Linken-Chefin in Ahrweiler Janine Wissler fordert unbürokratische Fluthilfe
Ahrweiler · Die Bundesvorsitzende der Linken, Janine Wissler, hat sich bei einem Besuch in Ahrweiler für eine Nachbesserung des Wiederaufbaufonds für Betroffene der Flut ausgesprochen, sofern die Mittel nicht ausreichen. In Berlin will sie sich für die Tourismusbranche an der Ahr stark machen.
„Ich will vor allem zuhören“, sagte Janine Wissler, Bundesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete der Linken, bei ihrem Besuch am Samstag in Ahrweiler dem GA. Dabei blieb es nicht. Die 41-Jährige hatte sehr wohl auch Botschaften im Gepäck.
Zunächst verschaffte sie sich jedoch einen Überblick über die von der Flut zerstörten Ahrweiler Innenstadt, besuchte Versorgungszelte, Stützpunkte oder auch den Verein für Katastrophenhilfe und Wiederaufbau „Die AHRche“ am Ufer des idyllischen Flusses, der im Sommer zum Monster wurde, Menschenleben und Häuser zerstörte. Immer wieder gab es Gespräche mit Betroffenen. Zum Abschluss ihres Besuches schilderte Wissler dann nicht nur ihre Eindrücke, sondern forderte von Bund und Ländern auch eine Nachjustierung von Hilfsgeldern, falls die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichen sollten.
Es sei ihr wichtig gewesen, sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen, sagte sie in einem Gespräch mit dem von Marion Morassi angeführten Kreisvorstand der Linken. Viele Ahrweiler Bürger, aber auch Unternehmer wie Restaurantbesitzer oder Einzelhändler hatten Wissler bei ihrem Rundgang ihre derzeitige Situation und ihre Erlebnisse in der verhängnisvollen Juli-Nacht geschildert. „Das hat mich sehr berührt. Vieles war auch sehr schockierend“, sagte sie. Bei ihr sei der Eindruck entstanden, dass die von Bund und Ländern abgerufene Hilfe nur unter Bewältigung von außerordentlich hohen bürokratischen Hürden zu erlangen sei. „Die Menschen brauchen jetzt schnelle und unbürokratische Hilfe“, forderte Wissler.
Viele positive Signale aufgenommen
Sollte sich herausstellen, dass der Wiederaufbaufonds nicht ausreiche – und dies zeichne sich angesichts der gewaltigen Schadenslage ab – dann müssten Bund und Länder nachbessern. „Schon jetzt reicht bei vielen die Hilfe ja nicht aus“, unterstrich Wissler. In Berlin wolle sie sich dafür stark machen, dass beispielsweise die Tourismusbranche, die durch die Corona-Pandemie ohnehin am Boden liege, weitere Überbrückungshilfen erhalten könnte.
Sie habe während ihres Besuchs auch viele positive Signale aufgenommen: „Es gibt großen Mut und viel Hoffnung. Zahlreiche Menschen haben sich mit Nachbarn zusammengeschlossen, Solidarität gezeigt, neue Strukturen geschaffen und selbst Verpflegungs- und Betreuungsstationen organisiert. Das hat mich sehr beeindruckt.“ Dies gelte auch für die enorme Zahl an Helfern, die in das Ahrtal gekommen waren.