Weltrekord aus dem Stegreif Titel bei Wettstreit der Redner für Kerstin Brenner-Schmiege aus Linz

Linz · Dass in ihr ein eher ungeahntes Talent schlummert, weiß Kerstin Brenner-Schmiege noch gar nicht so lange: Die 49 Jahre alte Zahnärztin aus Linz kann unvergleichlich Reden aus dem Stehgreif halten. Beim 7. Internationalen Speaker Slam holt sie den Titel und einen Weltrekord.

 Konzentriert bei der Sache ist Kerstin Brenner-Schmiege beim Speaker Slam in Mastershausen.

Konzentriert bei der Sache ist Kerstin Brenner-Schmiege beim Speaker Slam in Mastershausen.

Foto: Bildrechte: @Dominikpfau“

Manchen Menschen bricht der pure Schweiß aus, wenn sie nur daran denken, für andere gibt es beinah nichts Schöneres, als eine Rede vor Publikum zu halten. Kerstin Brenner-Schmiege gehört definitiv zur zweiten Kategorie: Reden ist genau ihr Ding – und das kann die studierte Zahnärztin aus Linz nicht nur richtig gut, sondern sogar exzellent. Beim 7. Internationalen Speaker Slam hat Brenner-Schmiege nicht nur den „Excellence Award“ gewonnen, sondern ist sozusagen auf ihrer Surferwelle auch gleich noch zum Weltrekord geschwommen. Denn mit 80 Teilnehmern war der Rednerwettstreit, der in diesem Jahr coronabedingt nicht in Berlin oder New York, sondern im beschaulichen Örtchen Mastershausen in Rheinland-Pfalz ausgetragen wurde, der größte Speaker Slam weltweit. Seither darf sich Brenner-Schmiege ganz offiziell „Weltrekordlerin“ nennen.

Exakt vier Minuten Zeit hatte die Linzerin, um ihre Botschaft hinaus in die Welt zu tragen – „danach wird einem gnadenlos das Mikrofon abgedreht“, erzählt sie. Hilfsmittel sind beim Speaker Slam nicht erlaubt – weder Power-Point-Präsentation noch Redemanuskript, nicht einmal ein handgeschriebener Spickzettel. „Es gilt das gesprochene Wort, und natürlich die Art, wie die Sprecher ihr Thema mit Leben füllen.“ Teilnehmen kann „jeder, der meint, er hat eine Botschaft zu senden. Und der die Nerven hat, dies vor einer neunköpfigen Jury, vor grellen Scheinwerfern, fünf Fernsehkameras und einem voll besetzten Publikumssaal zu tun“.

 Vier Minuten Zeit bleiben Kerstin Brenner-Schmiege, um Zuhörer und Jury beim Speaker Slam in Mastershausen zu begeistern.

Vier Minuten Zeit bleiben Kerstin Brenner-Schmiege, um Zuhörer und Jury beim Speaker Slam in Mastershausen zu begeistern.

Foto: Bildrechte: @Dominikpfau“

Auf Umwegen zum Reden gekommen

 Speaker Hermann Scherer (rechts) überreicht den Excellence Award an Kerstin Brenner-Schmiege aus Linz.

Speaker Hermann Scherer (rechts) überreicht den Excellence Award an Kerstin Brenner-Schmiege aus Linz.

Foto: Bildrechte: @Dominikpfau“

Dass sie einmal dazu gehören würde, daran hat die 49-Jährige vor einem Jahr noch nicht im Traum gedacht. „Ich bin auf Umwegen zum Reden gekommen“, erzählt sie. Vor einigen Jahren hatte sie ihre Zahnarztpraxis sozusagen an den Nagel gehängt, um sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, zu widmen. Als es dann mit ihrem Debütroman „Nimm meine Hand“ auf die Zielgerade ging, nahm sie an einem Online-Coaching teil, aus dem heraus wiederum der Wunsch entsprang, mehr Erfahrung im freien Sprechen zu bekommen. „Bei uns im Familienkreis war es schon immer so, dass bei besonderen Anlässen jemand eine Rede hält.“ Dies ist ihr nie schwergefallen, aber „richtig reden“ zu können und auch Fremde mit einem eigenen Thema zu fesseln, dafür bedarf es nicht nur Talent, sondern auch des richtigen „Knowhows“.

Dieses hat die Linzerin dann bei einem Kurs mit Top-Speaker Hermann Scherer, der auf den Speaker Slam ins Leben gerufen hat, vermittelt bekommen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die ersten zwei bis drei Sätze einer Rede wirklich sitzen sollten, ebenso das Schlusswort. „Der Mittelteil wird dann vom Inhalt getragen, aber auch von Geschichten, die wir in jeder Lebenslage erzählen könnten.“

Zweifache Mutter fesselte das Publikum

Nach dem Kurs wollte Brenner-Schmiege es dann „einfach wissen“. „Manchmal hat man ja eine Vision im Kopf und dann heißt es ‚raus aufs Board‘ und ausprobieren“, sagt sie und spricht damit auch gleich das Thema an, das sie für ihre Rede ausgewählt hat. Unter dem Titel „Surf your Business“ fesselte die zweifache Mutter das Publikum mit einem Vortrag über die Parallelen zwischen dem Surfsport und erfolgreicher Unternehmensführung. „Es ist kaum zu glauben, wie viele Parallelen es zwischen diesem faszinierenden Funsport und der Unternehmensführung gibt. Klare Ziele, bedingungslose Leistungsbereitschaft und Chancen-Intelligenz, um Erfolgswellen zu erkennen und zu nutzen, sind so entscheidend“, erklärt die begeisterte Surferin. Vor allem aber komme es auf konstruktives Fehlermanagement an, „denn vor Misserfolgen bleiben wir weder im Business noch auf dem Board verschont“.

In ihre Rede hat sie neben ihren sportlichen Erfahrungen auch die aus 17 Jahren erfolgreichem Praxismanagement einfließen lassen. Ob sie mit diesem Thema aus dem 80-köpigen Teilnehmerfeld mit Fernsehgrößen, Top-Unternehmern und Kreativen aus acht Nationen würde herausstechen können, war völlig offen, „aber es hat mich gereizt, herauszufinden, ob das funktionieren kann“. Natürlich war an dem großen Tag dann auch Lampenfieber mit von der Partie, „aber ich habe mich so drauf gefreut, auf der Bühne zu stehen“.

Ging als dritte Starterin ins Rennen

Voll verkabelt ging es dann hinaus in die Höhle des Löwen - „und dann steht man da oben, sieht das Publikum vor sich und merkt, wie man innerlich anfängt zu strahlen“. Da Brenner-Schmiege als dritte Starterin ins Rennen ging, „waren die Zuhörer da noch nicht richtig warmgelaufen und saßen relativ brav auf ihren Stühlen. Aber das hat sich dann ganz schnell geändert“. Und nicht nur das Publikum, auch die Jury konnte die Newcomerin aus Linz restlos begeistern. Kurz vor Mitternacht stand fest: Sie hat nicht nur zum Weltrekord beigetragen, sondern auch den Excellence Award gewonnen.

Nach dem Erfolg möchte Brenner-Schmiege ihr Lebensmotto: „Surf your Business – mit Power und Passion in den Flow“ nun auch an meeresbegeisterte Unternehmer und Selbstständige weitergeben – und dazu natürlich weiter auf dem Podium stehen. Denn das ist für sie „ein Gefühl, vergleichbar mit frisch verliebt sein: Einerseits ist man aufgeregt, aber andererseits auch total beglückt – einfach herrlich“.

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