Von Bad Breisig in die Hauptstadt Ehemalige Rheinfähre ist jetzt ein Partyboot in Berlin
Bad Breisig · Die Rheinfähre, die einst Menschen von Bad Breisig auf die andere Rheinseite nach Bad Hönningen brachte, wird mittlerweile in Berlin eingesetzt. In der Bundeshauptstadt dient es als Partyboot.
Einst pendelte sie zwischen Bad Breisig und Bad Hönningen und brachte Menschen von einem Ufer an das andere. Nun fungiert das Motorschiff Brisiacum als Partyboot in Berlin. 2017 wurde der flotte Dampfer über den Rhein von Bad Breisig auf die Spree überführt. Bis 2015 diente das Schiff als Personenfähre. Dann starb der Brisiacum-Kapitän Helmut Mürl während der Ausübung seines Fährdienstes. Einen Nachfolger fand man seinerzeit nicht. Das Boot blieb am Ufer liegen, bis es schließlich zwei Jahre später einen Käufer fand, der das Schiff nach Berlin holte. Der Bad Breisiger Kommunalpolitiker Leo Bell (SPD) hatte sich nun gemeinsam mit dem früheren Bad Hönninger Bürgermeister Guido Job auf Spurensuche begeben. Die Brisiacum heißt jetzt Liesel.
Versuche in Bad Breisig und im gegenüberliegenden Bad Hönningen, die Personenfähre wiederzubeleben, scheiterten seinerzeit. Auch eine Unterschriftenaktion rechts- wie linksrheinisch blieb erfolglos. Wenngleich die Fähre auch schmerzlich vermisst wurde, so blieb sie in den letzten Jahren ihres Betriebes doch ein großes wirtschaftliches Risiko für den Betreiber: Wirklich kostendeckend pendelte das Schiff nie zwischen Bad Hönningen und dem Namensgeber der Brisiacum, der Stadt Bad Breisig. Brisiacum ist der römische Name der Stadt.
Schiffsbetrieb war zu unwirtschaftlich
Zu wenige Fußgänger nutzten das Schiff zur Rheinüberquerung. Zudem gab es für sie die Möglichkeit, auch mit der nicht weit entfernten Autofähre überzusetzen. „Der Schiffsbetrieb war einfach zu unwirtschaftlich“, erinnert sich die frühere Bürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch. Eine Übernahme des Bootes durch die stark verschuldete Stadt war vor diesem Hintergrund illusorisch. Also musste der Schiffseigner anderweitig verkaufen, was 2017 gelang. Damit war das Brisiacum-Kapitel am Rhein zunächst zu Ende.
Einen Fährbetrieb in der Quellenstadt gab es bereits im 14. Jahrhundert. Aus einem Sitzungsbericht der Breisiger Waldmärker-Genossenschaft vom 21. Juni 1367 geht hervor, dass damals die Märker des (zum Frauenstift Essen gehörenden) Breisiger Ländchens auch den Fergen für die Breisiger Rheinfähre wählten. In der Sebastianuskapelle in Niederbreisig musste der Bewerber für das Fähramt den Amtseid leisten.
Am 1. April 1594 wurde eine „besondere Fährordnung“ verabschiedet, in der dem Bürgermeister Johann Schmoll, Schiffmann zu Breisig, das wichtige Amt des Fährmanns übertragen wurde. Umfangreiche Urkunden hierzu haben die folgenden vier Jahrhunderte unversehrt überdauert und sind heute noch vorhanden. Es gab auch Fährleute, die von der rechten Rheinseite, übersetzten, nämlich die Hönninger Schiffer Bündgen, Kraus und Stein. Für sie alle war der Fährdienst ein überaus harter und wenig einträglicher Beruf. Oft wurden sie von ihrer Gemeinde subventioniert, um ihr Amt ausüben zu können, heißt es in verschiedenen Überlieferungen.
Boot wird am Märkischen Ufer eingesetzt
In Bad Breisig wurde die Rheinüberfahrt in Höhe der Biergasse gestartet. Zu den festen, schriftlich festgehaltenen Regeln gehörte: „Die Überfahrt muss zu jeder Tages- und Nachtzeit stattfinden, sowohl bei gutem als auch bei üblem Wetter.“ Kein Fahrgast dürfe länger als eine halbe Stunde auf die Überfahrt warten. 1904 hatte die Überfahrt mit Ruder- und Segelboot ein Ende: Der motorisierte Schiffsverkehr begann. 1975 übernahm die Familie Helmut Mürl Boot und planmäßigen Fährbetrieb. Besonders bei Volksfesten in einem der beiden gegenüberliegenden Städte, wenn die Menschen von der anderen Rheinseite teilnehmen wollten, hatte die Fähre Hochbetrieb – sie kreuzte dann den Rhein im Viertelstunden-Takt.
Im Dezember 2017 wurde die Brisiacum schließlich nach Berlin verkauft. Über den Rhein ging es vorerst in Richtung Duisburg in den dortigen Hafen. Von dort aus wurde weitergeschippert in Richtung Spree. Unter der Flagge von „Berlin Liquide“ wird das ehemalige Bad Breisiger Boot zu Natur- und Stadterlebnis am Märkischen Ufer eingesetzt.