Wiederaufbau im Ahrtal 64 Tiny Houses als Übergangswohnungen in Altenahr

Altenahr · In der Verbandsgemeinde Altenahr werden 64 Mini-Häuser, sogenannte Tiny Houses, als Übergangswohnungen benötigt. Sie werden wohl über die Aktion „Deutschland hilft“ finanziert. Grundstücke seien bereits angeboten worden, sagte Bürgermeisterin Cornelia Weigand im Verbandsgemeinderat.

 So sah es am 20. Juli in Mayschoß aus. Ein Feuerwehrmann steht dort vor einem völlig zerstörten Haus.

So sah es am 20. Juli in Mayschoß aus. Ein Feuerwehrmann steht dort vor einem völlig zerstörten Haus.

Foto: dpa/Boris Roessler

Zum Wiederaufbau und zur Neustrukturierung in den zwölf Ortsgemeinden braucht die von der Flutkatastrophe mehr als geschundene Verbandsgemeinde (VG) Altenahr Personal. Vorgesehen sind 30 Mitarbeiter für die Verwaltung und zwölf für die Ortsgemeinden – insgesamt 42 neue Stellen. Dafür sprach sich der Verbandsgemeinderat einstimmig bei vier Enthaltungen aus.

Vorausgegangen waren grundlegende Diskussionen. Berthold Phiesel (FDP) hielt die Aufstockung in so großem Maße „nicht für verantwortbar“. Die VG könne das Personal auf Dauer nicht finanzieren und das Land werde es auch nicht tun. Phiesel schlug vor, ähnlich der Kreisstadt und der Gemeinde Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis, Aufgaben auszulagern und ein Projektmanagement einzuschalten. Ingrid Näkel-Surges (CDU) ging die Sache zu schnell, sie beantragte Vertagung und Beratung im Haupt- und Finanzausschuss. Dagegen stellte sich Guido Schmitz (FWG): „Wir müssen entscheiden, können nicht lange warten.“ Dem pflichtete Andreas Hermens (SPD) bei. „Wir haben nicht viel Zeit, die Gemeinden und die Verwaltung brauchen jetzt Hilfe. Wenn wir zu lange warten, könnte uns die Zeit davonlaufen“, sagte er.

Verbandsbürgermeisterin Cornelia Weigand führte an, dass die Verwaltung schon jetzt zusätzliche Aufgaben wahrnehme. Außerdem hätten die Ortsgemeinden zur Unterstützung der ehrenamtlich arbeitenden Bürgermeister bereits Kräfte eingestellt. „Die Menschen müssen von etwas leben, eine Anstellung über die VG gibt ihnen Sicherheit.“ Weisungsberechtigt seien die Ortsgemeinden. Laut Weigand haben die Ortsbürgermeister zur Bewältigung der Arbeit die Gründung einer AÖR (Anstalt des öffentlichen Rechts) vorgeschlagen. Die Möglichkeit verwarf der VG-Rat. Eile bei der Entscheidung schien dagegen allen Rednern geboten, da gutes Personal rar und schwer zu bekommen sei. Daher wurde auch der Vorschlag verworfen, Stellen befristet auszuschreiben. „Qualifizierte Leute bekommt man nicht mit befristeten Stellen, der Arbeitsmarkt ist schon jetzt angespannt“, stellte Edmund Schaaf klar. Der ehemalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Montabaur ist vom Gemeinde- und Städtebund beauftragt, der VG Altenahr beratend zur Seite zu stehen.

Die Einstellung von Personal hat einen Nachtragshaushalt zur Folge, der wiederum vom Kreis genehmigt werden muss. Nach der Genehmigung will Weigand die ersten Stellen je nach Bedarf ausschreiben. Der Haupt- und Finanzausschuss soll für die Einstellung der Mitarbeiter zuständig sein. Da nahezu alle Gemeinden von der Flut betroffen sind, will die VG vorläufig auf die Erhebung der VG-Umlage für 2021 verzichten. Zurückhaltung erwartet sie auch vom Kreis in puncto Kreisumlage. Darum hat die Verwaltung gegen die Festsetzung und Forderung der Kreisumlage für 2021 Widerspruch erhoben und Aussetzung der Vollziehung beantragt. Die VG sieht das Selbstverwaltungsrecht der Ortsgemeinden gefährdet, wenn man ihnen jetzt das Geld wegnimmt. Weigand setzt auf das Ergebnis von Gesprächen in Mainzer Ministerien zur Klärung der Sache.

In der VG werden 64 Tiny Houses als Übergangswohnungen benötigt, die wohl durch die Aktion Deutschland hilft finanziert werden. Grundstücke seien bereits angeboten worden, so Weigand. Von einem Ortstermin mit Vertretern der DB Netz berichtete die Bürgermeisterin, dass die Bahnstrecke grundsätzlich bis Ahrbrück wiederhergestellt werden solle. Planungen gebe es aber noch nicht.

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