Bräuche an Ostern Welche Bedeutung Eier an der Ahr einst hatten
Kreis Ahrweiler · Eier spielten schon in der Vergangenheit eine besondere Rolle im Ahrtal. Mehrere Bräuche sind damit verbunden. Auch für Spiele wurde das Ei verwendet.
Was sind Ostereier? „Bunte Eier für die Kinder“, würden viele sagen. Oder „Zier-Eier an Sträuchern.“ Überhaupt scheint das schmucke Oval als Dekoration fürs Fest unentbehrlich. Soweit korrekt, aber zu kurz gegriffen. Das Ei, in vielen Kulturen Sinnbild des Lebens, steht im Christentum für die Auferstehung Jesu. Eier erscheinen seit dem Mittelalter in Verbindung mit Ostern. So wurde die Eierweihe im 12. Jahrhundert in die Liturgie des christlichen Hochfestes aufgenommen. Pastor und Küster gingen in die Häuser der Eifel, um Brot, Salz, Wasser und Eier zu segnen. Ihr Lohn: eine Eierspende. Der Eier wegen waren in der Vergangenheit viele Grüppchen auch im Kreis Ahrweiler um Ostern unterwegs. Einige lieferten sie als Naturalzins bei ihrem Lehnsherrn ab, andere nahmen Eier entgegen für erbrachte Dienste, wieder andere erhielten Eier als Geschenk.
Denn Ostern war einer der Termine, an dem die Pächter Abgaben in Form von Naturalien an die Grundherren zu entrichten hatten. Am Ende der Fastenzeit, während der ursprünglich keine Eier verzehrt werden durften, entstand praktischerweise ein Überschuss, der als Zahlungsmittel zur Verfügung stand.
Pfarrer bekommt Kommunionseier
Der Pfarrer erhielt spätestens seit dem 15. Jahrhundert sogenannte Beichteier und Kommunionseier. Ein Verzeichnis über Pfarrerseinkünfte in Wershofen von 1847 hält fest: „Der Pfarrer erhält von jedem Kommunikanten 2 Eier, sodann auch 2 Eier von einer jeden Haushaltung. Die ersteren werden Beichteier, die letzteren Weihwassereier genannt. Der Küster bekommt von jeder einzelnen Haushaltung ein Ei.“ Auch die Messdiener ließen sich Eier geben, meist, wenn sie das Taufwasser in die Haushalte brachten. Entweder vertraten sie Pfarrer und Küster oder sie sammelten für die eigenen Dienste.
Nicht nur einheimische Eiergänger traf man auf den Straßen an. Kurz vor Ostern zog etwa in den Dörfern der Grafschaft und im unteren Ahrtal ein Bruder des Remagener Klosters Apollinarisberg mit einem Helfer und der Bitte um Eier von Haus zu Haus. Die Kinder schließlich suchten an Ostern ihre Paten auf, bei denen sie mit einem Eiergeschenk rechnen durften. In Wershofen sind die Hühnerprodukte gar als Liebespfand belegt. Die Mädchen überreichten dort den Burschen, die sie am Ostersonntag ersteigert hatten, je nach Zuneigung einige Ostereier. Die Eiergaben ragten somit vom religiösen in den wirtschaftlichen Bereich hinein. Zuweilen wirkten sie ehestiftend.
„Eierkippen“ an der Ahr
Es entwickelte sich darüber hinaus eine spielerische Komponente. Zu den im Rheinland überall beliebten und sehr verbreiteten Eierspielen zählt das in der Region als „Eierkippen“ bekannte Spiel. Im Siedlungsgebiet Ahrbrück spielten es die jungen Männer, indem sie mit hartgekochten Eiern Spitze an Spitze schlugen. Wessen Ei heil blieb, durfte das gegnerische einheimsen. Die Jüngeren vergnügten sich mit Ostereierwerfen. Gewinner war, wer am weitesten warf, ohne sein Ei zu verletzten. Beide Spiele sind vereinzelt nur noch in den 1960er-Jahren gespielt worden. Relativ jung ist dagegen das Ostereierschießen, zu dem etwa die Sportschützen Bad Breisig alle Aktiven samt Familien und Freunden auch dieses Jahr eingeladen haben.
Vor rund 100 Jahren, im November 1922, kauften die Schwestern des Klarissenklosters in Bad Neuenahr für 25.000 Mark Stoffe, Seide und alles Notwendige, um für den Turnverein Landskron 08 Heppingen eine Fahne zu fertigen. Glasmaler Heinrich Maier aus Neuenahr hatte sie entworfen. Der Verein hatte sie in Auftrag gegeben. Zu seiner Finanzierung zahlten die Mitglieder einen monatlichen Betrag. Eine Rolle bei der Bezahlung sollten auch besondere Ostereier spielen, als Relikt einer vergangenen Tausch- und Naturalwirtschaft. Um die Schwestern zu unterstützen, aber auch um eine preisgünstige Fahne zu erhalten, hielt man im Dorf eine Sammlung ab, ohne auch nur ein Haus auszulassen. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen, sodass die Schwestern zwei Wagen Lebensmittel erhielten, darunter allein 35 Zentner Kartoffeln, mehrere Zentner Obst und Gemüse sowie Salz. Zu Ostern gab es dann einen Nachschlag von 200 Eiern. Heinz Lindlahr berichtet im Buch „Bad Neuenahr-Ahrweiler in alten Ansichten Band 2“: „Mutter Äbtissin erklärte, damit sei der Arbeitslohn schon bezahlt. Die Fahne wurde von den Schwestern in feinster Seidenstickerei und Handarbeit hergestellt und beim Bezirksturnfest 1923 geweiht.“