Nach Flucht aus der Ukraine Junge Klaviersolistin aus Bad Breisig siegt bei „Jugend musiziert“
Bad Breisig/Mainz · Die junge Klaviersolistin Mariia Yermak aus Bad Breisig überzeugt bei dem Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ mit ihrem Können. Bereits in ihrer Heimat Kiew nahm sie an Musikfestivals teil.
Strahlende Gesichter beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“, darunter auch das der zehnjährigen Pianistin Mariia Yermak aus Bad Breisig. Fast 300 begabte Nachwuchsmusikerinnen und -musiker nahmen am diesjährigen 60. Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ in der Hochschule für Musik in Mainz teil. In der Sparte Klavier solo trat die talentierte Ukrainerin Mariia Yermak an, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Mit großem Erfolg: 24 Punkte von 25 möglichen sicherten ihr einen ersten Preis.
Es war nicht ihr erster musikalischer Triumph
Noch besser schnitt sie zuvor ebenfalls mit einem ersten Preis beim „Jugend musiziert“-Regionalwettbewerb in Neuwied ab, der am 28. Januar dieses Jahres in Schloss Engers ausgetragen wurde. „Sie hat fantastisch gespielt und volle 25 Punkte erreicht“, kommentiert Manfred Knoll aus Ramersbach. Seit Anfang April vergangenen Jahres unterrichtet er das Mädchen in seiner Musikschule Primus, nachdem die Familie vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflohen war. Als „Probelauf“ für den Regionalentscheid hatten er und Ehefrau Claudia für die Familie und Helfer vorab ein Hauskonzert ausgerichtet.
Dass Mariia in Schloss Engers eine so tolle Darbietung hinlegte, „hat uns alle überglücklich gemacht“, sagt der Musikpädagoge. Er und die Eltern, Tatiana Pavlova und Sergiy Yermak, waren mit nach Neuwied und Mainz gereist, aus Interesse und zur moralischen Unterstützung. Die gibt wichtigen Rückhalt, auch wenn Mariia „wettbewerbserprobt“ ist. Das heißt, die jetzigen Wettbewerbserfolge sind nicht ihre ersten. Als Fünfjährige versuchte sie sich das Klavierspiel selbst beizubringen. Darauf erhielt sie Klavierunterricht an der Kosenko-Kindermusikschule Nr. 3 in Kiew, nahm 2019 und 2020 erfolgreich an zahlreichen Musikfestivals in Kiew und der Region Kiew teil und war vielfache Preisträgerin bei regionalen und internationalen Wettbewerben.
Großes Lob von ihrem Musikpädagogen
Mit dem glänzenden Ergebnis in Neuwied verband sich für Mariia die Weiterleitung zum Landeswettbewerb in Mainz. Zunächst aber beeindruckte sie noch beim abendlichen Preisträgerkonzert am Flügel im Dianasaal von Schloss Engers „mit einem hervorragenden musikalischen Vortrag“, so Knoll. Eine Plattform bot den Regionalpreisträgern „Jugend musiziert“ auch der Förderverein Mutter-Beethoven-Haus, indem er sie zu einem Debütkonzert in den Musiksaal des Mutter-Beethoven-Hauses nach Ehrenbreitstein einlud. Mariia war natürlich beteiligt.
Sowohl beim Wettbewerb auf Regional- wie auch Landesebene ging sie ins Rennen mit den Programmtiteln Johann Sebastian Bachs Sinfonia Nr. 13, a-moll, BWV 799; Frederic Chopins Walzer Nr. 11 Ges-Dur, Op 70 / 1 und aus „Children’s Corner“ von Claude Debussy „Doctor Gradus ad Parnassum“. Gerade ihre Interpretation dieses Parts, eine Art Persiflage auf Clementis großes Etüdenwerk, war für Pädagoge Knoll „ein absolutes Highlight“, das sie insbesondere in Neuwied mit „Schwung und Biss“ vorgetragen habe.
Die Verwandlung, die in dem zurückhaltenden Mädchen vor sich geht, sobald sie am Klavier sitzt, erstaunt immer aufs Neue: „Wenn sie spielt, ist sie nicht wiederzuerkennen. Sie kann dann ihre Kräfte so mobilisieren, dass sie ihre ganze Musikalität abzurufen vermag.“ Während Knoll und Mariias Vater dem Vorspiel der Zehnjährigen in Mainz beiwohnten, wartete Mutter Tatiana Pavlova in einem Nebenraum. „Das ist dermaßen aufregend für mich, ich ertrage es nicht, dabei zu sein“, sagt die Deutschlehrerin.
Nach der Bekanntgabe der Bewertung bot die Jury den Preisträgern eine differenzierte Einschätzung an. Nicht nur für die perfekte Führung dreier gleichberechtigter Stimmen in Bachs Sinfonia in A-Moll erhielt die junge Pianistin hohe Anerkennung. Die Jury bescheinigte ihr insgesamt, so Knoll, „einen großen pianistisch-klanglichen Farbenreichtum. Außerdem erhielt sie viel Lob für ihre Fähigkeit zu einer feinen und überaus zarten Anschlagskultur.“
Gefragt, ob sie glücklich sei und zufrieden nach dem Mainzer Erfolg, antwortete Mariia mit einem kräftigen Nicken. Für die Eltern, Marias ältere Schwester und den jüngeren Bruder bedeutet er eine Freude in schweren Zeiten. „Obwohl wir hier in Deutschland physisch in Sicherheit sind, sind unsere Herzen in der Ukraine, bei unseren Großeltern und Freunden“, sagt Tatiana Pavlova. "Das hätte sie ohne Unterstützung von Herrn Knoll, aber auch von vielen weiteren Menschen, die uns hier so freundlich empfangen haben, nicht geschafft. Es freut mich sehr, dass Mariia mit ihrer Leistung auch dem Kreis Ahrweiler auf solche Weise danken konnte.“ Sie ist übrigens die einzige Teilnehmerin aus dem Landkreis, die in ihrer Altersgruppe einen ersten Preis erreicht hat.