Projekt für Kinder im Ahrtal „Aufwind“ bekommt Geld für ein weiteres Jahr

Sinzig · Beim Projekt „Aufwind“ geht es darum, Kinder und Jugendliche am Wiederaufbau des Ahrtals nach der Flut zu beteiligen. Beim Bergfest in Sinzig gab es nun eine erste Bilanz – und eine gute Nachricht.

 Jugendliche aus Dümpelfeld berichten beim „Aufwind“-Bergfest in Sinzig von ihrem Projekt zu einem öffentlichen Bücherschrank.

Jugendliche aus Dümpelfeld berichten beim „Aufwind“-Bergfest in Sinzig von ihrem Projekt zu einem öffentlichen Bücherschrank.

Foto: ahr-foto

Bergfeste werden gefeiert, wenn die Hälfte einer Wegstrecke einer anderen Herausforderung gemeistert ist. Am Montag gab es allen Grund, ein solches Fest im Zelt auf der Jahnwiese hinter dem Haus der offenen Tür (HoT) in Sinzig zu begehen. Die Gute Nachricht dieser Veranstaltung: Das Projekt „Aufwind – Deine Chance Ahrtal“ wird vom Verein Adra Deutschland als Geldgeber ein weiteres Jahr lang finanziell unterstützt.

Vor allem aber wurde Bilanz für das Projekt gezogen, bei dem es darum geht, Kinder und Jugendliche, aber auch junge Erwachsene und Familien aus dem Ahrtal nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 aktiv am Wiederaufbau zu beteiligen, wie Petra Klein zum Fest-Auftakt erläuterte. Zu diesem Zweck seien zunächst Bedarfe ermittelt und Wünsche abgefragt worden, wie die langjährige HoT-Leiterin berichtete. „Die Gedanken und Ideen dieser Menschen sollen Raum bekommen und bestenfalls Einfluss nehmen auf die aktuell zu treffenden Entscheidungen“, hieß es entsprechend in der Broschüre, die für das Fest zusammengestellt worden war. Zu der Veranstaltung waren vor allem Mitwirkende sowie Vertreter der vier beteiligten Gebietskörperschaften eingeladen worden, der Städte Sinzig und Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie der Verbandsgemeinden Altenahr und Adenau.

Um den Prozess zur Beteiligung von Vertretern der jungen Generation am Wiederaufbau bedarfsgerecht, nachhaltig und zukunftsorientiert zu leiten, habe die „Aufwind“-Projektleitung auf den vor der Flut im Ahrtal vorhandenen Institutionen und Strukturen aufgebaut und auch die Jugendpflegen der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler (OKUJA) sowie der Verbandsgemeinden Adenau (Generationenbüro) und Altenahr (ProBüro für Jugendarbeit) eingebunden. Nach der Flut seien an vielen Stellen unabhängig voneinander Angebote im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit geschaffen worden. Zusammen mit den Jugendpflegern der Kommunen sei dabei auch versucht worden, Doppelstrukturen zu bündeln, die sich dabei gebildet hätten. Mehrere tausend junge Menschen seien seit dem Projektstart in den Wiederaufbau eingebunden worden.

Mitarbeiterin nimmt Abschied

Mitarbeiterin Lissy Fey, die in den zurückliegenden Monaten Dreh- und Angelpunkt des Projekts war, nutzte das Bergfest, um sich aus dem Ahrtal zu verabschieden, weil andernorts neue berufliche Herausforderungen auf sie warten. Vor allem aber stellte sie den Mitfeiernden die einzelnen Aktionen vor, die im Zuge von „Aufwind“ durchgeführt wurden. In weiterführenden Schulen und auf zentralen Plätzen einiger Orte im Ahrtal sei, wie Fey ausführte, ein „Fahrendes Wohnzimmer“ aufgebaut worden – mit Sesseln, Teppich und einem gemütlichen Sofa als Mittelpunkt. Dies gab Schülern die Möglichkeit, Wünsche, Ideen und Anregungen in das Projekt einzuspeisen. Fragen, die dort gestellt wurden, lauteten etwa: „Was nervt euch zurzeit?“, „Woran fehlt es euch? und „Welche Wünsche habt ihr mit Blick auf den (Wieder-)Aufbau im Ahrtal?“ Anschließend wurden die beteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen eingeladen, ihr Hauptanliegen mit Kreide auf den Boden zu schreiben. Auf diese Weise sollten die Themen, die den Teilnehmern wichtig waren, auch über die Aktion hinaus für andere Menschen sichtbar bleiben.

Besonders häufig seien, wie Fey sagte, Wünsche nach mehr Möglichkeiten für Sport und Bewegung geäußert worden. Erstes Ergebnis war dabei eine Aktionswoche mit mehr als 60 Angeboten. Die sei derart gut angenommen worden, dass sie vom 18. bis 24. Juni 2023 wiederholt werde. Zuvor, so der Plan, sollen Vereine aus der Region angeschrieben und um Beteiligung gebeten werden.

Eine kleine Delegation aus Maychoß berichtete am Montag davon, dass es in dem Weinort am Fuße des Saffenbergs unter der Leitung von Anneliese Baltes, die seit dessen Gründung im Jahr 1995 den örtlichen Jugendtreff leitet, Aktivitäten gebe, um für die Dorfjugend Ersatz für den von der Flut zerstörten Sportplatz zu schaffen. Eine „Mitrede-App“, ein weiterer Bestandteil von „Aufwind“, bietet ihren Nutzern die Möglichkeit, Ideen für den Wiederaufbau online einzureichen und darüber abstimmen. Hauptziel auch hier: Kinder und Jugendliche direkt in Ideenfindung, Diskussion und Wiederaufbau einbeziehen.

Nikolas Panić, Vertreter von Adra Deutschland, berichtete beim Bergfest, „Aufwind“ sei eine von insgesamt 80 sozialen Initiativen und neben unter anderem dem Lebenshilfehaus in Sinzig sowie dem Verein Ahrche in Ahrweiler eines von vier Leuchtturmprojekten, die Adra seit der Flutkatastrophe im Ahrtal im Namen der Spendenaktion „Deutschland hilft“ unterstütze.

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