Nur Bares ist Wahres Der Kunde steht auf Bargeld

KREIS AHRWEILER · Die IHK Koblenz ist gegen Einschränkungen im Zahlungsverkehr. Die Händler sprechen von „Mumpitz“.

 Eine Kasse mit Euro-Scheinen und Münzen steht offen in einem Einzelhandelsgeschäft in Frankfurt (Oder) am 23.04.2010. Das Vertrauen der Deutschen in Banknoten ist ungebrochen - aller Bemühungen von Kreditkartenfirmen und Banken zum Trotz, Plastikgeld populärer zu machen. Ob beim Bäcker, an der Tankstelle oder im Supermarkt: Die meisten Einkäufe zahlen Deutschlands Verbraucher immer noch bar.

Eine Kasse mit Euro-Scheinen und Münzen steht offen in einem Einzelhandelsgeschäft in Frankfurt (Oder) am 23.04.2010. Das Vertrauen der Deutschen in Banknoten ist ungebrochen - aller Bemühungen von Kreditkartenfirmen und Banken zum Trotz, Plastikgeld populärer zu machen. Ob beim Bäcker, an der Tankstelle oder im Supermarkt: Die meisten Einkäufe zahlen Deutschlands Verbraucher immer noch bar.

Foto: picture alliance / dpa

Nur Bares ist Wahres? Der Handelsausschuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hat die aktuelle Diskussion ums Bargeld aufgegriffen. Die Mitglieder sehen mögliche Eingriffe in die freie Bargeldnutzung äußerst kritisch.

„Aus Sicht des Handels schränkt eine Abschaffung des 500-Euro-Scheins wie auch eine Bargeldobergrenze nicht nur die unternehmerische Freiheit für Geschäftsleute ein. Sie stellt auch eine Reihe von Branchen unter Generalverdacht und beschneidet auf der anderen Seite die Kunden in ihren Zahlungsmöglichkeiten“, fasst Robert Lippmann, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Koblenz, zusammen. „Die Diskussion um die Einschränkung des Bargeldverkehrs führt außerdem zu einer unnötigen Verunsicherung der Kunden in Sachen Datenschutz und Privatsphäre.“ Die IHK Koblenz vertritt die Interessen von 90 000 Unternehmen.

Eine Frage der Kontrolle

„Bargeld ist ein Kulturgut“, findet der Ahrweiler Fachhändler Marcus Schneider. Er könnte sich damit anfreunden, dass, wie bereits in Kleve praktiziert, Ein- und Zwei-Cent-Münzen quasi abgeschafft sind, „doch von allem anderen sollte man schön die Finger lassen.“ Das sieht Florist Jürgen Freund aus der Kreisstadt ebenso: „Kleinigkeiten mit Karte bezahlen, das ist absoluter Mumpitz.“ Und Fachhändlerin Monika Ott aus der der Ahrweiler Altstadt ergänzt: „Bargeld wird es immer geben. Nur so hat man die Kontrolle darüber, was man wirklich ausgibt. Ein Brötchen mit Karte, da sind die Kosten höher als der Ertrag.“

Das sieht die IHK ähnlich: Eine Bargeldobergrenze brächte durch steigende digitale Transaktionen auch mehr Kosten für den Handel mit sich. „Entgelte für bargeldlosen Zahlungsverkehr schmälern die Wettbewerbsfähigkeit der Händler, die die Kostensteigerungen nur zum Teil weiterreichen können“, sagt Patrick Raeschke, Handelsreferent in der IHK Koblenz. Und widerspricht auch dem Modell Kleve: „Der Einzelhandel im nördlichen Rheinland-Pfalz sieht bisher keine Veranlassung, an der Kasse auf- oder abzurunden. Ein- und Zwei-Cent-Münzen müssen bleiben.“ Und ein junger Handwerker ergänzt: „Ohne Bargeld gibt's kein Lappührche.“ Mal eben schwarz einen Flur fliesen oder den Auspuff schweißen, damit wäre dann Schluss. Aber Steuerehrlichkeit ist ein anderes Thema, wie auch das Trinkgeld für die Kellnerin im Café nebenan.

Und was sagt die Kreissparkasse Ahrweiler? „Die Abschaffung des 500-Euro-Scheins zu prüfen, erfolgt vor dem Hintergrund, die Geldwäsche zu erschweren. Ob das damit wirklich funktioniert, sei mal dahingestellt. Entscheidend ist die Kundennachfrage.

FDP sammelt Unterschriften

Und die ist im Moment klar gegen eine komplette Abschaffung des Bargelds“, sagte Sparkassensprecher Martin Pütz gestern. Vor dem Hintergrund, dass sich Internet-Bezahlformen wie Paydirekt immer weiter entwickeln, sinke zwar der Anteil an Barzahlungen, dieser Rückgang erfolge aber „sehr langsam“.

Fürs Bargeld geht jedenfalls die FDP im Kreis Ahrweiler bereits auf die Straße. An ihren Info-Ständen sammelt sie Unterschriften für den Erhalt des Bargeldes. „Der Zwang zu elektronischem Zahlungsverkehr würde in Zukunft alle Zahlungsströme digital dokumentierbar machen. Ein weiterer Schritt in Richtung gläserner Bürger. Bargeld ist ein Stück Freiheit”, begründet FDP-Kreisvorsitzender Ulrich van Bebber die Aktion .

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