Heimersheimer Weinfest Der Reigen der Weinfeste an der Ahr wurde eröffnet

Heimersheim · Auch im zweiten Jahr nach der Flut fallen an der Ahr viele Veranstaltungen kleiner aus als bisher. So musste man in diesem Jahr beim Heimersheimer Weinfest auf den Festzug und eigene Weinmajestäten verzichten. Doch Bühnenprogramm und Stände lockten viele Besucher zum traditionellen Festauftakt.

 Auch wenn in wesentlich kleinerem Rahmen als sonst: Das Heimersheimer Weinfest zog am Wochenende wieder etliche Besucher an.

Auch wenn in wesentlich kleinerem Rahmen als sonst: Das Heimersheimer Weinfest zog am Wochenende wieder etliche Besucher an.

Foto: Martin Gausmann

Im vergangenen Jahr nach der Flutkatastrophe war kaum jemandem an der Ahr nach Wein- oder Winzerfesten zumute, zumal die zerstörte Infrastruktur dies auch an kaum einem Ort zuließ. In diesem Jahr sieht das schon wieder anders aus. In fast allen Winzerorten im Ahrtal sind Feste rund um die Weinrebe geplant, deren Lese in diesen Tagen beginnt. Traditionell machte Heimersheim am Wochenende den Auftakt. Dabei muss das 25-jährige Jubiläum des Historischen Weinfestes mit seinem mittelalterlichen Charme, mit dem die Heimersheimer seit den 1990er Jahren Jahr für Jahr viele Tausend Menschen lockten, noch ein wenig warten.

Nicht zum ersten Mal wurde das Jubiläum verschoben. „2020 ging es wegen Corona nicht, 2021 wegen der Flut, dieses Jahr sieht es ähnlich aus“, sagt Barbara Dietrich. Sie ist die neue Vorsitzende des Vereins „Wir für Heimersheim“, dem unter anderem acht Ortsvereine und einige Winzer angehören, die das Fest in diesem Jahr stemmten. Viele von ihnen haben noch mit den Nacharbeiten der Flut zu kämpfen, so dass man auch keine vereinseigenen Angebote in Höfen oder an vereinzelten Ständen im gesamten Ort präsentieren konnte. Man raufte sich zusammen, verteilte die Arbeiten und stand gemeinsam an mehreren Ausschank- und Imbissstationen auf dem Marktplatz. Die schönen Innenhöfe ringsum blieben in diesem Jahr verschlossen.

Mittelalterliche Dekoration und Festwagen sind der Flut zum Opfer gefallen

„Mittelalterlich und historisch“, das ging in diesem Jahr ebenfalls nicht und auch einen Festzug gab es nicht. Der Grund hierfür: Die Flutkatastrophe vom Juli 2021 hatte alles weggespült, vom Festwagen der Weinkönigin bis zu Jutetischdecken, Zelten oder Dekorationen. Kein Baldachin ist mehr da, kein Ausschankbecher, eigentlich überhaupt kein Inventar. Die Lagerstätte der Vereine war in unmittelbarer Nähe zum Mühlenteich gelegen, das Wasser schoss dort meterhoch durch die Räumlichkeiten und nahm alles mit. Ähnliche Probleme haben auch die Heimersheimer Karnevalisten, die noch viel mehr Festwagen verloren haben.

„Und auch die Akten und Papiere, wie alte Verträge mit Künstlern oder Marktbeschickern sind nicht mehr da“, so die neue Vorsitzende. Daher sei man auch froh, dass der alte Vorstand weiterhin beratend und helfend zur Seite stehe, so Dietrich. Hier seien viele Details noch in den Köpfen präsent. Dass das Team abtrat, lag an deren eigener Flutbetroffenheit, die im Wiederaufbau keine Zeit fürs Ehrenamt lasse. Dafür gab es einen offiziellen Dank bei der Festeröffnung am Freitagabend. Diese leitete einen hochemotionalen Abend ein, Bürgermeister Guido Orthen verneigte sich vor der Bevölkerung ob ihres Einsatzes nach der Flut und dem Verbleib in der Heimat. Der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch sprach über die viele Hilfe, die das Tal erfahren habe. Und auch der neue Ortsvorsteher Jürgen Saess begrüßte Gäste und Gastgeber. Derweil hieß für Weinkönigin Annette Linden nach unfreiwillig langer, dreijähriger Amtszeit, die Hochzeit und Nachwuchs beinhaltete, Abschied zu nehmen. Auch ihre Hofdame Mariella Cramer trat als solche ab, sie trägt aber noch die Krone der Ahrweinkönigin, repräsentiert das ganze Tal und begrüßte in dieser Funktion schon am ersten Festabend viele, viele Gäste auf dem Heimersheimer Marktplatz. Cramer drücken die Heimersheimer in den kommenden Wochen ganz besonders die Daumen, wenn sie zu den Kandidatinnen für das Amt der künftigen Deutschen Weinkönigin gehören wird.

Ohne großes Fest keine eigenen Weinmajestäten

Neue Heimersheimer Weinmajestäten wurden indes nicht proklamiert, Kandidatinnen hätte es gegeben. „Aber einer Weinkönigin ein abgespecktes Fest ohne Festzug zumuten, das wollten wir nun wirklich nicht“, sagte Barbara Dietrich. Sie freut sich, dass die Kandidatin für die Weinregentschaft des Jahres 2020 die lange Wartezeit von drei Jahren auf sich nimmt und im kommenden Jahr immer noch zur Verfügung stehen wird. „Dann werden wir ihr hoffentlich ein großes Jubiläumsfest mit allem, was dazugehört bieten können“, so die Vorsitzende. Wer besagte Kandidatin ist, weiß sie übrigens nicht. „Den Namen kennt nur der alte Vorstand.“

Auf dem Heimersheimer Marktplatz war bei bestem Sommerwetter an allen drei Festtagen richtig viel los. Das Bühnenprogramm bot für jeden Gast etwas. Partybands wie „Ambers Delight“ am Freitagabend oder die „Tropical’s“ am Samstagabend sorgten für eine durchgehend gut gefüllte Tanzfläche. Zum zünftigen Frühschoppen spielte die Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler am Sonntagmorgen auf und am Nachmittag gab es moderne Chormusik von den Heimersheimer Chören zu hören. Die Flasche Wein oder Sekt war zu moderaten Preisen zwischen 16 und 18 Euro erhältlich. Wer es ausgefallen mochte, testete einen Weincocktail. Derweil gab es sowohl deftige Speisen wie süße Leckereien vom großen Kuchenbuffet am Sonntag, an dem das zwangsläufig abgespeckte Heimersheimer Weinfest abends in gemütlicher Runde ausklang.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort