Kunst digital und analog in Remagen Kulturfreunde zieht es in den Remagener Kunstsalon
Remagen · Kleiner, aber dennoch lohnend: Der Remagener Kunstsalon hatte am Wochenende an 16 Stationen einiges zu bieten. Wer kam, wurde freundlichst empfangen, so im Studio MoNo von Molly Noebel. Sie war die einzige Künstlerin, die inhaltlich die Seuche aufgriff.
Bei nasskaltem Wetter zieht es die Menschen in den Salon. In Remagen ist dies im Herbst der „Kunstsalon“. Unter dem aktuellen Motto „Distanz und Nähe“ hießen indes am Wochenende von 16 sämtlich digital vorgestellten Kunststationen nur neun auch vor Ort willkommen. Auch die November-Stimmung und derzeit ansteigende Infektionen dämpften wohl die Lust auf Kunst. Zumindest am Samstag blieb der Besuch verhalten. Wer aber kam, wurde freundlichst empfangen, so im Studio MoNo von Molly Noebel.
Sie war die einzige Künstlerin, die inhaltlich die Seuche aufgriff. In ihren „Coronarrisch“-Collagen speist sie die personifizierte Pandemie wiederholt als präsente Maskengestalt ein. Es drängte sie dazu. Doch nun ist sie „froh, damit durch zu sein“. Bei Diehls zeigte Helga Kaes Bronzefiguren und abstrakte Arbeiten aus Kaninchendraht, die Dynamik und Beharrung, Biegung und Gerades ausloten.
Christoph Noebel bot in seiner Galerie Artspace K2 „Elementare Strukturen“ auf. Eigene Collagen mit Verschränkungen von Knochen und abstrakten Formen erfahren ein reizvolles Zusammenspiel mit Herbert Höckys weißer Bodenskulptur und Volker Thehos‘ Arbeiten mit Fundknochen.
Auf der Straßenseite gegenüber bewunderten die Gäste in der Galerie Rosemarie Bassi die Malerei von Lorenzo Fonda, der, an Caravaggio anknüpfend, gleichwohl neu interpretiert, den menschlichen Körper zu inszenieren weiß.
Gelungene „Sendepause“
Gelungen auch die Ausstellung „Sendepause“ der Galerie Modern Art Showroom M.A.SH., mit der Almuth Leib und langjährige Mitstreiter das zehnjährige Galerie-Bestehen begehen. Leibs gekonterte Foto-Arbeiten erstrahlen in wunderbarem Blau. Janko Arzensek bricht streng geometrische Grafik-Formen humorvoll auf und Eva Töpfer lädt zum Eintauchen in dunstige, malerische „Metamorphosen“ ein.
Bot der Remagener Marktplatz sonst oft das bespielte Zentrum des Kunstsalons, so war diesmal einzig eine Arbeit des Bildhauers Herbert Höcky hier anzutreffen. „Schade, hier an der frischen Luft hätte sich eine große Installation gut gemacht“, kommentierte eine Frau aus Bonn.
Bedauerlich auch, dass die Schmunzeln machende Konstruktion des Kinetik-Künstlers Willi Reiche am Rand der benachbarten Passage leicht zu übersehen war. Gelbe Flossen, rote Boxhandschuhe, Paddel und Tennisschläger bewegten sich störungsfrei nach außen, ein faszinierender Anblick, sowohl witzig wie elegant, als ob sich die Objekte freuten, befreit von ihren Sportlern ihr eigenes Spiel zu entfalten.
Anrührende Holzskulpturen von Beate Steven
Besonders vielseitig, aufmerksam und engagiert empfingen Bildhauerin Beate Steven aus Köln und Maler Rolf Habel aus Bad Neuenahr die Gäste im Künstlerforum Remagen, die sich dort bestens aufgehoben fühlten. Steven steuerte Bronzefiguren sowie überraschende und anrührende Holzskulpturen bei, wie eine verletzliche Punk-Madonna und eine zufriedene dralle Nackte beim Zopf-Flechten.
Habel zeigte bewusst unfertige Arbeiten, auch Bilder, die zerstört und wieder heil wurden, „Das nie gemalte Bild“ und Ungewohntes, so den Hampelmann aus Glas, den eine Wohngemeinschaft zusammen schuf. Die Besucher erfuhren spannende Hinführungen durch die Künstler, durften „Mitmaler“ sein und hörten obendrein Live-Trommelei.