Feiern trotz Corona-Pandemie? Karnevalisten an der Ahr glauben nicht an normale Session

Kreis Ahrweiler · Die Karnevalisten im Kreis Ahrweiler glauben nicht an eine normale fünfte Jahreszeit. Abwarten lautet ihre Devise.

Hygiene- und Abstandsregelungen sind bei Karnevalsumzügen kaum einzuhalten. Bei den Karnevalsgesellschaften herrscht Verunsicherung.

Foto: Martin Gausmann

Karneval verbindet. Geballte Daseinsfreude mit Lachen, Schunkeln und Bützen verträgt sich jedoch nicht mit Corona. Deshalb den Karneval komplett kippen? Das ist umstritten. Kölner, Düsseldorfer und Bonner Karnevalisten wollen die Session 2020/2021. Absagen gibt es genauso, etwa aus Linz und Euskirchen. Im Kreis Ahrweiler gehen die Ansichten auseinander. Vielfach dauert die Meinungsbildung an.

„Eins können wir sagen: Dass es keine Session wie gewohnt werden wird.“

Nicht so bei der Karnevalsgesellschaft (KG) Blau-Weiss Neuenahrer Schinnebröder. Sie teilt ihren Mitgliedern eindeutig mit, die Entwicklung der Corona-Pandemie lasse es nicht zu, „seriös über die Durchführung von und der Teilnahme an Veranstaltungen in der Session 2019/2020 sowie Session 2020/2021 (hier bis Karnevalsdienstag einschließlich) nachzudenken/zu beraten“. Die Gespräche mit den Vorsitzenden der städtischen KGs zeigten dabei eine „große Übereinstimmung“ mit dem Vorgehen der Schinnebröder, etwa, „dass eine Sessionseröffnung nicht durchgeführt werden kann“.

Gleichwohl trainiert die Jugend mit einem ausgefeilten Hygienekonzept weiter. Der Vorsitzende Rainer Jakobs weist auch auf die „Öffnungsklausel“ hin: Sollte sich die Corona-Lage bessern, denkt der Vorstand darüber nach, vereinzelt Events zu gestalten oder daran teilzunehmen.

Die Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft schweigt sich über ihre Marschrichtung aus. Pressesprecher Dieter Zimmermann verweist strikt auf die Jahreshauptversammlung am 11. August. Sie werde das Thema behandeln. Vorher gibt es keine Stellungnahme. Zimmermann versichert: „Nur eines können wir sagen: Dass es keine Session wie gewohnt werden wird.“

„Eine erste konkrete Entscheidung“ hat der Vorstand der KG Ringener Wendböggele getroffen. Doch plant er, „eine gemeinsame Presseerklärung mit der KG Esch, der zweiten Karnevalsgesellschaft in der Grafschaft, die ihrerseits die finale Entscheidung während ihrer Mitgliederversammlung im Juli treffen wird“, so der Vorsitzende Florian Koch.

Bis zur gemeinsamen Erklärung, wohl im August, erklärt Koch, „dass wir Wendböggele grundsätzlich dem Karneval und der Session 2020/21 keine Absage erteilen wollen.“ Das volle Programm werde nicht umsetzbar sein. Inwieweit Absagen und dafür Alternativen erfolgen, sei derzeit „völlig offen und hängt naturgemäß von der Situation und den Auflagen an den betreffenden Terminen ab sowie letztlich natürlich auch von der Bereitschaft innerhalb unseres Teams und gegebenenfalls der Verantwortlichen der anderen Vereine in der Grafschaft.“

Bei der KG Narrenzunft Remagen ist der neue Vorstand erst wenige Tage im Amt. Vorsitzender Richard Nelleßen und Pressesprecherin Ingrid Efferz bedauern: „Es bestand bisher keine Möglichkeit, sich mit den karnevalistischen Vereinigungen im Remagener Stadtgebiet über den Verlauf der Session 2020/2021 abzustimmen.“ Dies ist geplant. Denn ideal sei „eine gesamtstädtische Lösung für die Durchführung von Saalveranstaltungen und Straßenkarneval“. Es gelte, „Brauchtum und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen – auch unter Berücksichtigung bestehender Künstlerverträge ohne Corona-Klausel“.

Kein Thema für die Bad Breisiger KG „Mir lossen ohs net bang maache“. Die gebuchten Musikgruppen signalisierten bei Vertragsabschluss, „dass es keine Konventionalstrafen geben wird“, sollten Veranstaltungen wegen Corona ausfallen. Im Herbst werde entschieden, „ob wir eine reguläre Session durchführen werden.“

Derzeit laufen hingegen die Planungen „normal weiter“, um die größtmögliche Flexibilität zu gewährleisten. So ist der Orden 2021 bereits in Arbeit, aber ohne Jahreszahl. Kostüme und neue Uniformen sind in Auftrag gegeben, und nach dem Sommer beginnen die Tanzgruppen mit ihrem Training, erklärt Pressesprecherin Andrea Weiss.

Möglich seien eine verkleinerte Saalveranstaltung, kein Umzug und erst zur Session 2022 ein neues Prinzenpaar. Weiss: „Das muss aber mit den umliegenden befreundeten Vereinen abgestimmt werden, weil Bad Breisig sich ja mit dem Karnevalsumzug mit Brohl abwechselt und Brohl seinerseits wieder mit Niederlützingen.“

Auf Abstimmung setzt auch die KG Närrische Buben Sinzig. Seit Monaten befasst sich der Vorstand mit der Handhabung der kommenden Session. Man will Ende August mit den Nachbarvereinen der Rheinschiene zusammenkommen, „um dann eine Entscheidung pro oder contra Karneval zu treffen“, erläutert die zweite Vorsitzende Heike Adams.