Abriss von St. Andreas in Ahrbrück Kirchenfenster gehen an Forschungsstelle zur Glasmalerei
Ahrbrück · Die Kirche St. Andreas in Ahrbrück muss wegen Flutschäden abgerissen werden. Beschädigte Fenster des Gotteshauses, die von einem bekannten Glasmaler stammen, sollen nun an eine Forschungsstelle übergeben werden.
Die Geschichte vom wundersamen Fischzug des Petrus ist wohl eine der bekanntesten Episoden des Neuen Testaments. Berühmt ist sie wegen der vielen Fische, die da plötzlich ins Netz gehen, obwohl die Fischer, also die Fachleute, zuvor die ganze Nacht lang vergeblich unterwegs waren. Eine Darstellung dieser Szene ist das Hauptmotiv einer monumentalen Fensterwand, die Jakob Schwarzkopf, einer der bedeutendsten deutschen Glasmaler des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1991 für die St.-Andreas-Kirche in Ahrbrück schuf.
Die Flutkatastrophe vom Juli 2021 machte diese 1967 erbaute Kirche zum wirtschaftlichen Totalschaden und führt dazu, dass sie demnächst profaniert und abgerissen wird. Auch die etwa zehn Meter breite, fünf Meter hohe und aus 75 gleich großen Elementen bestehende Darstellung wurde beim Hochwasser im unteren Fünftel zerstört. Dieses und die übrigen Fenster von St. Andreas, allesamt Werke von Jakob Schwarzkopf, würden demnächst ausgebaut und bei der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts in Mönchengladbach eingelagert, berichtete Julia Fröder von der Pressestelle des Bistums Trier auf GA-Anfrage.
Wegen seiner bemerkenswerten Größe versorgt „Der reiche Fischfang“, wie die gläserne Darstellung heißt, ebenso wie das gleich große Fenster auf der Ahr-Seite das Kirchenschiff mit viel Licht. Statt das Kirchen-Innere nach außen hin abzuschotten, bildet es auch eine Art Brücke zur Umgebung. Denn es holt die Lichtstimmung von draußen ins Kirchenschiff hinein und macht Wetter, Jahres- und Tageszeiten und ihre Wechselspiele damit quasi zu Bestandteilen der Liturgie.
Die Fischer-Szene dominiert den Kirchenraum außerdem gestalterisch in einem Maß, das seinesgleichen sucht. Die Szene ist von einer ungewöhnlichen Dynamik, und die abgebildeten Personen von einer Präsenz, wie man das bei Kirchenfenstern kaum für möglich hält. Dass die Darstellung von Szene und Personen in farbloses oder graugetöntes Glas gefasst ist, lässt sie umso plastischer hervortreten. Dabei ist die Gesamtzahl der verwendeten Farben eher klein. Der Künstler hat Antik- und Opalglas in mehreren Orange- und Blau-Tönen verwendet, dazu klassisches Grün und Rot.
Beinahe ebenso beeindruckend wie die Fischerszene ist das gleich große und ebenfalls von Schwarzkopf stammende Fenster auf der zur Ahr hin gelegenen Seite der St.-Andreas-Kirche. Anders als die Fischerszene gegenüber hat es drei Einzelmotive. Hauptmotiv ist die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die von dem berühmten um 1476 von Sandro Botticelli geschaffenen Gemälde inspiriert ist.
Der Glaskünstler Schwarzkopf, 1926 in Koblenz geboren, 2001 in Trier verstorben, war nicht nur in Ahrbrück aktiv, sondern in vielen anderen Kirchen und Kapellen des Kreises Ahrweiler – von der St.-Johannes-Kirche in Brohl bis zur Filialkirche St. Katharina in Müsch. Für die Kirche in Adenau, St. Johannes dem Täufer geweiht, etwa schuf er bereits 1954, in jungen Jahren also, acht Fenster.
Für St. Laurentius in Ahrweiler Schuf Schwarzkopf 1962 ein kleeblattförmiges Seitenschiff-Fenster, das die Kreuzigung Jesu darstellt sowie eine Darstellung der Taufe Jesu im Jordan und Darstellungen der vier Heiligen der Huten (Stadtbezirke) von Ahrweiler: Ursula (Oberhut), Katharina (Niederhut), Barbara (Ahrhut) und Maria (Adenbachhut).
Die Oberzissener Kirche St. Antonius Abbas ist wie die St.-Andreas-Kirche in Ahrbrück ein Kind der 1960er Jahre. Und sie zieren ebenfalls mehrere Fenster aus Schwarzkopfs Werkstatt. Neben abstrakten Kompositionen gehören dazu unter anderem je eine Darstellung des zwölfjährigen Jesus im Tempel, des Kirchenpatrons St. Antonius und des Franz von Assisi.
Für die St.-Walburga-Kirche in Gelsdorf schuf Jakob Schwarzkopf im Jahr 1962 Fenster, die denen aus Ahrbrück, obwohl hochformatig, sehr ähneln. Das eine dieser beiden Chorfenster, gleich links und rechts des modernen Hauptaltars, zeigt die Pfarrpatronin St. Walburga von Eichstätt und St. Nikolaus von Myra, das andere trägt den Namen „Christus in der Wortverkündigung“.