Kulturdenkmal in Rech Denkmalschützer kritisieren Abriss der Nepomukbrücke

Rech · Die Flutkatastrophe hat das Kulturdenkmal „Nepomukbrücke“ in Rech zerstört. In einer Publikation der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wird Kritik an Plänen zu deren Abriss laut. Auch Rechs Bürgermeister Dominik Gieler schaltet sich ein.

 Liegt seit der Flutkatastrophe in Trümmern: die Nepomukbrücke in Rech.

Liegt seit der Flutkatastrophe in Trümmern: die Nepomukbrücke in Rech.

Foto: Martin Gausmann

„Sie steht als trutziges Symbol der Standhaftigkeit mitten in der Ahr: die Nepomuk-Brücke in Rech. 350 Jahre trotzte sie allem Unbill der Geschichte und des Wetters. Die Flut im Juli 2021 riss einen der vier Brückenbögen weg, nun soll sie endgültig fallen.“ So stellt Autorin Ursula Schirmer die Situation in Rech in der April-Ausgabe der Zeitschrift „Monumente“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz dar. Mit zwei Bildern auf einer ganzen Seite in dem Heft.

Bekanntlich soll die Brücke, die seit 1981 als Kulturdenkmal geschützt ist, fallen. Das hat der Rat der Gemeinde Rech beschlossen. Der totale Abriss ist allerdings laut Bürgermeister Dominik Gieler noch nicht definitiv. Seitens der Denkmalbehörde sei eine weitere Prüfung erforderlich. „Die warten wir ab“, so Gieler.

Flut schwemmt Hausteile an der Brücke an

Die Autorin geht auf die Geschichte der Brücke ein: 1723 errichtet, zunächst mit zwei Bögen, später auf vier Bögen erweitert. Die Brücke verbindet den Ortskern von Rech mit der Bundesstraße 267, und sie hat die Flut von 1910 überstanden. In der Flutnacht 2021 aber waren Bäume, Autos, Wohnwagen und Teile zerstörter Häuser an der Brücke hängen geblieben, hatten das Wasser gestaut und so die grauenhafte Überflutung des Weindorfs, die Zerstörung von Häusern, Straßen oder Freizeitanlagen herbeigeführt und schließlich den südlichen Brückenbogen mit Teilen des Ufers fortgerissen.

Die Ursache für die Katastrophe sieht die Autorin allerdings nicht in der Brücke, sondern unter anderem in fehlenden Wasserrückhalteflächen am gesamten Flusslauf, in der Bodenversiegelung durch immer neue Bebauungsgebiete oder infolge hoher Fließgeschwindigkeiten.

Autorin wertet Abriss als falsch verstandenen Aktionismus

Schirmer stellt fest, dass für die nach der Flut neu ausgewiesenen „besonderen Gefahrenzonen“ bereits wieder Ausnahmegenehmigungen vom absoluten Bauverbot diskutiert werden. Den Abriss wertet sie als „falsch verstandenen Aktionismus auf Kosten der Identität und der touristischen Zukunft der Region.“ Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fordere allerdings, statt Abriss das vorhandene Wissen zum Hochwasserschutz zu nutzen und eine nachhaltige Wiederherstellung der Brücke anzugehen.

Rechs Bürgermeister Gieler kennt das Dilemma. Er weiß, dass auch im Dorf Stimmen gegen den Abriss laut sind. „Wir wollen die noch ausstehenden Prüfungen seitens der Denkmalbehörde abwarten“, sagt er. Ein Abriss sei sicherlich schade für die Brücke, je nach Ergebnis der Prüfung müsse sie allerdings weg, denn der Rat müsse das Wohl der Menschen im Ort im Auge halten, er habe sich die Entscheidung für einen Abriss nicht leicht gemacht.

Gleichgültig ist das Bauwerk im Ahr-Wasser den Rechern überhaupt nicht. Erst 2008 hatte die Gemeinde das Denkmal sanieren lassen. Kosten: 934.000 Euro. Die Schulden hat sie noch lange nicht abgezahlt. „Wenn sie weg muss, wollen wir nicht irgendeine Brücke bauen, sondern einen adäquaten Ersatz, das ist unser Ziel“, sagt Gieler.

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