Kultur pur zum Geburtstag Ahrweiler Kulturnacht zieht Tausende Besucher an

AHRWEILER · Der Abschluss der Trilogie zum 1125-jährigen Bestehen der Stadt Ahrweiler zog Tausende von Besuchern an. Rund 300 Akteure haben an 30 Stationen das kreative Schaffen von einst und heute gezeigt.

Das vor 1125 Jahren erstmals urkundlich erwähnte Ahrweiler kommt aus dem Feiern nicht mehr heraus. Eben dieses Jubiläum sorgte nach zwei Wochenenden im Zeichen des Weins für ein neuerliches Event in und rund um die historische Altstadt: die erste Ahrweiler Kulturnacht. Sie war am Samstag Abschluss der „Trilogie zum Jubiläum“, wie es Ortsvorsteher Peter Diewald bezeichnete. Was das Organisationsteam um Heike Wernz-Kaiser und Ingrid Derra, die Unterstützung aus den Reihen des Ortsbeirats und von vielen weiteren Bürgern erhielten, da auf die Beine gestellt hatten, konnte sich sehen lassen.

Davon waren auch einige tausend Gäste überzeugt, die sich am Nachmittag und Abend über die 30 Orte verteilten, an denen die Angebote der Kulturnacht zu erleben waren. Vor allem aber waren es die Ahrweiler Bürger, die die Orte ansteuerten, sofern sie nicht selbst in die Veranstaltungen involviert waren. „Es sind mehr als 300 Menschen bei der Durchführung der einzelnen Aktionen dabei“, schätzte Derra.

Vieles wurde dort geboten, wo die Kultur auch sonst zu Hause ist: im Helmut-Gies-Bürgerzentrum, in der ehemaligen Synagoge, im Weißen Turm, den Backes-Häusern, der Laurentiuskirche, im Schützenmuseum oder in den Ateliers und Galerien der Stadt. Mehr als 80 Prozent derer, die dort Musik, Lesung, Malerei oder Ausstellungen anboten, seien aus Ahrweiler, so Derra.

Bürgermeister Guido Orthen sah in der Veranstaltung ein „Revival der einstigen Museumsnacht“, der noch viele Ahrweiler nachtrauern. Aber anders als bei den offenen Museen ständen bei der Kulturnacht die Menschen im Mittelpunkt: „Es sind die Kreativen der Stadt, die die Geschichten und die Traditionen bewahren.“ Orthen wies auf die Besonderheiten Ahrweilers hin: „Hier wertschätzen die Menschen das Überlieferte, die Huten leben Nachbarschaft und die Vereine halten zusammen. Ahrweiler war schon immer auch ein Treffpunkt der Künstler, Musiker oder Literaten.“ Demzufolge zeige auch das Programm der ersten Kulturnacht, welches Potenzial in Ahrweiler steckt.

Da sind zum Beispiel die Musiker, egal ob Musikvereinigung, Bürgerschützen-Tambourcorps oder Spielmannszug. Sie waren ebenso zu erleben wie Musikanten anderer Stilrichtungen: Klezmer in der Synagoge, Oldies am Ahrweinforum, Bardenklänge auf dem Marktplatz, Chorgesang im Wallgraben oder Deutschrock auf dem Blankartshof. In den Ateliers waren aktuelle und alte Werke zu sehen, gemalt, gestaltet, fotografiert. Die, die Ahrweiler Kultur prägten, wurden in Erinnerung gerufen: Johannes Müller, Hanns Matschulla oder Johannes F. Luxem.

Neue Formate weckten vielleicht künftige Künstler: die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKUJA) gab der Kultur von Morgen Zeit – jeweils zehn Minuten für die Präsentation jeglicher Kunstformen. Ebenfalls Kultur, die Erwähnung fand: Der Wein mit seinen Traditionen und die Ahrweiler Sprache, in der Horst Saul kundtat, „wie dat alles ahnjefange hätt.“

Den Blick zurück gab es in vielfältiger Form: Alte Gebäude öffneten ihre Türen, alte Filme und Fotos zeigten das Ahrweiler Leben vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten, Ahrweilers alte Buchschätze waren in der Laurentiuskirche ausgestellt, an deren Glocken sich die Dingelgruppe zum Start des Kulturfestes am Nachmittag musikalisch bewies. Eine uralte Tradition der Kirche, in deren Schatten fast zeitgleich Menschen aus Portugal, der Türkei oder Griechenland auf Einladung des Beirats für Migration und Integration ihre traditionellen Tänze zeigten.

Überall dort, wohin der bunte Flyer zu Programmpunkten einlud, versammelten sich die Menschen. Nicht nur innerhalb der Stadttore, auch weit davor. In der Dokumentationsstätte Regierungsbunker wollten zahlreiche Gäste die kostenlosen Führungen mit ehemaligen Bunkermitarbeitern mitmachen, in der Galerie „Alte Werkstatt“ erlebten Dutzende Menschen die Finissage einer Fotoausstellung.

Bürgermeister Orthens Worte, dass der ersten Ahrweiler Kulturnacht durchaus viele weitere folgen könnten, trafen im Reigen der vielen Besucher auf alle Fälle auf jede Menge wohlwollende Zustimmung.

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