Wiederaufbau in der Kreisstadt Maßnahmenkatalog für den Stadtteil Heppingen steht

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Insgesamt muss Bad Neuenahr-Ahrweiler 1.414 Einzelprojekte bewältigen. Die Projekte wurden nun nach Prioritäten sortiert und für den Ortsteil Heppingen bereits ein erster Maßnahmenkatalog präsentiert. Viele Fragen bleiben weiter offen, beispielsweise in welcher Form Brücken wiederaufgebaut werden können.

 Archivbild: Auch der Stadtteil Heppingen wurde von der Flut schwer getroffen. Im September liefen Arbeiten zur Instandsetzung der Gasleitung. Nun steht die Projektliste für die nächsten zehn Jahre fest.

Archivbild: Auch der Stadtteil Heppingen wurde von der Flut schwer getroffen. Im September liefen Arbeiten zur Instandsetzung der Gasleitung. Nun steht die Projektliste für die nächsten zehn Jahre fest.

Foto: Martin Gausmann

Einen Schaden in Höhe von mehr als 1,6 Milliarden Euro nur an städtischem Eigentum, 18 zerstörte Brücken, 200 überflutete und stark in Mitleidenschaft gezogene Straßen, Wege und Plätze, ein über 130 Kilometer langes beschädigtes Kanalnetz, 658 Schäden rund um das Wasser- und Abwasserwerk, 532 Einzelmaßnahmen, die zur Wiederherstellung der städtischen Infrastruktur im Tiefbau anstehen oder auch 224 Wiederaufbau- und Sanierungsmaßnahmen im Hochbau: Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat nun einen Katalog zusammengestellt, aus dem hervorgeht, vor welchen Wiederaufbau-Herausforderungen die 30.000 Einwohner-Stadt steht, von denen 20.000 Menschen mit ihrem Privateigentum und mit massiven Einschränkungen wegen der Flutwelle im Juli selbst massiv betroffen sind. Ebenfalls nicht eingerechnet ist ein nahezu vollständiger Totalschaden an den Netzen der Energieversorger, die selbst für ihre Schadensbehebung sorgen.

Projektliste für die nächsten zehn Jahre steht

„Hinter allem steckt sehr viel Arbeit“, so Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen. Eingeordnet in unterschiedliche Prioritätsstufen sollen diese Arbeiten nun in Angriff genommen werden. Im Rahmen einer Bürgerversammlung wurde die für den Stadtteil Heppingen vorgesehene Projektliste präsentiert, die in den nächsten zehn Jahren abgearbeitet werden soll, wobei der Neuaufbau der stark zerstörten kommunalen Infrastruktur auf verschiedene Zeitschienen gesetzt wurde, die sich in der Prioritätenliste in „hoch“, „mittel“ und „niedrig“ gliedern.

Wenngleich die Stadt auch einen Maßnahmenkatalog zusammengestellt hat, so wies Orthen auf denkbare Unzulänglichkeiten und Unvollständigkeiten hin. An die Bürger adressiert sagte er: „Wir sind auf ihre ortsspezifischen Kenntnisse angewiesen. Der Maßnahmenkatalog lebt und ist flexibel.“ Die dem Kreis Ahrweiler vorzulegende und dann an das Land weiterzureichende Maßnahmenliste könne jederzeit komplettiert werden. Schlussendlich werden die am Wiederaufbau des Ahrtals beteiligten Ministerien zu entscheiden haben, welche Bauarbeiten mit den von Bund und Ländern bereitgestellten Geldern in welcher Höhe finanziert werden.

1.414 einzelne Maßnahmen sind es, die nun vor der Stadt in der Umsetzung des Wiederaufbauprogramms zu bewerkstelligen sind. „Wir wollen so schnell wie möglich mit der Arbeit beginnen“, sagte Bürgermeister Orthen. Jedoch warnte er vor „einer Überforderung“ und vor einem zu schnellen Aufbau, der schließlich aufgrund der gemachten Hochwassererfahrungen in jedem einzelnen Fall wohl überlegt sein wolle. „Wir wollen die Zukunft mit viel Realismus gestalten. Und so weit es geht, unter Berücksichtigung aller darstellbaren Schutzmaßnahmen“, erklärte der Stadtchef und spielte dabei insbesondere auf Hochwassergefahren an. Es gelte großzügige Retentionsräume für die Ahr zu gestalten und Schutzmaßnahmen für deren Zuflüsse in deren gesamten Verlauf zu ergreifen. Eine Aufgabe, die in einem Gewässerentwicklungsplan für das gesamte Ahrtal erfasst wird. Dort sollen dann auch die Dimensionierungen der Kanäle Berücksichtigung finden.

Wiedererrichtung der zerstörten Brücken gehört zu den obersten Prioritäten

Zu den obersten Prioritäten würde die Wiedererrichtung der zerstörten Brücken gehören, unterstrich Orthen. Allerdings gehe er „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ davon aus, dass sich deren Optik und Konstruktion verändern werde. Um einen störungsfreien Durchfluss der Ahr zu gewährleisten, müsse sehr genau überlegt werden, ob es auch künftig wieder Brückenpfeiler im Fluss geben werde. „Wir wollen optimiert neu aufbauen und nicht einfach den alten Zustand wieder herbeiführen“, stellte der Bürgermeister klar. Umso unverständlicher sei, dass beispielsweise die Bundesbahn die Ahrtalbahn wieder über das bisherige Gleisbett rollen ließ. „Auch wenn ich froh bin, dass die Bahn so schnell wieder fahrbereit gemacht wurde“, ergänzte Orthen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort