Mineralwasser aus Bad Neuenahr Apollinaris Wasser fällt bei Öko-Test durch

BAD NEUENAHR · Öko-Test hat 53 Mineralwasser getestet. Apollinaris Classic aus Bad Neuenahr schnitt dabei mit der Note ungenügend ab.

 Blick auf das Fließband mit Apollinaris Classic im Bad Neuenahrer Werk

Blick auf das Fließband mit Apollinaris Classic im Bad Neuenahrer Werk

Foto: Gausmann

Sommer, Hitze, Durst: Temperaturen von mehr als 35 Grad sorgen derzeit für einen hohen Mineralwasserabsatz. 11,7 Milliarden Liter des prickelnden Nass tranken die Deutschen alleine im vergangenen Jahr – ein Spitzenwert. Die Zeitschrift Öko-Test hat nun 53 natürliche Mineralwasser der Kategorie „Classic“ untersucht. Mit einem wenig erfreulichen Ergebnis: Nur die Hälfte der analysierten Wasser wurde als empfehlenswert eingestuft. Ausgerechnet Apollinaris aus Bad Neuenahr, als die „Queen of Tablewaters“ ein Aushängeschild der Stadt, fällt im Test durch. In dem Wasser aus dem Hause Coca-Cola stecke zu viel Arsen und zu viel Bor, so die Tester. Eine Gesundheitsgefahr liege jedoch nicht vor.

Die Wasser wurden auf problematische Stoffe untersucht. Auch der ökologische Aspekt der jeweiligen Verpackung wurde bewertet. Öko-Test zensierte insgesamt 22 der getesteten Mineralwässer mit „sehr gut“. Sechs waren „gut“ und 15 „befriedigend“. Für neun Wässer gab es die Note „ausreichend“ und eines – halt Apollinaris – wurde mit der Zeugnisnote „6“, also mit „ungenügend“ bewertet.

Viele Mineralwässer mit Kohlensäure sind mit Abbauprodukten belastet. Im Labor wurde nun festgestellt: 41 von diesen sind laut den Untersuchungen ursprünglich rein. In den übrigen fanden die Tester Rückstände von Pestiziden oder Süßstoffen.

Mineralwasser ist Regenwasser, das durch Gesteinsschichten bis zur Quelle gereist ist. Es muss aus „vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen“ stammen, also „ursprünglich rein“ sein. Abfüller dürfen es deshalb kaum aufbereiten. Das gibt die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung vor. „Auf dem Weg in die Tiefe kann das Wasser neben Mineralien aber auch giftige Substanzen aufnehmen – etwa Arsen, Uran und Bor. Zudem können Pestizide auf den Äckern versickern, sich auf der Reise nach unten zu Abbauprodukten zersetzen und so auch in Quellen wiederfinden“, erklärte Öko-Test.

Abbauprodukte von Spritzgifte in Wasser

Elf der getesteten Wässer weisen demnach Pestizidmetaboliten, also Abbauprodukte von Spritzgiften, auf. Die Rückstände der Spritzgifte gelangen durch die Landwirtschaft in das Wasser. Metaboliten wirken laut „Öko-Test“ zwar nicht mehr wie Pestizide – ob von ihnen allerdings eine Gefahr für die Gesundheit ausgeht, ist laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit aber auch nicht eindeutig geklärt.

Süßstoffe entdeckte das Labor in vier Produkten. Sie deuten darauf hin, dass Haushaltsabwässer das Wasser verunreinigt haben. Von den Rückständen gehe zwar keine Gefahr für die Gesundheit aus, so „Öko-Test“, trotzdem sollten sie nicht in Mineralwasser stecken.

Dass Apollinaris so schlecht abgeschnitten hat, löst in der Berliner Coca-Cola-Zentrale einige Verwunderung aus. Unternehmenssprecher Julian Stuercken: „Unsere Getränke entsprechen allen gesetzlichen Vorgaben und sind voll verkaufsfähig. Wir testen regelmäßig unsere Wässer auf die Einhaltung der Vorgaben der Mineral- und Tafelwasserverordnung.“

Zuviel Arsen und Bor

Zum Vorwurf, es befinde sich zu viel Arsen und Bor in der Apollinarisflasche, sagte Stuercken: „Die Grenzwerte sind so berechnet, dass ein lebenslanger, täglicher Verzehr völlig unbedenklich ist.“ Zwar ist die vorgefundene Menge in Trink- und Mineralwasser gesetzlich so noch erlaubt. Allerdings gilt Arsen als krebserregend.

Arsen ist ein Halbmetall und kommt in der Erdkruste vor. Es kann in Spuren durch Wasser aus dem Gestein gelöst werden und so in Trink- beziehungsweise Mineralwasser gelangen. Auch über Lebensmittel nimmt man täglich Arsen in unterschiedlichen Mengen auf. So kann Geflügel und Fleisch bis zu 0,44 Milligramm pro Kilo Arsen enthalten.

Zu viel Arsen ist allerdings der Gesundheit wenig zuträglich. Deshalb gibt es Grenzwerte. Diese sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mit einem großen Sicherheitsabstand definiert.

„In Deutschland gelten für Trinkwasser und für Mineralwasser der gleiche Wert: 0,01 Milligramm pro Liter. Der in Apollinaris Classic ermittelte Wert liegt bei 0,009 Milligramm. Ökotest erläutert leider nicht, warum dieses Testergebnis zu einer Abwertung führt“, führte Stuercken aus.

Beanstandet wurde auch der Bor-Gehalt. Bor ist ein chemisches Element, das weit verbreitet in der Natur vorkommt. Für höher entwickelte Pflanzen ist Bor ein lebenswichtiges Spurenelement. Natürliches Mineralwasser kann Bor – ebenso wie andere Mineralien – aus dem Gestein, das es durchfließt, lösen. Bor ist in allen Nahrungsmitteln nachweisbar, insbesondere in Obst, Gemüse und Getreide. So beträgt beispielsweise der Mittelwert von Bor in Pfirsichen im Schnitt 70 Milligramm pro Kilo.

Bei Mineralwasser gilt ein Grenzwert von 30 Milligramm Borat pro Liter. Dies entspricht etwa 5,5 Milligramm Bor pro Liter. Öko-Test hat den Wert für Trinkwasser (1 mg/l) als Basis gesetzt. „Die gefundene Menge von 1,4 mg Bor bei Apollinaris führte zu einer Abwertung. Analysen des unabhängigen Instituts Fresenius, das für uns beziehungsweise den Verband der Mineralbrunnen in den vergangenen beiden Jahren getestet haben, zeigen Werte unterhalb von einem Milligramm pro Liter“, stellt der Coca-Cola-Sprecher klar.

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