfen die Pharmazeuten ihre Läden nicht komplett schließen. Dies ist gesetzlich verboten. So öffneten die Apotheker gestern zwar ihre Geschäfte, boten jedoch lediglich einen eingeschränkten Service an. "Dieser Arbeitsplatz ist außer Betrieb", stand beispielsweise in der Bad Neuenahrer Jesuiten-Apotheke auf gleich mehreren Schildern zu lesen.

Inhaber Heinz Brands nutzte die Gelegenheit, die Patienten und Kunden über die Forderungen der Apotheker zu informieren. "Ganz schließen dürfen wir nicht, weil wir einen Versorgungsauftrag haben. Wir können aber sensibilisieren und unsere Kunden auf unser Problem aufmerksam machen", so Brands, in dessen Ladenlokal es gestern wie gewohnt wie in einem Taubenschlag zuging. "Wir wollen die Patienten nicht in Geiselhaft nehmen", hatte der Vorsitzende des Apotheker-Landesverbandes, Theo Hasse, zuvor zur recht moderaten Streikvariante erklärt.

Der Geschäftsbetrieb lief weitestgehend normal ab, die kurzen Wartezeiten nahmen die Patienten in Bad Neuenahr gelassen. Brands: "Unsere Kundschaft reagiert sehr positiv." Hintergrund des Warnstreiks ist der bundesweite Kampf der Apotheker für höhere Honorare. Sie klagen seit Jahren über steigende Kosten, etwa für Mieten, Energie und Personal, sowie einen höheren Verwaltungsaufwand. Nun fordern sie vor allem einen höheren Fixbetrag für verschreibungspflichtige Medikamente.

Dieser liegt seit 2004 unverändert bei 8,10 Euro pro abgegebener Packung. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände verlangt eine Erhöhung auf 9,14 Euro. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hält dagegen ein Plus von 25 Cent für angemessen. "Das ist absolut zu wenig", sagte Hasse. Die Kosten seien den Apothekern in den vergangenen Jahren schlichtweg davongelaufen.

Seit Jahren, so Heinz Brands, müsse die gleiche Leistung bei gleichbleibender Honorierung erbracht werden. Das könne so nicht mehr hingenommen werden. Mit dem Warnstreik ergebe sich zumindest die Möglichkeit, die Öffentlichkeit auf die Lage der Apotheker aufmerksam zu machen.

Apotheker Marc-Anton Kehr aus Ahrweiler sieht in dem Warnstreik allerdings keinen durchschlagenden Erfolg. Er betreibt an der Wilhelmstraße nahe dem Niedertor die Sankt-Katharina-Apotheke. Am Warnstreik beteiligte sich der Pharmazeut gestern jedoch nicht. "Ich hatte mir die Durchführung anders vorgestellt, nämlich drastischer und weniger halbherzig. So bringt das nichts."

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