Vor 150 Jahren 22 Winzer setzten die Idee Raiffeisens um

Kreis Ahrweiler · Ohne den Mann aus Hamm an der Sieg wäre Mayschoß-Altenahr nicht die älteste Winzergenossenschaft der Welt. Zollverträge und Weine aus dem Süden machten es dem herben Ahrwein am Markt schwer.

Stammhaus der Genossenschaft in Mayschoß.

Stammhaus der Genossenschaft in Mayschoß.

Foto: Martin Gausmann

Dass sie einst als älteste Winzergenossenschaft der Welt firmieren würden, hätten sich 22 Mayschosser Winzer kaum träumen lassen, als sie am 20. Dezember 1868 die Statuten für ihren Verein unterschrieben.

Ziel der 22 Winzer war es, dem Gedanken Raiffeisen folgend, Wege zu finden, den Mayschosser Wein überhaupt zu verkaufen. Denn das war immer schwieriger geworden, nachdem Großhändler sich zwischen die Erzeuger und die Verbraucher geschaltet hatten.

Zollverträge und Weine aus dem Süden machten es dem herben Ahrwein am Markt schwer. Auf Initiative des jungen Mayschosser Küsters Johann Peter Cossmann versuchten schließlich 1860 einige Winzer, Wege aus der Misere zu finden. Gemeinsam schalteten sie Annoncen – ohne Erfolg. Sie gründeten ein Winzer-Kasino mit dem Ziel der Belehrung der Winzer, aber auch das half nicht.

Schließlich kam 1868 ein Wanderlehrer ins Dorf und informierte über den Nutzen einer Genossenschaft. Nach der Gründung besserte sich die Lage allmählich. Erster Präsident wurde Gemeindevorsteher Nikolaus Näkel. Die Betriebskredite für die Genossenschaft nahmen die Winzer persönlich auf und stellten sie dem Verein zur Verfügung.

Als „Winzerverein zu Mayschoß – eingetragene Genossenschaft“ wurde der Verein am 7. September 1869 ins Genossenschaftsregister Koblenz aufgenommen. Die Genossenschaft kaufte die Trauben ihrer Mitglieder im Herbst auf und verarbeitete sie. Sie wählte einen Reisenden mit dem Auftrag, im Land neue Kunden zu gewinnen. Schließlich mieteten die Mayschosser 1897 ein Lokal mit Ausschank und Kellern in Berlin.

Die Genossenschaft wuchs: Schon für 1891 ist die Zahl von 178 Mitgliedern verbürgt. Heute hat die Genossenschaft 432 Mitglieder, die 150 Hektar Rebfläche bewirtschaften und Jahr für Jahr mehr als eine Million Liter Wein einfahren – preisgekrönt und international beachtet. 150 Jahre ist die Genossenschaft alt, die es ohne den Mann aus Hamm an der Sieg vielleicht so nie gegeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort