Bad Neuenahr Aktiengesellschaft verneint Rückzug aus dem Kurgeschäft

BAD NEUENAHR · "Wir mussten handeln und haben gehandelt", hatte der Bürgermeister der Kreisstadt, Guido Orthen, in der jüngsten Sitzung des Rates der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gesagt und in Erinnerung gerufen, dass die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr ("Kur AG") die Mitgliedschaft im Tourismus- und Heilbäderverband aufgekündigt habe und erklärt hätte, "den defizitären Kurbetrieb zum 31. Dezember einzustellen".

Bedingt durch den "Rückzug" der Aktiengesellschaft, an der die Stadt immerhin zu 27 Prozent beteiligt ist, sei mehr "als das bisher Veranlasste zu tun gewesen". Beispielsweise die Gründung einer eigenen Heilbad-Gesellschaft. In der Chefetage der "Kur AG" löste das am Mittwoch größte Verwunderung aus.

Weder habe man die Mitgliedschaft im Heilbäderverband aufgelöst noch gebe es einen Rückzug aus dem Kurgeschäft. Ganz im Gegenteil. Diesen Geschäftszweig wolle man gar zur "Gesundheits-AG" ausbauen, teilte das Unternehmen auf GA-Anfrage mit. Selbstverständlich stehe ihr daher auch in Zukunft die Spielbankabgabe in voller Höhe zu.

Während die Stadt erst heute zu dem entstandenen Wirrwarr Stellung nehmen will, hat die Aktiengesellschaft am Mittwoch eine vom GA vorgelegte Fragenpalette beantwortet. Der Vorstand erklärte am Abend: Die klaren Zielsetzungen und Aufgabenstellungen der "Kur AG" seien ausführlich im Aufsichtsrat behandelt worden. Dort hat die Stadt Sitz und Stimme und ist mit Bürgermeister Guido Orthen vertreten.

"Herr Orthen war hier in seiner städtischen Vertreterfunktion als Gesellschafter in alle Entscheidungen mit einbezogen und hat diese auch befürwortet", so die AG. Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN) als privatwirtschaftlich arbeitendes Unternehmen begrüße grundsätzlich eine Verstärkung der zentralen Vermarktung. Dies sollte jedoch im Schulterschluss geschehen, wozu die AGBN bereit sei, und nicht gegeneinander.

Deshalb habe man auch widerspruchslos die von Bürgermeister Orthen eingeleiteten Maßnahmen, wie die Gründung einer eigenen Heilbad GmbH, zur Kenntnis genommen. Es sei bedauerlich, dass Stadt und "Kur AG" so sehr aneinander vorbei agiert hätten und es zu Missverständnissen gekommen sei. Allerdings sei die Stadt über sämtliche strategischen Entscheidungen und Sachstände zu jedem Zeitpunkt aus erster Hand informiert gewesen.

Auf die Frage, ob es vorstellbar sei, dass es künftig zwei - losgelöst voneinander operierende - Kurverwaltungen in der Stadt gebe, die beide für sich den Anspruch erheben, Träger des Kurwesens in Bad Neuenahr zu sein, erklärte die Aktiengesellschaft: "Wir erheben nicht den Anspruch, zukünftig Trägerin des Heilbades zu sein, wir tragen allerdings mit unseren infrastrukturellen Angeboten zu einem erheblichen Teil des Kurwesens in Bad Neuenahr bei." Nach Informationen des GA will die AGBN erheblich in die Kurverwaltung investieren. Gleichzeitig will nun auch die Stadt eine "Kurverwaltung" errichten.

Auch ging das Unternehmen auf seine Absicht ein, die Ahr-Thermen verkaufen zu wollen. "Die Ahr-Thermen mit über 500 Besuchern täglich sind der touristische Anziehungsmagnet von Bad Neuenahr und daher für die gesamte Stadt von enormer Bedeutung. Wie in der Vergangenheit bereits erörtert, müssen sie daher einer für das Gesamtwohl von Bad Neuenahr zuträglichen Rolle zugeführt werden."

Hier befinde sich die AGBN bereits seit Monaten in Gesprächen mit der Stadt sowie weiteren potenziellen Betreibern. "Sollten sich über diese Kanäle keine Lösungsansätze für Ahr-Thermen ergeben, muss sich die AGBN als betriebswirtschaftlich ausgerichtetes Unternehmen mit anderweitigen Konzeptansätzen beschäftigen", hieß es weiter. Soll heißen: Im schlimmsten Fall will die "Kur AG" den Defizitträger weiter durchschleppen.

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