Kommentar Anteil am Untergang

Seit Tagen wabert das Gerücht, Christoph Reinicke werde bis zum 31. Dezember nicht mehr Vorstand der Aktiengesellschaft sein, durch die Stadt. Wer auch immer es gestreut hat - er lag mit seiner "Vorhersage" nicht falsch.

Ob Reinickes Ablösung - am überraschten und wichtigsten Organ des Unternehmens, dem Aufsichtsrat, vorbei - rechtlich haltbar sein wird, ist zunächst zweitrangig.

Fakt ist, dass der Kaufmann aus Kiel vor allem zur Freude der Stadtverantwortlichen komplett entmachtet ist. Für sie war Reinicke sofort ein rotes Tuch, nachdem er mitgeteilt hatte, dass die Ahr-Thermen als größter Defizitträger der AGBN verkauft oder geschlossen würden, da die Verluste nicht länger hinnehmbar seien. Ein nachvollziehbarer Schritt: Schließlich sollte Reinicke die bereits zu seinem Amtsantritt finanziell am Boden liegende AGBN wieder auf Vordermann bringen.

Die Stadt hatte indes wohl geglaubt, das Unternehmen werde auch weiterhin die Thermen trotz ihrer Riesenverluste halten. Eine schwer zu verstehende Einstellung, zumal ihr die AGBN zu fast 30 Prozent gehört und deren Wohl und Überleben ihr eigentlich am Herzen liegen müsste.

Was folgte, dürfte zu den wenig erfreulichen Kapiteln der Stadt gehören: die Gründung der Heilbad GmbH als Konkurrenz zur AGBN, Gerichtsverfahren wegen Abfüll- und Leitungsrechten, Streit um die Spielbankabgabe und, und, und.

Ein konstruktives Miteinander war längst nicht mehr möglich, statt dessen wurde offene Feindschaft gepflegt. Mit Hohn und Spott hatte man lediglich noch auf die von Reinicke initiierten unternehmerischen Neuausrichtungen, ob Telemedizin oder Chinageschäft, reagiert: Er hatte keine Chance mehr in dieser Stadt, die wohl vergessen hat, dass sie als Teilhaberin der AGBN einen stattlichen Anteil an deren Untergang hat.

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