Innenminister Ebling im Flutgebiet Ahrbrück macht „Lust auf Zukunft“

​ Ahrbrück · Der rheinland-pfälzische Innenminister kommt nach Ahrbrück und hat einen Bewilligungsbescheid über mehr als zwei Millionen Euro im Gepäck. Eingesetzt wird das Geld, um aus einem Fabrikgelände ein Wohngebiet zu machen.

 Gut 18 Monate nach der Flut hat der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (l.) weitere Bewilligungsbescheide an Ahrbrücks Bürgermeister Walter Rademacher (r.) übergeben. Auch ein Austausch mit Altenahrs Verbandsgemeindebürgermeister Dominik Gieler und Landrätin Cornelia Weigand stand auf dem Programm.

Gut 18 Monate nach der Flut hat der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (l.) weitere Bewilligungsbescheide an Ahrbrücks Bürgermeister Walter Rademacher (r.) übergeben. Auch ein Austausch mit Altenahrs Verbandsgemeindebürgermeister Dominik Gieler und Landrätin Cornelia Weigand stand auf dem Programm.

Foto: AHR-FOTO

Ein Jahr ist es jetzt her, da schwärmte Ahrbrücks Ortsbürgermeister Walter Rademacher von „einem Leuchtturmprojekt inmitten von Europa größter Baustelle“. Das war im Februar 2022. Der damalige Innenminister Roger Lewentz (SPD) war ins Ahrtal gereist und übergab einen Bewilligungsbescheid über rund 700.000 Euro. Im von der Flutwelle stark betroffenen Ahrbrück in der Verbandsgemeinde Altenahr soll an der Kesselinger Straße auf dem ehemaligen Fabrikgelände der „Wellpappe“ ein sechs Hektar großes Baugebiet entstehen (der GA berichtete). „Gut leben, wohnen und arbeiten“ lautet die Devise, die über einer Machbarkeitsstudie steht, die man in Ahrbrück umsetzen möchte.

Wohnen in verschiedenen Wohnformen soll ebenso möglich gemacht werden wie eine kleine Nahversorgung mit Handel und Handwerk. „Hier ergibt sich eine große Chance, die es Menschen leicht macht, die Region nicht zu verlassen, sondern dort zu bleiben“, meinte der damalige Innenminister, der einige Monate später wegen offenkundiger Mängel in der Bewältigung der Naturkatastrophe im Ahrtal zurücktreten musste. Nun kam sein Nachfolger Michael Ebling angereist, um weiteres Geld für das Projekt und den Rückbau der ehemaligen Fabrikhallen auf dem Gelände zu überreichen. Im Gepäck hatte er einen Bewilligungsbescheid über 2,4 Millionen Euro.

Das Areal mit seinen Aufbauten war durch die Eigentümerfamilie für einen symbolischen Euro der Ortsgemeinde Ahrbrück überlassen worden. Die Zielvorstellung: Dort sollen künftig Häuser und Wohnungen für Menschen entstehen, die nach der Flut nicht mehr an ihrem bisherigen Wohnort bauen können oder wollen. Die betroffenen Menschen sollen möglichst schnell ein neues Zuhause finden können. Mit der Hilfe des Landes soll das Konversionsmanagement zur Umwandlung des ehemaligen Fabrikgeländes der Firma Brohl Wellpappe in neue Siedlungs- und Gewerbeflächen finanziert werden. Der Rückbau der Fabrikhallen gehört dazu. „Urbanes Leben mit ländlichem Charakter“ soll nach den Vorstellungen der Kommunalpolitik entstehen.

Freiflächen auf dem Bauareal sollen soziales Miteinander ermöglichen

Eine enge Verbindung von Siedlungs- und Freiräumen steht im Fokus. Orte des sozialen Austauschs, weitgehend frei von motorisiertem Verkehr, sollen das Gesamtbild prägen. Gebäude-Kubaturen, die gemeinschaftliches und generationen- sowie soziale Schichten übergreifend gerechtes Wohnen ermöglichen, liegen ebenfalls im Zentrum der Planungen. Hierzu sollen Miet- und Eigentumswohnungen entstehen sowie Einfamilienhäuser oder auch Möglichkeiten eines betreuten Wohnens geschaffen werden. Die vorgesehenen vielen Freiflächen sollen ein soziales Miteinander ermöglichen und Brücken zur Natur in der ländlichen Umgebung schlagen. „Ein Investor wird noch gesucht“, so Bürgermeister Rademacher.

Möglich wurde das Projekt durch den Inhaber von Brohl Wellpappe, Maximilian Boltersdorf. Er hatte sich schon kurz nach der Flut bereit erklärt, sein Fabrikgelände der Gemeinde und damit dem Gemeinwohl zu überlassen. Die Umwandlung der ehemaligen Industrieflächen in neue Wohnflächen ist nach Meinung von Land und Kommune nicht nur ein Lichtblick für viele Flutbetroffene in der Region, sondern auch ein Beitrag zum Klima- und Umweltschutz, da hier bereits versiegelte Fläche eine sinnvolle Anschlussverwendung finden würden. Dass die Eigentümerfamilie das Gelände für einen Euro an die Kommune übertragen hatte, nannte der Innenminister „eine große gute Tat“. Der Fläche werde so eine neue Zukunft gegeben.

Die Umnutzung der bisher gewerblich genutzten Flächen war bereits im Herbst 2021 im Rahmen einer Bürgerveranstaltung gestartet worden. Seither wurden zahlreiche Untersuchungen und Planungen vorgenommen, um sowohl den Rückbau der Industrieanlagen als auch die Art der geplanten Bebauung vorzubereiten. Bis Ende 2024 sollen die Flächen des ehemaligen Fabrikgeländes Stück für Stück in Nutzung kommen können. Ahrbrücks Bürgermeister Rademacher geht davon aus, dass im Sommer die Abrissbagger anrücken werden, um das Grundstück für die Vorhaben zu präparieren.

Landrätin Cornelia Weigand, die ebenso zum Ministerbesuch gekommen war wie Thomas Weimer, der Leiter der Wiederaufbau-Verbindungsstelle, oder auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, Dominik Gieler, sagte: „Die Planungen machen Lust auf Zukunft.“

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