Antwort auf Forderungen aus Altenburg Landrätin Weigand appelliert an die Geduld der Bürger

Altenburg · Bürger aus Altenburg machen sich für den Hochwasserschutz stark. Auf ihren Brief, der einen Forderungskatalog enthält, hat nun auch Landrätin Cornelia Weigand geantwortet. Zu vielen Kritikpunkten nimmt sie detailliert Stellung.

 Die Flutkatastrophe hat Altenburg schwer gezeichnet: Bürger setzen sich mehr als 19 Monate später für schnell umsetzbare Hochasserschutzmaßnahmen ein.

Die Flutkatastrophe hat Altenburg schwer gezeichnet: Bürger setzen sich mehr als 19 Monate später für schnell umsetzbare Hochasserschutzmaßnahmen ein.

Foto: dpa/Boris Roessler

Rund anderthalb Jahre nach der Flutkatastrophe setzen sich Bürger aus Altenburg mit einem Forderungskatalog für Hochwasserschutz in ihrer Heimat ein. Das Ziel: Akute Maßnahmen sollen ergriffen werden, um zumindest einer mit dem Hochwasser 2016 vergleichbaren Folgekatastrophe entgegenwirken und somit bisher im Wiederaufbau Erreichtes bewahren zu können. Nach Altenahrs Verbandsgemeindebürgermeister Dominik Gieler (der GA berichtete) hat nun auch Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) auf den Vorstoß der Einwohner geantwortet.

Weitere Ortstermine im Flutgebiet stehen an

Auf rund sechs Seiten bezieht die Landrätin zu bisher angestoßenen Hochwasserschutz-Planungen Stellung. Die Kreisverwaltung verfolge in Kooperation mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord als Obere Wasserbehörde „die Erstellung eines überörtlichen Hochwasservorsorgekonzeptes“ für ein Kreis- und Ländergrenzen überschreitendes Einzugsgebiet. Eine Aufgabe, „deren Bewältigung nur in Schritten“ über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen könne. Dazu zählten etwa die Gewässerwiederherstellung, die Starkregenvorsorge im Kreis unter Berücksichtigung örtlicher Vorsorgekonzepte sowie Maßnahmen für den Katastrophenschutz, den Regenrückhalt oder hochwasserangepasstes Bauen. Weigand macht klar: An der umfassenden Hochwasservorsorge tüftelt eine Vielzahl von Akteuren auf Landes-, Kreis- und Kommunalebene.

Auch auf bisher erreichte „Meilensteine“ kommt Weigand detailliert zu sprechen. Unter anderem seien bereits Zwischenergebnisse zum Gewässerwiederherstellungs- und Entwicklungskonzept präsentiert worden. Bevor erste Maßnahmen aus diesem Konzept durch Kommunen und in Zusammenarbeit mit den Bürgern umgesetzt werden, müssten allerdings die Erkenntnisse daraus zusammengeführt und mit „örtlichen Planungen harmonisiert“ werden. „Um das zu erreichen, soll es im ersten Halbjahr Termine in den betroffenen Kommunen geben.“ Vor Ort seien dann die Einwohner angehalten, ihre Expertise, Wünsche und Anregungen einzubringen. Auch was Vergabeverfahren anbetrifft, gebe es Bewegung. Gesucht werde derzeit ein Planungsbüro, dass den zu 90 Prozent vom Land geförderten Maßnahmenplan umsetzt, der überörtliche Maßnahmen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge bündelt. „Wir erwarten, dass die Vergabe im zweiten Quartal 2023 stattfinden kann, sodass das beauftragte Büro im Sommer die Arbeit aufnehmen kann“, so Weigand.

Vorschläge zum Hochwasserschutz werden bereits aufgegriffen

Auch weitere Kernkritikpunkte des Altenburger Briefes wie fehlende Dialogbereitschaft und spärliche Kommunikation greift Weigand in ihrer Replik auf. Exemplarisch verweist sie auf 15 Termine des Bürgerdialogs, die in den Ahr-Gemeinden unter Beteiligung von Kreis-, SGD-, und Wiederaufbau-Experten zwischen Juli und Dezember stattfanden. Es werde auf mehreren Ebenen daran gearbeitet, neue Informationen schleunigst plattformübergreifend zu vermitteln. Auch die Anregungen der Bürger ordnet Weigand ins aktuelle Geschehen ein. So werde die avisierte Schaffung von Retentionsflächen in der Umgebung Altenburgs seitens der Wasserbehörde „ausdrücklich begrüßt“ und in Planungen berücksichtigt, insofern deren Verfügbarkeit sichergestellt werden könne. Hinsichtlich geforderter Evakuierungspläne merkt Weigand an, dass zwar erste Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Warnung und Evakuierung“ vorlägen, sich die generelle Erarbeitung von Evakuierungsplänen aufgrund der neuen Topografie im Ahrtal und seit der Flut fehlenden Erfahrungswerten zu Überschwemmungsbereichen aber diffizil gestalte. „Unabhängig davon sei jedem Bürger dringend zu empfehlen, „eigene Planungen und Vorkehrungen“ für den möglichen Ernstfall zu treffen.

Fazit des Antwortschreibens: Weigand will den Altenburgern nochmals die Tragweite und Dimension des Hochwasserschutzes erläutern, ohne zu verheimlichen, dass es „keine schnell realisierbaren Behelfsmaßnahmen, die Sicherheit versprechen“ geben wird. Denn: Entscheidend für deren Umsetzung seien Fragen der Sinnhaftigkeit, Praktikabilität, Realisierbarkeit und Finanzierung. „All das braucht Zeit“, so Weigand, die die Sorgen der Bürger vor einer möglichen Folgekatastrophe und deren Ungeduld dennoch nachvollziehen kann. „Aber diese Zeit sollten wir uns nehmen, das sind wir uns und den kommenden Generationen schuldig.“

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