Weingut im Ahrtal Deutzerhof in Mayschoß hat einen neuen Eigentümer

Mayschoss · Hella und Wolfgang Hehle haben das Mayschosser Weingut Deutzerhof in die Spitzenklasse gebracht. Seit Jahresbeginn hat das Gut nun einen neuen Eigentümer.

Blick auf das Weingut Deutzerhof in Mayschoß.

Blick auf das Weingut Deutzerhof in Mayschoß.

Foto: Martin Gausmann

Das Spitzenweingut Deutzerhof in Mayschoß hat mit Beginn des Jahres 2020 einen neuen Eigentümer: Jürgen Doetsch sen. aus der Andernacher Mineralölhandels KG Erich Doetsch. Die Firma hatte 1948 mit Bimstransporten begonnen. Jetzt gehören zu dem familiengeführten Unternehmen mehr als 100 Tankstellen (ED). Gehandelt wird außerdem mit Baustoffen, Fliesen und ähnlichen Materialien. Über den Kaufpreis für das Weingut ist laut Doetsch Stillschweigen vereinbart worden.

Als Motivation für den Kauf nennt Doetsch seine langjährige Freundschaft zum Ehepaar Hehle und seine Begeisterung für den Wein-Stil des Deutzerhofs. Wein sei für ihn seit 40 Jahren eine Leidenschaft. „Diese Passion zu einer Profession zu machen, war eine Idee, die mich schon länger beschäftigte“, sagt Doetsch und ist außerdem voll des Lobes für die Rotweinregion Ahr.

Auch Hella Hehle, Vorbesitzerin des Weinguts Deutzerhof, berichtet, dass Doetsch ein langjähriger guter Freund der Familie sei. Sie und ihr 2012 verstorbener Ehemann Wolfgang Hehle hatten dem Weingut eine herausragende Stellung an der Ahr und einen Platz in der Liste der 100 besten Weingüter Deutschlands erarbeitet. Nach dem frühen Tod des einzigen Sohnes Johann im Alter von 27 Jahren 2010 und dem Tod Wolfgang Hehles zwei Jahre später hatte Hella Hehle den Deutzerhof weitergeführt. Dies zusammen mit Hans-Jörg Lüchau als Betriebsleiter und langjährigem Kellermeister.

„Die Arbeit war hart und auch kräftezehrend“, schreibt Hella Hehle in einem Brief an die „Freunde der Deutzerhof-Weine“. Mit dem Verkauf wolle sie sich „langsam zurückziehen“. Doetsch werde „die richtigen Schritte in die Zukunft mit dem Deutzerhof-Team unter Leitung von Hans Lüchau gehen“. Auch Doetsch setzt auf Lüchau als Betriebsleiter mit langjähriger Erfahrung und sieht das Weingut „in sehr guten Händen“. Dabei schließt er nicht aus, sich später selbst mit einzubringen. So wird sich beim Mitarbeiterstab vorerst nichts ändern. „Es gibt zwar den Inhaberwechsel, aber das Deutzerhof-Team bleibt bestehen“, berichtet auch Lüchau. Christoph Hoffmann werde weiterhin für die Pflege der Rebanlagen verantwortlich sein, Alexandra Prestel werde in Teilzeit beschäftigt und das Team unterstützen.

Augenscheinlich setzt das Weingut weiterhin auf hohes Niveau. Bei einem Vier-Gang-Menü von Spitzenkoch Stefan Steinheuer am 29. Februar werde sich Doetsch vorstellen, kündigt Lüchau an. Dabei sollten Fragen zur Person des neuen Eigentümers und zur Zukunft des Weinguts beantwortet werden.

Das hohe Niveau geschaffen hatten Hella und Wolfgang Hehle. Der Naturfreund, ursprünglich Steuerfachmann, stammte aus einer Bäckerfamilie. Nach der Heirat mit Hella Cossmann, Tochter des Winzers Alfred Cossmann, fand er Gefallen an der Arbeit seines Schwiegervaters. Er ließ sich zum Winzermeister ausbilden und staunte, was im Gegensatz zu den leichten, lieblichen Weinen der Ahr in Burgund aus den Spätburgunder-Trauben gemacht wurde. Von seinen neuen Erfahrungen inspiriert, änderte er innerhalb weniger Jahre den Ausbau komplett und entschied sich wie schon Werner Näkel vom Dernauer Weingut Meyer-Näkel für die Produktion von Burgunderweinen nach französischem Vorbild.

 Klasse statt Masse, gehaltvolle, trockene Weine, hieß die neue Marschrichtung. Das Weingut schaffte 1994 den Einzug in den Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). In dieselbe Richtung entwickelten damals außer Näkel und dem Deutzerhof unter anderem Gerd Stodden (Rech) und die Brüder Kreuzberg (Dernau) ihre Betriebe. Sie wurden zu Zugpferden eines neuen Wein-Stils an der Ahr. Auch nach dem Inhaberwechsel ist es laut Lüchau Ziel des Deutzerhofs, im VDP zu bleiben, was ein gleichbleibend hohes Qualitätsniveau voraussetzt. Es sei beantragt und nach den Statuten des Verbandes für die kommenden beiden Jahre gesichert. Danach würden die Mitglieder über einen Verbleib abstimmen. Lüchau zeigt sich zuversichtlich.

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