Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler Der Bau der Pius-Kirche dauerte fast 30 Jahre

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Fast 1600 Gläubige versammelten sich heute vor 50 Jahren zur Einweihung des Gotteshauses. Fast 30 Jahre hatte der Bau der Pius-Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler gedauert.

 Wegen ihres ausladenden Dachs wirkt die Piuskirche wie ein großes Zelt.

Wegen ihres ausladenden Dachs wirkt die Piuskirche wie ein großes Zelt.

Foto: Anton Simons

Vor sechs Jahren feierte die Sankt-Pius-Pfarrgemeinde in Bad Neuenahr-Ahrweiler ihr Goldjubiläum. Aber die Gläubigen dieser zum 22. Juni 1963 neu geschaffenen Pfarrei mussten sich damals noch einige Jahre gedulden, bis ihnen ein eigenes Gotteshaus zur Verfügung stand. Eine im Jahr 1965 auf der Piuswiese gebaute provisorische Kirche brannte wegen eines Heizungsdefekts am am 12. Januar 1968 ab. Die Gottesdienste wurden in die Realschule an der Ahrweiler Schützenstraße verlegt.

Am 23. März 1969, also heute vor 50 Jahren, war es dann aber soweit: Fast 1600 Gläubige versammelten sich zur Einweihung der Pius-Kirche durch den Trierer Bischof Bernhard Stein.

Außen wie innen ist die aus roten Ziegelsteinen gemauerte Sankt Pius Kirche die jüngste im Stadtgebiet. Das langgezogene Sechseck, das den Grundriss der Kirche bildet, wird von einem weit ausladenden Dach überspannt. Es lässt die Piuskirche wie das “Zelt Gottes” (Offenbarung 21,3) wirken, zugleich aber auch wie ein großes Schiff, in dessen Bug der Altarraum und in dessen Heck Portal, Orgelempore und Aufgang eingebaut wurden.

In der Mitte zwischen Sankt Marien und Sankt Laurentius

Während die Grundrisse der beiden Nachbarkirchen – Sankt . Laurentius in Ahrweiler und Sankt Marien in Bad Neuenahr – der West-Ost-Ausrichtung des Ahrtals folgen, stellt die fast auf den Meter genau in der Mitte zwischen diesen Gotteshäusern stehende Pius-Kirche mit ihrer Nord-Süd-Ausrichtung eine Querverbindung her. Die beiden Seitenschiffe wirken dabei „wie Arme, welche die beiden Stadtteile bei der Hand nehmen möchten, um sie zusammenzufügen“, wie Birgit Wittpohl, heute Konrektorin der Grundschule Bad Neuenahr, im Jahr 2006 in ihrer Examensarbeit zu Pfarrgemeinde und Kirche Sankt Pius schrieb.

Stefan Leuer plante die Kirche. Der Architektur-Professor, am 13. Mai 1913 in Bad Neuenahr geboren und am 21. Februar 1979 in Köln gestorben, fühlte sich dem Kreis Ahrweiler zeitlebens in besonderer Weise verbunden. Neben seiner Lehrtätigkeit an der FH Köln schuf er im rheinischen Raum zahlreiche bedeutende Sakral- und Profanbauten. Im Kreis Ahrweiler plante er die Renovierung von Abteikirche und Seehotel Maria Laach sowie den „Langen Köbes“, den Aussichtsturm auf dem Neuenahrer Berg.

Die Innenausstattung der Piuskirche stammt ebenfalls zum großen Teil von Künstlern und Handwerkern aus der Region. Die aus hellem Trachyt gefertigte sechseckige Tabernakelstele beruht auf einem Entwurf des Saarbrücker Malers und Bildhauers Ernst Alt, von dem auch das bronzene Hauptportal der Laurentius-Kirche in Ahrweiler stammt. Der Hemmesser Steinmetz Rudolf Kniel führte Alts Entwurf aus.

Die ebenfalls sechseckigen Bronzetafeln außen an den Seitenwänden des Tabernakels stammen von Friede Classen, deren Atelier sich im Garten des katholischen Pfarrhauses an der Weststraße in Bad Neuenahr befand. Die Reliefs stellen die Eucharistiesymbole dar. Die bronzene Marienstatue am Übergang zwischen Altarraum und Westschiff, der Korpus Christi am Kreuz, die Tafel am Ambo sowie ein in der Kirche hängendes Pius-Relief stammen ebenfalls von Friede Classen.

Das buntverglaste Fensterband, das sich über den Altarbereich und die gesamte Giebelseite spannt, stammt aus der Kunstglaserei Maur in Ahrweiler. Im Zentrum des Fensters: eine Versinnbildlichung der alttestamentlichen Erzählung vom brennenden Dornbusch. Dort ereignet sich „eine regelrechte Rot-Explosion“, wie Birgit Wittpohl in ihrer Examensarbeit schreibt.

Examensarbeit von Birgit Wittpohl über die Kirche

Im Jahr 1972, drei Jahre nach Einsegnung der Kirche, baute die Orgelbaufirma Oberlinger aus Windesheim bei Bad Kreuznach auf der Empore über dem Hauptportal die aus 24 Registern und 1954 Pfeifen bestehende Orgel ein.

Das Geläut als letzter „Bauabschnitt“ der Kirche wurde erst 1984 bei der Eifeler Glockengießerei Mark in Brockscheid in Auftrag gegeben und im Jahr 1987 eingeweiht. So gesehen dauerte der Bau der Piuskirche fast 30 Jahre.

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