Mehrgenerationenhaus in Bad Neuenahr Beim Frühlingsfest ist in jedem Winkel was los

BAD NEUENAHR · In beinah jedem Winkel war was los beim Frühlingsfest im Bad Neuenahrer Mehrgenerationenhaus (MGH). Keine Tür blieb zu, und viele Wände sind sowieso aus Glas und machen Transparenz und Austausch leicht. Offen zu sein für den Dialog, und eine offene Tür zu pflegen, gehört zum Konzept des Hauses an der Weststraße.

 Rasant ging es beim Bobbycarrennen im Mehrgenerationenhaus in Bad Neuenahr zu.

Rasant ging es beim Bobbycarrennen im Mehrgenerationenhaus in Bad Neuenahr zu.

Foto: Martin Gausmann

Umso erstaunlicher eigentlich, dass es das seit der Eröffnung im Februar 2010 noch nie gab: Ein Tag, bei dem sich alle Mieter im ganzen Haus und auf dem Gelände drum herum gemeinsam mit einem bunten und informativen Programm präsentieren. "Dass es jetzt soweit ist, geht auf einen Wunsch der Hausgemeinschaft zurück", erklärte die Leiterin des MGH, Marion Surrey.

76 Gruppen aus mehr als 30 Vereinigungen und Organisationen beherbergt das Haus. Partner unter einem Dach reichen von A wie Grupo Amistad, also die Freunde der spanischen Sprache, die Trachten und Kostüme aus Peru und Mexiko zeigten und Kostproben der internationalen Küche servierten, bis W wie Weißer Ring, der vor allem über sexuellen Missbrauch an Kindern Auskunft gab. Ferner endete am Stand der Opferschutzorganisation im ersten Stock die Hausrallye. Ostereier gab es beim Kinderschutzbund zu bemalen, die evangelische Kita lud zum Bobbycarrennen, und die Aquarien- und Terrarienfreunde Scalare führten durch ihre Ausstellung.

Schon vor der Tür sorgten die Ahrtaltramps für frühlingshafte Beschwingtheit, und drinnen machten sich die jüngsten Besucher warm für die Kinderdisco mit Gesang und passenden Bewegungen zum Song "Hallo Guten Tag, so patschen wir". Zu den Mitmachaktionen gehörten ein Konzert ebenso wie Yoga im Sitzen oder Zumba. Die ganz Kleinen tummelten sich in der Babylounge, ältere Kinder probierten sich an der Experimentierstrecke bei der Familienbildungsstätte aus, und die Erwachsenen sahen sich eine "Peking-Oper" an, erhielten Auskunft über "Alter und Pflege" oder staunten über die Kunst Demenzkranker.

Die Aufmerksamkeit zog die Jugend gleich am Eingang des Hauses zog auf sich: Mobile Graffiti landeten auf Folie, eine Kastanie konnte mit Häkelkunst verschönert werden - Urban Knitting heißt dies heutzutage. "Beides sind Projekte, die aus der Zukunftswerkstatt in Bad Neuenahr und Ahrweiler entstanden sind", erklärte Sara Wessel von der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (Okuja). Diese fühle sich wohl im Mehrgenerationenhaus, in dem sie seit Herbst daheim ist: "Unser offener Treff wird gut angenommen, und viele Synergien sind entstanden."

Ein Beispiel sei eine gemeinsame Ferienaktion von 20 Kindern bis 14 Jahren und einer Gruppe Senioren, die eine Woche in den Osterferien gemeinsam am "Ferienzimmer" teilnehmen. "Das ist nicht immer einfach, weil die Jugend vieles locker sieht, und die älteren Teilnehmer feste Zeiten wünschen", erklärte Wessel. Es gehe im MGH eben zu wie in einer Großfamilie, "es ist unmöglich, hier nicht miteinander in Kontakt zu kommen", sagte Rainer Nennmann vom Seniorennetzwerk (SNW).

Gemeinschaft drückte ein Bild aus, das bei der SNW-Malgruppe entstand: Jung und Alt beteiligten sich beim Frühlingsfest am kollektiven Werk, das im "öffentlichen Wohnzimmer" des Hauses hängen wird. Dort besuchen täglich 50 bis 60 Menschen den offenen Treff, erklärte Surrey. Keiner der Mieter wolle das MGH mehr missen, auch wenn noch nicht entschieden sei, was mit den 450 Mehrgenerationenhäusern in Deutschland passiert, wenn die auf fünf Jahre angelegte Förderung im kommenden Jahr wegfalle.

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