Jahrestag der Flutkatastrophe Bischof Ackermann und Präses Latzel halten Gedenkgottesdienst in Ahrbrück

Ahrbrück · Ein ökumenischer Gottesdienst in Ahrbrück erinnerte an Flutopfer vor einem Jahr. Bischof Ackermann und Präses Latzel versuchen in ihrer Predigt, den Menschen Hoffnung für die Zukunft zu geben.

 Viele Menschen sind zu dem ökumenischen Gottesdienst in Ahrbrück gekommen.

Viele Menschen sind zu dem ökumenischen Gottesdienst in Ahrbrück gekommen.

Foto: Martin Gausmann

Auch am vergangenen Freitag fanden im ganzen Ahrtal Gedenkfeiern und Gottesdienste für die Opfer der Flutkatastrophe des vergangenen Jahres statt. Um zusammen mit den Anwohnern einen ökumenischen Gottesdienst an der Auferstehungskapelle im besonders betroffenen Ahrbrück zu feiern, waren eigens Präses Thorsten Latzel und Bischof Stephan Ackermann an den mittleren Ahrlauf gekommen.

Den ganzen Tag hatten sich die beiden schon bei diversen Einrichtungen, wie beispielsweise dem Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr in Ahrweiler, einen Eindruck von der Lage vor Ort ein Jahr nach der Katastrophe gemacht.

Hunderte Menschen waren der Einladung gefolgt und versammelten sich am Nachmittag auf der Wiese vor der Kapelle, um zusammen zu beten und ihrer Trauer Raum zu geben. Die Geistlichen standen dabei auf einem überdachten Podium, das üppig geschmückt war mit Sonnenblumen. Das hatte einen Grund: Eine junge Bewohnerin aus Insul erinnerte sich, dass einige Zeit nach der Katastrophe plötzlich etliche dieser Blumen am Ahrufer wuchsen. „Ein starkes Zeichen der Hoffnung“, wie die junge Frau sagte. Am Ende der Feier wurden die Blumen an die vielen Anwesenden verschenkt.

Pfarrerin Claudia Rössling-Marenbach von der Evangelischen Gemeinde Adenau begrüßte unter dem Zelt Präses Latzel und den Bischof Ackermann. Hinter ihnen war zu lesen: „… dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“. Denkanstöße dazu gab es von den beiden Geistlichen, die in einer gemeinsamen Predigt versuchten, Antworten auf die schwierigen Fragen zu geben: Warum musste so etwas geschehen? Wieso lässt Gott das zu? Und was gibt mir die Kraft, nach vorne zu leben und wieder neu anzufangen? Sie gliederten ihre Ansprache an die Gemeinde in „vier Anläufe zum Hoffen“ – in Anlehnung an den Trostbrief, den Jeremia damals an die Exilierten in Babylon geschrieben hatte.

Christliche Hoffnung statt leerer Durchhalteparolen

„Die Flut hat Menschen getötet, Häuser weggerissen, Lebenspläne zerstört. Und sie hat bei vielen Betroffenen tiefe Spuren hinterlassen“, sagte der rheinische Präses Thorsten Latzel. Er sprach von sinnloser Zerstörung und Chaosmächten. Hoffnung könne nur langsam neu wachsen. Angesichts der unvorstellbaren Zerstörung hätten viele Menschen den Eindruck: ,Meine Heimat ist nicht mehr meine Heimat‘, so der Trierer Bischof Ackermann weiter, der selbst sieben Jahre in unmittelbarer Nähe zum Ahrtal gelebt hat.

Ackermann sagte, viele Menschen hätten das Ahrtal traumatisiert, resigniert und unter Abschiedsschmerz verlassen. Für diejenigen, die geblieben seien oder zurückkehren wollten, sei das Ahrtal Heimat oder könne wieder Heimat werden. Ackermann wandte sich gegen Durchhalteparolen, die sich „wenig um die Realitäten scheren und auf die Gefühle von Menschen keine Rücksicht nehmen“. Dagegen gebe es auch Worte, die kraftvoll Mut machen könnten. Dazu zähle für ihn die christliche Hoffnung, die Unglück nicht beschönige und um die Abgründe menschlichen Lebens wisse.

Als Zeichen für die Hoffnung und den Blick nach vorne wurde auch verkündet, dass die Gemeinde die Bänke nach der Flut aus der Kapelle rausgeräumt habe und diese nun als Pilgerstätte für Wanderer wiederherrichten wolle.

(mit dpa)
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