Eilentscheidung im Hauptausschuss Die Kirmes in Sinzig ist abgesagt

Sinzig · Keine Kirmes in Sinzig: Das Volksfest fällt in diesem Jahr flach. Nur drei Mitglieder des Hauptausschusses hatten für die Durchführung gestimmt. Ein Hygienekonzept lag bereits vor.

 Abgesagt: In diesem Jahr wird es in Sinzig keine Kirmes geben.

Abgesagt: In diesem Jahr wird es in Sinzig keine Kirmes geben.

Foto: Martin Gausmann

Die eigentlich für das kommende Wochenende geplante Sinziger Kirmes findet nicht statt. Das hat der Hauptausschuss der Stadt am Freitag per Eilentscheidung beschlossen (der GA berichtete). Lediglich drei der insgesamt 15 Stimmberechtigten votierten für die Durchführung der Kirmes: Bürgermeister Andreas Geron, Ortsvorsteher Gunter Windheuser (FWG) und Klaus Hahn von den Grünen, der daran erinnerte, dass Weinsommer und Riesenrad-Aktion auf dem Kirchplatz „doch gut gelaufen“ seien. Sechs Mandatsträger waren dafür, dass es die Sinziger Kirmes 2020 nicht gibt, die sechs übrigen enthielten sich.

Dabei hatte die Verwaltung in den zurückliegenden Wochen mit enormem Einsatz dafür gesorgt, dass die Kirmes, die „vielen Sinzigern eine echte Herzensangelegenheit“ sei, wie Bürgermeister Geron es formulierte, auf verkleinerter Fläche, mit Teilnehmer-Höchstzahl und unter Einhaltung der Regeln eines mit Mainz und Gesundheitsamt abgestimmten Sicherheits- und Hygienekonzept durchgeführt werden kann. Ähnliche Veranstaltungen seien in den vergangenen Wochen andernorts durchgeführt worden, ohne dass sie sich als Hotspots entpuppt hätten, argumentierte Geron.

Bis sich die CDU dann vor wenigen Tagen aus der Sommerpause zurück meldete: Per Mitteilung ging sie Bürgermeister und Verwaltung heftig an. Die Corona-Verordnung für Rheinland-Pfalz verbiete ganz klar die Durchführung von Kirmessen, Volksfesten und ähnlichen Veranstaltungen. Die Stadtspitze wolle die Kirmes trotzdem durchboxen, indem sie diese als bloßen „Freizeitpark“ deklariere. Mit dieser Argumentation brachte die CDU eine Mehrheit der Ausschussmitglieder zum Einknicken, die über die Vorbereitungen der Verwaltung informiert waren und die sie bislang stillschweigend gebilligt hatten.

Nachdem in den Tagen nach dem christdemokratischen Paukenschlag vor und auch hinter den Kulissen heftig diskutiert worden war, gab sich CDU-Sprecher Karl-Heinz Arzdorf bei der Ausschusssitzung überraschend zurückhaltend und lobte gar die Stadtspitze: Sie habe sich bei ihren Kirmes-Vorbereitungen beispielhaft engagiert. Der Bürgermeister, ganz professionell, nahm die Klatsche, die das Abstimmungsergebnis für ihn bedeutete und mit dem die mehrwöchige Vorbereitungsarbeit seiner Verwaltung, die Absprachen auch mit mehr als einem Dutzend Schaustellern getroffen hatte, zunichte gemacht wurde, ungerührt zur Kenntnis – scheinbar zumindest.

Die CDU kann nun für sich verbuchen, dass sie die Sinziger Kirmes 2020, eine Traditionsveranstaltung mit mehr als 700-jähriger Geschichte, zu Fall gebracht hat, statt zu ermöglichen, dass jeder Sinziger selbst entscheidet, ob er die Kirmes mitfeiern oder ihr wegen Corona doch lieber fernbleiben möchte.

Nun ist zu befürchten, dass die CDU für ihre betont harsche Kritik an Bürgermeister und Verwaltung in einer Sache, die man mit jeweils guten Argumenten so, aber auch anders sehen kann, an anderer Stelle wird büßen müssen.

„Ein Pokerspiel mit der Gesundheit“

„Wir teilen die Corona-Sorgen der CDU“, erklärte Martin Eggert für die SPD nach der Sitzung. . Auch, dass sie eine Abstimmung mit dem Ältestenrat vor der Entscheidung für die Durchführung der Kirmes für sinnvoller gehalten hätte, sei nachvollziehbar. Dass die Enttäuschung der Kinder und der Imageschaden für die Stadt der Preis für die Absage der Kirmes seien, nahm, so Eggert, „die Ausschussmehrheit angesichts der letztlich nicht beherrschbaren Gefahren für die Gesundheit in Kauf“. Für die Beteiligung der Politik an der Entscheidung gebühre Bürgermeister Geron Respekt.

Trotz des umfassenden Sicherheitskonzepts für eine Durchführung hätten, so Eggert, „die Sorgen der sachlich und differenziert beratenden Ausschussmitglieder, die sich auch auf die Stimmungslage in ihren Wählergruppen und Parteien bezogen, überwogen“.

Denn in diesen Tagen reiche schon der Leichtsinn einiger weniger Menschen, um die Coronawelle wieder anschwellen zu lassen. Eggert: „Das ist dann ein Pokerspiel mit der Gesundheit.“

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