Spenden-Aktion „Weinregion hilft Weinregion“ Ahr-Winzer bekommen 50 elektrische Rebscheren

Dernau · Die Weinbauregion Südpfalz engagiert sich seit Beginn der Flutkatastrophe für das Ahrtal. Aktuell wurden Rebscheren für den anstehenden Rückschnitt ausgeliefert.

 Eine Delegation aus der Südpfalz hat Rebscheren an der Ahr überreicht.

Eine Delegation aus der Südpfalz hat Rebscheren an der Ahr überreicht.

Foto: Martin Gausmann

Krippen, Bautrockner, Schulranzen oder Holzscheite: Es gibt fast nichts, das nicht bereits als Spende an die Ahr geschickt wurde. Auch bei der Spenden-Aktion „Weinregion hilft Weinregion“ werden Sachspenden verteilt. Doch hier gibt es die Besonderheit, dass sich eine ganze Region, nämlich die Südpfalz, für das Ahrtal starkmacht. Besonders ist auch, dass „bedarfsgerecht“ gespendet wird. Und so wurden nun in den Produktionshallen des Weinguts Meyer-Näkel 50 Sets automatischer Rebscheren im Wert von jeweils 1400 bis 1800 Euro an die Ahr-Winzer übergeben.

Der Landrat von Germersheim, Fritz Brechtel, ist einer der Initiatoren der Aktion und sagt: „Im Herbst hatten wir bereits eine Bedarfsabfrage bei den Weinbauern gestartet: Damals haben wir 40 Barrique-Fässer im Wert von 50.000 Euro für die Ahr organisiert.“ Die aktuelle Abfrage hatte einen Bedarf an Rebscheren ergeben, denn nun steht im Weinberg der Rückschnitt an. „Wir haben jedem auch noch eine Hand-Rebschere beigelegt“, so Brechtel weiter. Das sei auch ein bisschen als Witz zu verstehen, falls es mit der Stromversorgung an der Ahr wieder hapere.

Ohne freiwillige Helfer kein Wein

Die Initiative kommt an. Meike Näkel vom Weingut Meyer-Näkel sagt über die Sachspenden: „Viele haben sich darüber wirklich, wirklich gefreut.“ Ihr Weingut hatte schon in der ersten Spendenrunde ein Barrique-Fass erhalten. Darin lagert nun der Wein von 2021. Der einzige Wein, der einzige Jahrgang, den sie überhaupt noch ihr Eigen nennen können. „Bis auf acht Fässer ist sonst alles weg“, so Näkel über den Flutschaden. Die Weinfässer wurden in der Flutnacht aus der Produktionshalle gespült, die parallel zur Ahr liegt, quasi in Fließrichtung. Und selbst die großen Stahltanks hatten dem Wasser nicht Stand gehalten: Auch sie sind weggeschwommen oder zumindest umgekippt und damit ihr Inhalt ausgelaufen.

„Die Ausbeute dieses Jahr war quantitativ dank des starken Pilzbefalls sicher nicht sehr hoch, aber mit der Qualität des Weins sind wir zufrieden“, so die Winzerin. Und das „Wir“ erklärt sie gleich: Ohne die Hundert Helfer, gerade auch von anderen Weinbetrieben und teilweise auch wieder aus der partnerschaftlich verbundenen Südpfalz, wäre die Lese im Flutjahr überhaupt nicht möglich gewesen. „Teilweise 60 Männer und Frauen haben alleine bei uns im Weinberg und auf dem Weingut gleichzeitig mit angepackt. Sonst hätten wir die unlösbaren Aufgaben des Jahres nicht geschafft“, so Dörte Näkel.

Und die Hilfe wird weitergehen, das versichern die Vertreter der Südpfalz, die jetzt erstmals selbst an die Ahr gereist sind. Auch, um sich ein Bild von der Lage zu machen, und – vor allem – um weiter zuzuhören. „Wir werden weiterhelfen und immer aktuell schauen: Wo ist nun die Not am größten?“, versichert Brechtel aus der Südpfalz. Eine Sache hat er von der Flut schon gelernt: „Katastrophen sind in Deutschland anscheinend nicht vorgesehen.“ Zu häufig seien sie auf schrecklichen Bürokratismus gestoßen. Der Politiker hofft, dass nun auch bundesweit Lehren aus den Ereignissen an der Ahr gezogen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort