Kommentar zum Einzelhandel in Bad Neuenahr Die Angst vor der Verödung

Meinung | Bad Neuenahr-Ahrweiler · Auf den Einzelhandel kommen keine leichten Zeiten zu. Discounter, die neben Lebensmitteln auch Non-Food-Artikel angefangen von der Winterjacke bis zum Bademantel, von der Uhr bis zur Waschmaschine anbieten und natürlich der Online-Handel, der anders als der stagnierende Einzelhandel Zuwachsraten von 50 Prozent und mehr hat, lassen erkennen, wohin die Reise geht.

Wer als Facheinzelhändler nicht mit besonderen Angeboten, Attraktionen, Anreizen und Alleinstellungsmerkmalen aufwarten kann, wird nicht nur Probleme bekommen - er hat sie längst. Hohe Mieten addieren sich neben den schrumpfende Umsätzen zu einem düsteren Szenario. Gäbe es Filialisten wie Tchibo, Rossmann, Kaiser´s oder Fielmann als Magneten und Frequenzbringer nicht, hätten sich die über dem Einzelhandel schwebenden dunklen Wolken längst zu einem kräftigen Einzelhandels-Unwetter ausgeschüttet.

Das weiß auch die Stadt, die einer denkbaren Verödung der Innenstadt mit allen Kräften begegnen will. Mit der Landesgartenschau als Impulsgeber liefert man dem Handel die Kundschaft in 2022 frei Haus, mit besten Parkmöglichkeiten und der äußerst gepflegten Innenstadt mit seinen Verweilzonen bietet die Stadt glänzende Rahmenbedingungen. Mehr kann sie nicht tun.

Die Gesetze der freien Marktwirtschaft, wird die Stadt nicht aushebeln können. Der Kunde bestimmt selbst, wo er was einkauft. Er alleine bestimmt die Dimensionen von Angebot, Bedarf und Nachfrage. Wenn Einzelhändler von einer Stadt verlangen, Ausdehnungen von Discountern zu verhindern, zeigt das auf, mit welchem Selbstverständnis man hier so unterwegs ist. Die für den Einzelhandel bittere Wahrheit ist: Discounter gibt es in ihrer Größe und Masse deshalb, weil die preisbewusste Kundschaft sie genau so haben will.

Die Kraft des Faktischen wird zeigen, dass der Einzelhandel nicht unter Denkmalschutz steht. Um zu überleben, bedarf es der Geschlossenheit , beispielsweise wenn es um Finanzierung und Gestaltung der Weihnachtsbeleuchtung geht - und der Kreativität. Ein kleiner erster Schritt wäre ja schon getan, wenn es zu einheitlichen Öffnungszeiten käme, der Kunde mittags nicht vor einer verschlossenen Ladentüre stehen müsste.

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