Berufswahl von Mädchen und Jungen Jugend bleibt Rollenbildern treu

KREIS AHRWEILER · Mädchen haben bessere Zeugnisse und Schulabschlüsse. Männer arbeiten überwiegend in Vollzeit, während Teilzeitstellen vor allem von Frauen besetzt sind. Mädels wollen bevorzugt Verkäuferin oder Friseurin werden, Jungs Kfz-Mechatroniker oder Metallbauer.

 Die Jungs sind auf Metallberufe fixiert.

Die Jungs sind auf Metallberufe fixiert.

Foto: dpa-Zentralbild

Was nach abgenutztem Klischee klingt, ist allerdings Realität. Leider, meint Birgit Hees, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. Sie gibt einmal im Jahr den Flyer "Männer und Frauen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt" heraus. Nun liegen die Daten für 2014 vor. Das Ergebnis fasst Hees so zusammen: "Einmal mehr wird dokumentiert, dass vieles im Berufsleben noch immer von einem Weltbild geprägt ist, das viele längst für überholt halten."

Beim Start haben Mädchen die Nase vorn. Bei der Arbeitsagentur Koblenz-Mayen meldeten sich im Ausbildungsjahr von Oktober 2013 bis September 2014 insgesamt 3817 junge Leute, die einen Ausbildungsplatz suchten, davon waren 1600 Mädels und 2217 Jungs. 32 Prozent der jungen Frauen haben einen Hauptschulabschluss, 39 Prozent die Mittlere Reife und 24 Prozent die (Fach-) Hochschulreife; die jungen Männer schneiden mit jeweils 41 Prozent, 33 Prozent und 21 Prozent deutlich schlechter ab.

In Deutschland gibt es rund 330 Ausbildungsberufe. "Junge Leute, die ins Berufsleben einsteigen wollen, haben eine enorme Auswahl", sagt Birgit Hees. Aber die Statistik zeige Jahr für Jahr, dass die meisten Jugendlichen sich auf wenige, altbekannte Tätigkeiten konzentrieren. Dieses Verhalten ist bei den Mädchen besonders ausgeprägt; die Hälfte hat fünf Berufe im Visier, die die "Hitliste" anführen - darunter Verkäuferin, medizinische Fachangestellte und Friseurin.

Jungs sind zu knapp einem Drittel auf sechs Berufe fixiert - unter anderem auf Kfz-Mechatroniker, Fachlagerist und Metallbauer. Hees: "Dabei gibt es viele spannende Tätigkeiten mit guten Verdienst- und Karrierechancen. Und die Aussichten für Schulabgänger sind dank der guten Konjunktur und angesichts der demografischen Entwicklung so günstig wie lange nicht mehr."

Es lohne also, sich gründlich zu informieren und möglichst viele Alternativen zu prüfen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk ist zwischen 2006 und 2014 kontinuierlich gestiegen: von 159 377 auf 181 897 Personen. Das stärkste Wachstum ist seit 2010 zu verbuchen. Von diesem Zuwachs profitieren die Frauen zu mehr als 50 Prozent - allerdings häufig über Teilzeitjobs. Diese sind und bleiben eine Frauendomäne.

Zwar arbeiten immer mehr Männer und Frauen mit reduziertem Stundenkontingent. Im Jahr 2014 waren dies durchschnittlich 48 740 Beschäftigte, aber nur 7880 von ihnen waren männlich - das entspricht rund 16 Prozent. Aus anderer Perspektive betrachtet: Etwa 48 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen haben einen Teilzeitjob; bei den Männern sind es nur etwas mehr als acht Prozent.

Ausgeprägte Unterschiede gibt es auch bei der geringfügigen Beschäftigung, den sogenannten Minijobs. Hier wurden 2014 exakt 54 666 Personen gezählt. Fast zwei Drittel dieser Minijobber, die bis zu 450 Euro im Monat verdienen, sind weiblich. Die große Mehrheit (71 Prozent) arbeitet ausschließlich auf dieser Basis; bei den rund 18 000 männlichen Minijobbern sind es 63 Prozent. Die Minijobs sind als Nebenverdienst für beide Geschlechter wichtiger geworden: Sie haben seit 2006 um mehr als 50 Prozent zugenommen.

Was mit der Berufswahl beginnt, spiegelt sich im späteren Arbeitsleben wider: Es gibt "geschlechtstypische" Schwerpunkte. Gut die Hälfte der Frauen ist im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen und in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt. Eine große Rolle spielt auch das verarbeitende Gewerbe - allerdings weit weniger als bei den Männern, die zu 26 Prozent in dieser Branche arbeiten. In großem Abstand und mit abnehmender Tendenz folgen der Handel (inklusive Kfz-Reparatur) und das Baugewerbe.

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