Ergebnisse vom Rat in Altenahr Kein Sprint, sondern ein Marathon

ALTENAHR · Der Rat der Verbandsgemeinde Altenahr hat sich in einer Sondersitzung mit den Hochwasserschäden befasst. Da das Rathaus schwer beschädigt wurde, wurde ein mobiles Bürgerbüro beantragt. Auch die Feuerwehr kämpft mit den Flutfolgen.

 Archivbild vom 20 Juli aus Altenahr: Die Flutkatastrophe hat die Verbandsgemeinde mit ihren zwölf Ortsgemeinden schwer getroffen.

Archivbild vom 20 Juli aus Altenahr: Die Flutkatastrophe hat die Verbandsgemeinde mit ihren zwölf Ortsgemeinden schwer getroffen.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Aufarbeitung der Katastrophe sei kein Sprint, sondern ein Marathon, sagte Cornelia Weigand in der Sondersitzung des Rates der Verbandsgemeinde (VG) Altenahr im Hotel am Roßberg. Die Bürgermeisterin der VG ist Marathonläuferin. Nachdem das Rathaus durch die Flut so schwer beschädigt wurde, dass das Arbeiten dort derzeit nicht möglich ist, hat die VG das Hotel gepachtet, ein zweites Provisorium befindet sich in Kesseling. Zur Erledigung von Anliegen der Einwohner sei ein Bürgerbus als mobiles Bürgerbüro beantragt, sagte Weigand, für die Bundestagswahl werde im Hotel am Roßberg ein Wahlbüro eingerichtet.

Gedenkminute für die Opfer der Flutnacht

Zum Gedenken an die Opfer der Flutnacht legte der Rat eine Schweigeminute ein. Allein aus der VG sind 30 Todesopfer zu beklagen, 700 Menschen wurden verletzt. Vor allem an der Mittelahr sei „unermessliches Leid“ entstanden, von den zwölf Ortsgemeinden seien nur Berg und Kalenborn nicht vom Hochwasser betroffen, sagte Weigand. Ein Staatsakt sei für den 1. September am Nürburgring geplant, ein Trauertag für Menschen der VG Altenahr findet am Sonntag, 29. August, 15 Uhr, an der Realschule in Altenburg statt.

Weigand appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, Hilfsangebote anzunehmen. Zur Linderung der materiellen Not seien Spendenkonten eingerichtet worden. Von dem vom Bund und von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beschlossenen Aufbaufonds könnten auch Privatpersonen unterstützt werden. Der Betrag sei nicht gedeckelt. Den Ortsbürgermeistern stellt der Gemeinde- und Städtebund Fachleute an die Seite.

Mitarbeiter der VG haben zusammen mit externen Experten anhand offizieller Luftbilder die Schäden am öffentlichen und privaten Privateigentum mit 2,7 Milliarden Euro beziffert. Ein komplettes Haus mit Garten sei mit 500 000 Euro bewertet worden, führte Claudia Kolle vom Bauamt der VG aus. Mittlerweile sei jedes Haus in der Verbandsgemeinde wieder erreichbar.

Der Sonderbeauftragte des Landes für die Ahr-Region, Günter Kern, hat sein Büro im Kreishaus eingerichtet. Er arbeitet mit den Ortsbürgermeistern zusammen, über die auch Einwohner ihre Anliegen vortragen können. In Sinzig wird ein Projektbüro des Landesbetriebs Mobilität für den Wiederaufbau der Straßen stationiert. Der Schaden wird auf mindestens 200 Millionen Euro beziffert.

Die Feuerwehren der VG seien rund um die Uhr im Einsatz, berichtete Wehrleiter Frank Linnarz. Den Schaden an der Ausrüstung durch die Flut bezifferte er auf zehn Millionen Euro, drei Feuerwehrautos und ein Anhänger mussten ganz abgeschrieben werden. Der Verlust wurde mittlerweile durch gespendete Fahrzeuge ausgeglichen, sodass jetzt an jedem Standort sogar ein zusätzliches Fahrzeug zur Verfügung steht. Alle Feuerwehrleute werden mit Funkmeldeempfängern ausgerüstet.

In Mitleidenschaft gezogen wurden fast alle Feuerwehrhäuser: Das Gebäude in Liers ist zerstört, in Kreuzberg besteht Totalschaden wie wohl auch in Mayschoß. Dort soll eine Halle aus Leichtmetall errichtet werden. Das Haus in Altenahr ist ebenfalls stark betroffen, Abhilfe soll mit einem Stützpunkt auf dem Wanderparkplatz geschaffen werden. Für das zerstörte Gebäude in Rech wird eine Alternative gesucht. Das Haus in Dernau wird entkernt. Hauptproblem der Wehren ist laut Linnarz die Wasserversorgung.

Einen Plan zu Möglichkeiten der Energieversorgung im Winter will die Energieagentur Rheinland-Pfalz den Ortsbürgermeistern vorstellen. Zur Unterbringung von obdachlosen Flutopfern plant die VG keine großen Sammelunterkünfte. Vorgesehen ist die Errichtung von „Tiny Houses“, kostengünstigen kleinen Häusern, die auf Privatgrundstücken aufgestellt werden könnten.

Wie die Jungen und Mädchen künftig in die Schulen gebracht werden können, ist nicht abschließend beraten. Laut Weigand gibt es Engpässe bei der Beschaffung von Containern für den Unterricht. Der Busverkehr soll neu organisiert werden, weil nicht alle derzeit bestehenden Straßenverbindungen von schweren Bussen befahrbar sind.

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