Kommentar Jetzt drohen Scharmützel

Man kommt aus dem Staunen kaum mehr raus. Bürgermeister Guido Orthen, selbst Mitglied im Aufsichtsrat der "Kur AG", erklärt, die Aktiengesellschaft sei nicht mehr Mitglied im Heilbäderverband. Stimmt nicht, sagt der Vorstand des Unternehmens, in dessen Kontrollgremium das Stadtoberhaupt Sitz und Stimme hat.

Der defizitäre Kurbetrieb werde von der AG zum 31. Dezember eingestellt, so der Bürgermeister in öffentlicher Sitzung. Stimmt so nicht, erklärt die Aktiengesellschaft. Der Kurbetrieb werde gar ausgebaut. Man werde sich keineswegs aus dem eigenen Kerngeschäft zurückziehen.

Die Spielbankabgabe müsse nun der Stadt zufließen, weil sie fortan den Kurbetrieb in Bad Neuenahr aufrechterhalte, meint die Stadt. Stimmt auf keinen Fall, sagt die "Kur AG". Ihr alleine stehe der Betrag zu. Und weil es sich dabei nicht gerade um Peanuts handelt, darf man getrost davon ausgehen, dass noch so manches wenig nette Scharmützel droht.

Eines steht jedoch fest: Mit "Missverständnissen" - wie von der Aktiengesellschaft vorsichtig gemutmaßt - ist das alles nicht zu erklären. Unerklärlich ist allerdings auch, warum die "Kur AG" so lange geschwiegen hat, warum sie ihre Ziele und Absichten nie in der Öffentlichkeit hat deutlich werden lassen.

Stattdessen schaut sie gemütlich zu, wie die Stadt im angeblich festen Glauben, künftig als Retter des Kurgedankens und des Bad-Titels auftreten zu müssen, weil die Kur AG ja ihrer Meinung nach zum Komplettausfall avancierte, eine eigene "Heilbad GmbH" gründet, die all die Aufgaben übernehmen soll, die originär seit rund 150 Jahren von der AGBN wahrgenommen werden.

Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Ein "Trost" bleibt bei dem gesamten Wirrwarr in Schilda: Mit zwei Kurverwaltungen und noch mehr selbst ernannten städtischen Kur-Akteuren kann zumindest beim Bad-Titel jetzt wirklich nix mehr schiefgehen.

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