Sommerrodelbahn in Altenahr Betreiber der Sommerrodelbahn fordert Öffnung

Altenahr · Eugen Dick, der die Sommerrodelbahn in Altenahr unterhält, hat mit Kollegen einen offenen Brief an die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin verfasst. Darin fordert er die umgehende Öffnung seiner Freizeitanlage.

 Im Normalbetrieb: Besucher auf der Sommerrodelbahn.

Im Normalbetrieb: Besucher auf der Sommerrodelbahn.

Foto: Martin Gausmann

Die Sonne scheint, die Temperaturen gehen kräftig in die Höhe, und während alle Welt Entspannung und Spaß im Freien sucht, tut sich an der Altenahrer Sommerrodelbahn – nichts. Das gesamte Areal mit Hotel, Tennisplatz, Schlepplift, Spielplatz, Außengastronomie, Toilettenanlagen liegt wie im Winterschlaf. Grund sind die geltenden Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Ähnlich wie in Altenahr sieht es auf den beiden anderen Sommerrodelbahnen außerhalb von Freizeitparks in Rheinland-Pfalz aus.

Einen triftigen Grund für einen Lockdown für ihre Freizeiteinrichtungen sehen die drei  Betreiber aber nicht. Gemeinsam appellieren sie an die zuständige Mainzer Ministerin, den Betrieb wieder zu erlauben.„Wir wünschen und fordern, dass unsere speziellen Sportanlagen bei der Neufassung der Corona-Verordnung sachgerecht behandelt werden“, heißt es in ihrem gemeinsamen Schreiben an Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD).

Beteiligt sind die Sommerrodelbahnen Loreley, Saarburg und Altenahr. Als Argumente für eine Öffnung führen die Betreiber an, dass die Bahnen im Freien fahren und außerdem die Abstände zwischen den Rodlern bei Auf- und Abfahrt groß seien. Es werde  dafür gesorgt, dass die Besucher beim Anstehen und Warten auf einen freien Schlitten die vorgesehenen Abstände einhalten.

Öffnung wäre Signal gegen Frust

Angeführt wird auch eine Analyse des Instituts für Energietechnik der TU Berlin, die zu dem Ergebnis komme, „dass sich die Menschen im Freien nahezu gar nicht anstecken“. Eine denkbare Übertragung von Viren von den vorherigen Nutzern der Schlitten auf die nächsten Gäste werde durch ein Hygienekonzept verhindert.

Die Betreiber fühlen sich in ihrer Meinung bestätigt, dass von der Nutzung von Sommerrodelbahnen keine Ansteckungsgefahr ausgehe. Die Sommerrodelbahnen seien in den jeweiligen Regionen bekannt, hätten große Ausstrahlung und würden meist von Familien besucht, heißt es weiter in dem Brief. „Dieses sportliche Outdoor-Vergnügen macht den Rodlern viel Spaß und erfreut und entspanne die Begleiter.“  Die Öffnung wäre „ein geeignetes Signal gegen den Frust“, der sich in der Lockdown-Zeit herausgebildet habe.

Die Betreiber gehen auch auf den wirtschaftlichen Aspekt ein. Die Einnahmen führten zu positiven Folgen für die öffentlichen Haushalte. „Offene Sommerrodelbahnen schaffen Einkommen bei den Beschäftigten, sie sind dann nicht mehr von staatlicher Hilfe abhängig.“ Kritisch angeführt wird der Eingriff in die Gewerbefreiheit durch eine Schließung. „Wir halten das Verbot des Betriebs nicht mehr für rechtlich gerechtfertigt angesichts der nicht gegebenen Ansteckungsgefahr und der schweren wirtschaftlichen Folgen“, argumentieren die Betreiber.

Hohe Investitionen geplant

Eugen Dick aus Meckenheim betreibt die Sommerrodelbahn in Altenahr an der Grenze zu Kalenborn in der Verbandsgemeinde Altenahr. Ihn trifft die Schließung besonders, da er gerade hohe Investitionen in die Spieleinrichtungen auf dem Areal und in das Hotel plant. Außerdem laufen bei der Verbandsgemeinde Altenahr und bei der Ortsgemeinde Altenahr Verfahren  mit dem Ziel einer  Zukunftssicherung des Ensembles. Rodelbahn und Hotel samt Tennisplatz waren 1983 auf einer „Fläche für die Landwirtschaft“ genehmigt worden, weitere Spieleinrichtungen kamen im Laufe der Zeit dazu. Durch Änderung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Altenahr soll das Areal als „Sonderbaufläche für Freizeit, Erholung und Tourismus“ festgeschrieben werden. Die  Ortsgemeinde Altenahr soll einen Bebauungsplan aufstellen. Die Kosten für diese bereits fortgeschrittenen Verfahren trägt Dick. Die Schließung seit Ende Oktober trifft das Unternehmen auch deshalb hart, da generell keine Winterpause eingerichtet war. Vielmehr konnte auch im Winter je nach Wetter an den Wochenenden gerodelt werden. In der Woche vor Ostern wie auch im Sommer war durchgehend geöffnet.

Dick hofft neben der Rodel-Erlaubnis auf eine Möglichkeit zur Eröffnung der Außengastronomie, wenn das landesweit wieder gestattet wird, sieht beides aber voneinander getrennt. Als besondere Maßnahmen zur Einhaltung der Hygieneregeln weist er auf eine Ampel hin, mit der Begegnungsverkehr auf einer kleinen Brücke, die von der Gastronomie hinunter zum Start des Schlepplifts führt, vermieden wird. Potenzielle Rodler müssten auf dem Tennisplatz warten, bis die Ampel für sie grün zeige, unten am Kassenhäuschen sei ein Abstand von 1,50 Metern zu wahren, und über den Hebel für die Steuerung des Schlittens werde für jeden neuen Gast eine Papiertüte gezogen. „Die Menschen wollen raus, das hat sich im vergangenen Sommer gezeigt, die Rodelbahn ist eine menschenfreundliche Sache“, sagt Dick. „Geben Sie den Betrieb der Sommerrodelbahnen frei! Verbieten Sie den Bürgern nicht weiterhin das Rodeln!“, schließt der offene Brief an die Ministerin.

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