Entwicklung der Ahrtalstraße Wem der Altenwegshof seinen Namen verdankt

Kreis Ahrweiler · Die für den Verkehr im Ahrtal unerlässliche Ahrtalstraße verdankt ihre Existenz der Post und den Touristen. Bis dahin war der Transport für Unternehmer im Kreis Ahrweiler umständlich und tückisch.

Der Altenwegshof im Kreis Ahrweiler, an dem auch der Rotweinwanderweg verläuft, hat sich im 19. Jahrhundert zum Dreh- und Angelpunkt des Transportverkehrs gemausert.

Der Altenwegshof im Kreis Ahrweiler, an dem auch der Rotweinwanderweg verläuft, hat sich im 19. Jahrhundert zum Dreh- und Angelpunkt des Transportverkehrs gemausert.

Foto: Ahr-Foto

Am 19. November 1832, vor 190 Jahren also, erfolgte beim Bau des Straßentunnels unter der Engelsley der erste Felsdurchstich. Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm persönlich durchschritt als Erster den noch unfertigen, engen künstlichen Felsspalt. Das unterstrich die große Bedeutung, die diesem ersten Straßentunnel Preußens beigemessen wurde. Der 25. November 1834, der Tag, an dem der Tunnel dann mit Böllerschüssen und Festgesängen zur Nutzung freigegeben wurde, war deshalb eine wichtige Zäsur für den Verkehr im gesamten Ahrtal, vor allem für dessen Tourismus und Wirtschaft.

Verkehr muss sich über die Höhenlagen quälen

Wie beschwerlich eine Fahrt mit Fuhrwerk oder Kutsche durch dieses Tal vorher war, vermag man sich heute kaum mehr vorzustellen. Vorher führte eine Straße nämlich lediglich vom Rhein in Kripp bis nach Ahrweiler. Von dort an musste sich der Verkehr vorwiegend über die Höhen quälen. Weil es an der Bunten Kuh noch kein Vorbeikommen gab, führte der Weg von Ahrweiler auf die Höhe am Altenwegshof (daher sein Name „Alter Weg“) vorbei bis nach Dernau. Von dort aus gab es zwar schon damals einen Weg durchs Tal nach Rech. Wer weiter nach Mayschoß wollte, musste dort aber die Ahr überqueren und über die Höhe an der Saffenburg vorbeifahren. Altenahr erreichte man nur über die Höhe von Dernau aus oder über einen Fußpfad von Reimerzhoven am weißen Kreuz in der Nähe der Burg Are entlang.

Im Mittelalter waren die Aachen-Frankfurter Heerstraße („Krönungsstraße“) und Bonn-Trierer Straße die wichtigsten Verkehrswege, die durch den Bereich des heutigen Kreises Ahrweiler verliefen, berichtete der 2020 verstorbene Heimatforscher Heinz Schmalz aus Westum. Der geringfügige Verkehr aus dem Oberahrgebiet wurde über die Altenahr-Bonner Straße und von der mittleren Ahr über die Hemmessen-Rheinbacher Straße abgewickelt.

Auensümpfe und Berghänge erschweren den Transport

Dazwischen war Transportverkehr wegen natürlicher Barrieren, insbesondere ein Felsrücken unterhalb von Laach und die Engelsley unterhalb von Altenahr, nur mit großen Schwierigkeiten, Gefahren und auf Umwegen möglich. Auensümpfe und Berghänge erschwerten das Vorankommen aber auch an der Unterahr. Die Verbindungen der einzelnen Orte untereinander waren bei ungünstiger Witterung häufig kaum passierbar. Beim Hochwasser vom 21. Juli 1804 riss die Ahr auch ein Wegstück zwischen Heppingen und Lohrsdorf fort.

Einen wichtigen Impuls bei der Entwicklung der Verkehrswege an der Unterahr setzte dann das Königliche General-Post-Amt zu Berlin mit einem Bescheid vom 8. November 1817 an den damaligen Landrat des Kreises Ahrweiler, Franz Heinrich Freiherr von Gruben, über die Einrichtung einer Postanstalt in Ahrweiler. Sogleich wies der Freiherr die Bürgermeister der Orte an der Unterahr an, die Wege von Remagen über Bodendorf nach Ahrweiler herrichten zu lassen und künftig instand zu halten. Weil der Ausbau des Weges auf sich warten ließ, sah sich der Landrat genötigt, am 26. Januar 1818 nochmals an den Bürgermeister von Ahrweiler zu schreiben und von ihm mit allem Nachdruck zu verlangen, dass die Poststraße zügig ausgebaut wird. Für den Fall, dass die Gemeinden dieser Aufforderung nicht nachkommen, sei er angewiesen, strengste Maßnahmen zu ergreifen.

Ein Fuhrwerk musste auf dem Weg von Ahrweiler bis Altenahr zwölf Mal die Ahr queren

Anfang April 1818 war der Weg dann in einem befahrbaren Zustand. Weil die Verhältnisse an der Mittelahr ähnlich waren, konnte ab 1. Juli 1818 nur ein Bote die Post von Ahrweiler bis nach Adenau bringen; eine ganzjährig nutzbare Fahrmöglichkeit gab es nicht. Ein Fuhrwerk musste auf dem Weg von Ahrweiler bis Altenahr zwölf Mal die Ahr durchqueren, was aber nur in Zeiten mit niedrigem Wasserstand möglich war. In den darauffolgenden Jahren wurde der Straßenbau an der Ahr deshalb intensiv vorangetrieben.

Nach der Eröffnung des Engelsley-Tunnels ist die Ahrtalstraße noch etliche Jahre lang weiter befestigt und verbreitert worden. Erst gegen 1860 wurde der Ausbau mit einer festen Oberdecke aus Schotter- oder Pflastersteinen abgeschlossen. Um die Straße zu befestigen, aber auch zu ihrer Verschönerung – immerhin strömten inzwischen bereits viele Touristen durchs Tal und das heutige Bad Neuenahr hatte seinen jähen Aufschwung als Badeort begonnen – wurden gegen 1860 etwa 1150 Bäume angepflanzt, davon 600 Kirschbäume. Weitere 450 Bäume sind von den Gemeinden Dernau und Rech gepflanzt und gepflegt worden. Die Kreise Ahrweiler und Adenau bildeten damals einen Kreisbaubezirk unter der Leitung eines in Ahrweiler wohnenden Kreisbaumeisters. Für die Arbeiten an der Ahrtalstraße unterstanden ihm im Jahr 1860 für den Straßenabschnitt von Kripp bis Walporzheim ein Aufseher mit dem Wohnsitz in Wadenheim und für den Abschnitt von Walporzheim bis Altenahr ein Aufseher mit dem Wohnsitz in Altenahr.

Immerhin war die Straße in Ahrweiler und abschnittweise auch in Altenahr bereits 1860 während der Wintermonate beleuchtet. Außerdem sorgte in Ahrweiler und Altenahr jeweils ein Polizeidiener für Sicherheit auf der Straße. In Ahrweiler wurden sie von neun und in Altenahr von vier Nachtwächtern bei ihrer Arbeit unterstützt.

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