Aktiengesellschaft Bad Neuenahr Kleinaktionäre fordern mehr Dialog zwischen Kur AG und Stadt

BAD NEUENAHR · Wenn am kommenden Dienstag die bereits einmal verschobene Hauptversammlung der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr stattfindet, dann sind die Erwartungshaltungen bei den Aktionären unterschiedlich. Gemeinsam ist allerdings der Wunsch einiger befragter Anteilseigner nach einem Ende des seit Jahren andauernden Streits zwischen der Stadt und dem Unternehmen, an dem die Kreisstadt bekanntlich selbst zu 27,4 Prozent beteiligt ist.

"Mit diesem Dauer-Zank muss endlich Schluss sein", so der 78-jährige Erno Mahler. Seit fast 60 Jahren ist er Aktionär, aus Heimatverbundenheit.

Wie berichtet, weist die vom Vorstand der Aktiengesellschaft aufgestellte Jahresbilanz für das Geschäftsjahr 2014 einen Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals (vier Millionen Euro) der AGBN aus. Da eine Kapitalerhöhung nicht zustande kam, leitete der Vorstand der AGBN eine eigenverwaltete Insolvenz ein.

Der erneute dramatische Jahresverlust muss der Hauptversammlung nach dem Aktiengesetz natürlich angezeigt werden. Bereits in den Vorjahren hatte die Kur AG im operativen Bereich hohe Verluste erzielt, die allerdings mit regelmäßigen Immobilienverkäufen aus dem Vermögensfundus der Aktiengesellschaft kompensiert wurden.

Christoph Reinicke leitete Restrukturierung ein

Mit Christoph Reinicke wurde Ende 2013 ein Sanierer in den Vorstand geholt, der das ins Schlingern geratene Schiff wieder auf Kurs bringen sollte. Reinicke leitete eine Restrukturierung ein. Ein wesentlicher Bestandteil: der äußerst umstrittene Verkauf und die zuvor zum Entsetzen der Stadt und ihrer Bewohner angekündigte Schließung des Hauptdefizitträgers - der Ahrthermen. Spätestens seither liegen Stadt und AG im Clinch, der sich längst auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Sachzusammenhängen verselbstständigt hat. Ein Ende der zum Teil gerichtsanhängigen Scharmützel ist nicht in Sicht.

Klar, dass angesichts der Gemengelage und der tiefroten Zahlen Vorstand und Aufsichtsrat - dem Bad Neuenahrs Bürgermeister als geborenes Mitglied angehört - in der vergangenen Hauptversammlung nicht entlastet wurden. Ob dies am kommenden Dienstag geschehen wird, ist fraglich.

Rolf Deißler ist seit Jahrzehnten Kleinaktionär. Das frühere Kreistagsmitglied hofft, dass Stadt und AGBN wieder miteinander sprechen: "Das Gegeneinander muss aufhören." Offenbar vorhandene Eitelkeiten müssten über Bord geworfen werden. Eine von der Stadt angestrengte Sonderprüfung zur Geschäftslage des Unternehmens müsse nach Deißlers Auffassung sorgfältig aufgearbeitet werden.

Insbesondere müssten die Pachtzahlungen des Casinos und die Verrechnungen von Mietzahlungen der Spielbank an die AGBN auf den Prüfstand. Erno Mahler hat seine Aktien in den 50er Jahren nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern als "Unternehmens-Unterstützer" gekauft. "Eine Dividende hat mich nicht interessiert", so der frühere Lehrer. Ihn ärgere, dass der Geschäftszweck der AG, nämlich das Führen des Kurbetriebs, ohne Zustimmung der Aktionäre geändert worden sei. "Das war nicht in Ordnung", findet Mahler. Den Verkauf der Ahr-Thermen an die Stadt bewertete er hingegen als richtigen Schritt. Sein Wunsch: "Endlich Frieden zwischen Stadt und AGBN. Der scharfe Ton muss raus!"

AGBN hat "in ihrer jetzigen Form keine Überlebenschance"

Gerade die von der Stadt 2013 gegründete Heilbad GmbH und die 150 Jahre alte AGBN müssten doch eher "Geschwisterliebe" denn Feindschaft füreinander empfinden. Günter Kill, Geschäftsführender Gesellschafter der "Kliniken Bad Neuenahr", ist davon überzeugt, dass die AGBN "in ihrer jetzigen Form keine Überlebenschance hat". Von "Kopf bis Fuß" müsse das Unternehmen neu aufgestellt werden. In die Neuausrichtung des Traditionsunternehmens müssten "gestandene Persönlichkeiten und Unternehmer aus Bad Neuenahr mit eingebunden werden".

Hotel-Chef Toni Giffels will als Aktionär von Christoph Reinicke wissen, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass das Unternehmen in die Insolvenz geraten konnte, und wie nun ein sinnvoller Neuanfang mit neuen Investoren dargestellt werden kann.

Wenig optimistisch ist Aktionär Engelbert Felk: "Es wird für die AGBN keine Zukunft geben. Wenn das Arbeitsamt die Zahlungen für die Mitarbeiter nach drei Monaten eingestellt hat, geht die AG in Insolvenz. Dies wird dann im Dezember sein." Er ist sich sicher, dass für die Aktionäre auf der Hauptversammlung "wieder ein tolles Theaterstück aufgeführt wird".

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