Schwanensee im Kurhaus 550 Zuschauer erleben Ballett-Klassiker

BAD NEUENAHR · Ewig hat es keine Ballettaufführung zur Festlichen Weihnachtsgala im Bad Neuenahrer Kurhaus gegeben. Dafür, dass es mal wieder Zeit war, sprach die gute Resonanz am Zweiten Weihnachtstag.

 Ein Klassiker des russischen Balletts: Schwanensee im Kurhaus Bad Neuenahr.

Ein Klassiker des russischen Balletts: Schwanensee im Kurhaus Bad Neuenahr.

Foto: Martin Gausmann

Rund 550 Zuschauer, darunter viele Großmütter mit der Enkelin oder auch gleich mehrere Generationen einer Familie, wollten sich "Schwanensee" in fast ausverkauftem Haus nicht entgehen lassen. Zwar hat die Geschichte nicht unbedingt etwas Weihnachtliches, auf jeden Fall aber viel Märchenhaftes.

Und was zu Weihnachten passte: Bei der Inszenierung des Mährischen Theaters Olomouc, das bereits im Januar 2010 den "Nussknacker" an gleicher Stelle gezeigt hatte, siegte die Liebe. Nachdem sie erst am Vorabend in Görlitz mit der Produktion Premiere gefeiert hatten, erzählten die 24 Tänzerinnen und acht Tänzer vornehmlich aus Tschechien und Russland unter der künstlerischen Leitung von Choreograph Robert Balogh nun die Geschichte der in einen schönen Schwan verwandelten Prinzessin Odette und des sich in sie verliebenden Prinzen Siegfried.

Sie ist vom Zauberer Rotbart verwandelt worden und kann nur durch bedingungslose Liebe befreit werden. Er soll auf Geheiß seiner Mutter, der Königin, endlich heiraten, lehnt aber alle bei seinem Geburtstagsfest präsentierten Kandidatinnen ab, nachdem er im Wald Odette gesehen hat. Allerdings fällt er auf den Trick des Zauberers herein, indem er in irriger Annahme Odettes Ebenbild Odile (ganz in Schwarz gekleidet) zur Frau wählt, womit Odette die Rückverwandlung unmöglich scheint. Doch Siegfried eilt zum See und schafft es, den Bann zu brechen.

"Schwanensee" gilt nicht nur als Inbegriff des klassischen russischen Balletts, die Doppelrolle von Odile und Odette gilt auch als eine der anstrengendsten des Genres. Beide Charaktere wurden in Bad Neuenahr verkörpert von Karolina Zarach. Die 19-jährige, sehr schlanke Polin lieferte eine technisch ansprechende Leistung ab. Auch auf die legendären Fouettés Odiles im dritten Akt mussten die Zuschauer nicht verzichten: mehr als 20 der raschen Pirouetten mit abwechselnd gestrecktem und angewinkeltem Bein schaffte sie sicher. Überhaupt reckten die Zuschauer immer wieder die Hälse, um die Füße der Akteure sehen zu können, denn es wurde durchweg auf Spitze getanzt.

Dazu gehörte selbstredend auch der oft auch parodierte "Tanz der kleinen Schwäne" zum Allegro moderato im zweiten Akt. Mit "Trippelschritten" und ausladendem "Flügelschlagen" mit den Armen erhielten die Schwäne Gestalt. Die Musik von Peter Tschaikowski, insbesondere das eingängige Schwanensee-Thema, tat ein Übriges. Das eigene Orchester des Mährischen Theaters Olomouc lieferte die passende Klänge, allerdings nicht live.

Doch das war zu verzeihen. Fein perlten die Harfenakkorde bei den Szenen am See, silbrig erklangen die Flöten zum Pas de deux und wütend grollten die Trommeln zur bösen Magie. Zu wünschen gewesen wären allerdings etwas mehr Sicherheit bei den Sprüngen und etwas mehr schauspielerischer Einsatz vor allem von Arkadiusz Jan Orlowski als Prinz Siegfried. So richtig kaufte man dem 22-jährigen Tschechen die erst arglose Verzückung und später den Part des leidvoll Betrogenen angesichts seiner fast immer gleichbleibenden Miene nicht ab. Da fehlte manchmal das lyrisch-elegische Moment.

Dafür sorgte Michal Kovac als quirliger Hofnarr mit mimischen und gestischen Späßen für belebende Heiterkeit. Auch ihm galt, wie den Ballerinas, mancher bestätigende Zwischenapplaus. Am Ende kam im rotem Flackerlicht noch einmal Dramatik beim Auftritt des Zauberers auf. Doch nicht Siegfried und/oder seine geliebte Odette ertranken am Ende in den Wogen des Schwanensees, wie in manch anderer Inszenierung, sondern Rotbart tauchte zwischen den Wellen schlagenden schwarzen Stoffbahnen für immer unter, und der Prinz und die wieder ganz Mensch gewordene Schwanenprinzessin verabschiedeten sich strahlend vom Publikum.

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