Zwischenbilanz in Dernau Ahr-Bürgermeister ist mit Wiederaufbau nach der Flut unzufrieden

Dernau · Der Bürgermeister von Dernau zieht ein Jahr nach der Flut im Ahrtal eine ernüchternde Bilanz. Er sagt: „Es hakt an allen Ecken und Enden, man kann es nicht begreifen.“ Für die Zukunft hat die Gemeinde viele Pläne.

 In Dernau – hier eine Aufnahme nach der Flut – geht es mit dem Wiederaufbau nur langsam voran.

In Dernau – hier eine Aufnahme nach der Flut – geht es mit dem Wiederaufbau nur langsam voran.

Foto: Martin Gausmann

„Die Dorfentwicklung wird uns die nächsten Jahre und Jahrzehnte beschäftigen, wir wollen die Zeit als Chance nutzen, uns nach der verheerenden Flut nachhaltiger, moderner, ökologischer aufzustellen.“ Das hat der Dernauer Bürgermeister Alfred Sebastian zu Beginn der gut besuchten Bürgerversammlung am Mittwochabend im Zirkuszelt in Dernau gesagt. Zum Wiederaufbau zog Sebastian eine ernüchternde Bilanz: „Wir haben in dem Jahr nach der Katastrophe viel getan, aber wenig auf die Beine gestellt, es geht sehr langsam, es hakt an allen Ecken und Enden, man kann es nicht begreifen.“

Es gibt aber auch ein paar Fortschritte: Im Dernauer Ortsteil Marienthal wurde jetzt die Bodenplatte für das künftige Freundschaftshaus gelegt. Verbunden damit ist die Zentrale für die Dorfwärme. Die Planung der neuen Marienthaler Dorfmitte ist fertig.

Immer noch kein neuer Standort für den Sportplatz

Woran es noch hakt, ist der Dernauer Sportplatz. Nach der Flut sollte er nicht wieder auf dem alten Gelände rechts der Ahr in der Ebene hergestellt werden. Als neuer Platz waren 15 Hektar Gemeindeland links der Ahr im Gespräch, allerdings weit oben an der Kreisstraße, fast schon in Esch. Mittlerweile gibt es Bedenken gegen den Standort, da kein Fußweg dorthin führt und ein Fahrradweg nicht zu realisieren wäre. Folglich richten sich die Überlegungen wieder auf den alten Standort an der Ahr. Der könnte ein Stück Richtung Hang verschoben werden, zwei Meter höher und damit raus aus dem neu festgesetzten Überschwemmungsgebiet. Aber: Es könnte Konflikte mit dem Naturschutz geben.

Vor der Flut hatte die Gemeinde die Ausweisung neuer Baugebiete auf den Weg gebracht: alle im neuen Überflutungsgebiet, wo nicht mehr gebaut werden darf. Jetzt stehen Flächen in der Lehmkaul (obere Bonner Straße) und in der Hanglage am „Schneeberg“ zur Debatte.

Zusätzlicher Bahnhaltepunkt für Marienthal möglich

Wie für die Gemeinden Mayschoß und Rech ist das Büro Stadt-Land-plus aus Boppard auch für Dernau mit Planungen für den Wiederaufbau beauftragt. In der Bürgerversammlung gab Stadtplaner Friedrich Hachenberg einen Überblick, bevor Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit hatten, sich in kleineren Gruppen genauer zu informieren und Ideen einzubringen.

Sie werden sich freuen, dass der neue Bahnhaltepunkt näher ans Zentrum rückt. Er kommt wieder an „Posten 6“, das ist in Nähe des Weinfestplatzes und in Nähe der Brücke. Die Bahn sei einverstanden, auch bezüglich eines zusätzlichen Haltepunkts für Marienthal zeigt sich Sebastian zuversichtlich. Dank der Elektrifizierung könnten die Züge schneller anfahren, und der Fahrplan gerate bei mehr Haltepunkten nicht durcheinander.

Weinfestplatz soll wieder hergestellt werden

Die von der Flut völlig zerstörte Brücke soll am alten Standort erneuert werden. Sebastian: „Dann ist es Wiederaufbau, der bezahlt wird, für den Bau an einem anderen Standort bekämen wir nichts.“ Wieder hergestellt werden soll auch der Weinfestplatz, der vor der Katastrophe gerade neu gestaltet worden war.

Ein Supermarkt für die Nahversorgung soll wieder ins Dorf, die Bundesstraße soll als „erlebbarer Straßenbereich“ gestaltet werden. Neu geplant werden muss die Führung des Radwegs. Das gerade fertiggestellte Gewerbegebiet im neuen Überschwemmungsgebiet braucht Hochwasserschutz. Die historischen, das Ortsbild prägenden Gebäude – meist Fachwerk – in der Ortsmitte müssen hochwassergerecht saniert werden. Und: Neue Wege und neue Treffpunkte beiderseits der Ahr müssen her. Publikumsmagnet könnte ein Panoramaweg mit Aussichtspunkten auf der alten Bahntrasse werden, an den Ahr-Ufern soll es künftig Platz für Bewegung, Camping, Parkplätze geben.

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